Suhrkamp-Aktionär stirbt mit 59 Jahren
Ende 2014 unterlag er der Verlagserbin Ulla Unseld-Berkéwicz vor Gericht - nun ist der Suhrkamp-Aktionär Hans Barlach im Alter von 59 Jahren an einer Lungenentzündung gestorben. "Er war ein Obstrukteur", sagt Literaturkritiker Jörg Plath.
Der langjährige Suhrkamp-Gesellschafter Hans Barlach ist im Alter von 59 Jahren gestorben. Wie die Familie Barlachs der Nachrichtenagentur dpa mitteilte, starb der Verleger an einer Lungenentzündung.
Kritik an wirtschaftlicher Entwicklung von Suhrkamp
Jörg Plath, Literaturkritiker von Deutschlandradio Kultur, nannte Barlach am Mittwoch einen "Obstrukteur, jemanden, der nur Obstruktion betrieben hat. Jedenfalls war es das, was nach außen drang und was wir in den Gerichtsfluren von Berlin und Frankfurt immer wieder hören durften."
Barlach habe eine Unmenge von Prozessen gegen den Verlag angestrengt, sagte Plath, und auf diese Weise versucht, die Macht über das traditionsreiche Haus an sich zu reißen. Die Gesellschafterversammlungen bei Suhrkamp hätten "Scharmützeln geglichen".
In der Öffentlichkeit habe sich der Unternehmer, bis auf ein Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", wenig geäußert, sagte Platz. Bei den wenigen Gelegenheit habe er aber vor allem wirtschaftliche Argumente gegen die Verlagsleitung vorgebracht. Aus seiner Sicht habe der Verlag "zu wenig Umsatz" und "zu wenig Gewinn" gemacht.
Vor allem mit dem Vorschlag, der Verlag solle ein Jahr "darauf verzichten, Bücher zu verlegen", habe er die Autoren gegen sich aufgebracht. Diese hätten sich mit einem offenen Brief gegen Barlach gestellt und seiner Kontrahentin Ulla Unseld-Berkéwicz "den Rücken gestärkt".
Jahrelanger Rechtsstreit endete mit Niederlage Barlachs
Der Hamburger Medienunternehmer, ein Enkel des Bildhauers Ernst Barlach, hatte sich als Miteigentümer des Suhrkamp Verlags jahrelang einen erbitterten Rechtsstreit mit der Verlagschefin geliefert. Erst Anfang des Jahres war das traditionsreiche Haus in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden.
Damit war der Kampf zwischen der von Unseld-Berkéwicz geführten Mehrheitsgesellschafterin, der Familienstiftung, und dem Minderheitsgesellschafter Barlach entschieden. Barlach war 2006 als Investor in den Verlag eingestiegen. Bald darauf hatten sich die beiden Suhrkamp-Protagonisten heillos zerstritten.
2013 steuerte Unseld-Berkéwicz Suhrkamp in eine kontrollierte Insolvenz. Mit Hilfe des gerade neu eingeführten Schutzschirmverfahrens sollte der Verlag in eine AG umgewandelt werden, in der Barlach seine weitreichenden Mitbestimmungsrechte einbüßen sollte. Der Plan ging auf, wenn auch mit einer eineinhalbjährigen Verzögerung, da sich Barlach gegen die Umwandlung vehement zur Wehr setzte.
Barlach-Gesellschaft reagiert mit Bestürzung
Die Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg hat mit Betroffenheit auf den Tod des Suhrkamp-Gesellschafters reagiert. "Mit Trauer und Bestürzung müssen wir den Tod unseres langjährigen Freundes, Förderers und Vorstandsmitgliedes Hans Barlach zur Kenntnis nehmen, der uns als Enkel des Künstlers über Jahrzehnte treu zur Seite stand und unsere Arbeit in vielen Belangen beförderte", sagte Vorstand Jürgen Doppelstein am Mittwoch in Hamburg. "Auch wenn sich Hans Barlach in den letzten Jahren nicht mehr so vollständig für unsere Gesellschaft engagieren konnte, hoffen wir sehr, die Zusammenarbeit mit seiner Familie zukunftsorientiert fortsetzen zu können."
Die Ernst Barlach Gesellschaft betreut und erforscht seit 1946 das künstlerische und literarische Erbe des Bildhauers Ernst Barlach (1870-1938).
Programmtipp: Mehr zum Tod von Hans Barlach hören Sie in unserer Sendung "Studio 9" um 17:07 Uhr sowie in "Fazit" ab 23:05 Uhr.