Hans-Christian Ströbele zum Erfolgskurs der Grünen

"Jede Gelegenheit wahrnehmen, unseren Zielen näherzukommen"

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Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele sitzt in seiner Wohnung und blickt in die Kamera. Hinter ihm sind Regale voller Aktenordner.
Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele feiert am Freitag seinen 80. Geburtstag. Angela Merkel wirft er vor zu versagen. © Imago / Rolf Zoellner
Hans-Christian Ströbele im Gespräch mit Julius Stucke |
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Hans-Christian Ströbele freut sich über die Top-Umfragewerte seine Partei und die Arbeit der Parteispitze. Zu seinem 80. Geburtstags rät das grüne Urgestein, jede Machtoption wahrzunehmen. Einen Kanzlerkandidaten bräuchten die Grünen aber noch nicht.
Der Grüne Hans-Christian Ströbele gehört zu den populärsten Politikern seiner Partei. In Berlin gewann er 2002 als erster Kandidat von Bündnis90/Die Grünen ein Direktmandat für den Bundestag – sein Wahlspruch damals: "Ströbele wählen heißt Fischer quälen". Nun weisen Umfragen die Grünen zum ersten Mal als stärkste Partei in Deutschland aus. Für Ströbele ein Grund zu Freude, wie der Jurist und Vollblutpolitiker zu seinem 80. Geburtstag gegenüber Deutschlandfunk Kultur erklärt.
Der Aufschwung der Grünen zur stärksten Partei habe sich bereits bei den Wahlen zum EU-Parlament angebahnt, sagt Ströbele. Danach habe es erste Umfragen gegegen, in denen die Partei die Nummer eins gewesen sei: "Und jetzt stabilisiert sich das offenbar, was natürlich sehr gut ist, was mich sehr freut – aber wir haben auch schon schlechte Erfahrungen mit solchen guten Umfragewerten gemacht: Gerade in Berlin, wo wir mal die Regierende Bürgermeisterin stellen wollten und dann ist das bei der Wahl immer mehr in sich zusammengesunken."

Die Schwäche der anderen

Die Gründe für den Aufstieg im Bundestrend sieht der ehemalige Bundestagsabgeordnete sowohl in eigener Stärke als auch in der Schwäche der anderen Parteien. Diese seien "von ihrem Personal, ihrem Programm und dem, was sie realisiert haben, so schlecht, dass die Grünen die Alternative sind". Ihn freue vor allem, dass die Grünen offenbar glaubwürdig seien. "Wir haben auch das bessere Personal an der Spitze."
Die Grünen seien gut, die anderen versagten, sagt Ströbele, "bis hin zur Noch-Kanzlerin". Einst sei sie als Umweltkanzlerin bezeichnet worden, getan habe sie aber nichts.

Grüne Themen haben Konjunktur

Wichtig für den Aufschwung seiner Partei sei zudem, dass grüne Anliegen gerade Konjunktur hätten. "Die Grünen hatten die Klimakatastrophe und den Umweltschutz schon lange thematisiert", so Ströbele. "Wir wurden verlacht und verspottet", erinnert sich das grüne Urgestein. Nun könnten sich aber die anderen Parteien diesen Themen nicht mehr entziehen.
Doch auch die Grünen müssten sich anderen Fragen zuwenden: Datenschutz sowie Krieg und Frieden seien wichtig. Auf diese Fragen müssten die Grünen "klare Antworten geben", fordert Ströbele, der vor zwei Jahren sein Bundestagsmandat abgab.
Eine Regierungsbeteiligung und sogar einen grünen Kanzler würde Ströbele begrüßen: "Wir müssen jede Gelegenheit wahrnehmen, wo wir unseren Zielen näherkommen können."
Doch der ehemalige Anwalt warnt auch seine Partei: "Wir dürfen dann nur nicht werden wie die anderen." Für das Kanzleramt hätte Ströbele zumindest schon mal eine Idee: Der Dienstsitz des deutschen Regierungschefs könnte mit Solarstrom versorgt werden.

Warnung vor Debatte um Kanzlerkandidat

Die Debatte, ob Robert Habeck als Kanzlerkandidat aufgestellt werden soll, hält Ströbele für verfrüht. Wenn die Grünen einen Kanzlerkandidaten – oder eine Kanzlerkandidatin – aufstellen wollten, dann sollten sie das rechtzeitig machen, aber noch nicht jetzt, rät Ströbele seiner Partei.
"Es sei denn, da stehen plötzlich Neuwahlen an. Aber davon gehe ich nicht aus. Das wird sich die - in Anführungszeichen - Große Koalition nicht leisten können."
(rzr/mfu)
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