Architekturzentrum statt "schöner Schinkel-Stube"
Sie gilt als Ikone der Architekturgeschichte: die Schinkelsche Bauakademie. Jetzt hat der Bundestag 62 Millionen Euro für den Wiederaufbau freigegeben. Architekt Hans Kollhoff, Präsident des Vereins Internationale Bauakademie Berlin, warnt davor, den Bau als Ausweichort für das Humboldtforum zu verschenken.
Die Berliner Bauakademie von Karl Friedrich Schinkel wurde 1836 eröffnet - und im Februar 1945 von Bomben zerstört. Seit Jahrzehnten wird ihr Wiederaufbau vorangetrieben. Doch es blieb bislang bei Lippenbekenntnissen seitens der Politik.
Inzwischen jedoch gibt es Bewegung: Das historische Grundstück ist frei, die Planung liegt vor, der Bauantrag ist genehmigt – und nun hat der Haushaltsausschuss des Bundestages beschlossen, im kommenden Jahr 62 Millionen Euro für den Wiederaufbau freizugeben.
Seit 2004 nur noch als Attrappe vorhanden
"Dass jetzt der Bund einspringt, ist großartig", sagte Architekt Hans Kollhoff, der Präsident des Vereins Internationale Bauakademie Berlin, erfreut im Deutschlandradio Kultur. Der Bau gilt als wegweisend für das 19. Jahrhundert. Die DDR hatte ihn nach schweren Beschädigungen durch Bomben im Zweiten Weltkrieg 1962 abreißen lassen. Seit 2004 erinnert eine in Originalgröße errichtete Attrappe an den geometrisch gegliederten Backsteinbau.
Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller begrüßte den Beschluss und geht davon aus, dass die Bauakademie "mit Sicherheit zu einem Besuchermagneten avancieren wird." Hans Kollhoff wünscht sich jedoch eine deutlich weitreichendere Bedeutung dieses Ortes.
"Ich hoffe, es wird ein Haus der Architektur wie zu Schinkels Zeiten. Und zwar nicht nur als Museum, ich kann da oben natürlich eine schöne Schinkel-Stube einrichten, und vielleicht zieht das dann die Besucher an, aber ich glaube, das muss ein Ort werden, wo eine lebendige Auseinandersetzung um die Architektur gepflegt wird, eine Auseinandersetzung zwischen der Gesellschaft und den Architekten, da ist genug Zündstoff heute."
So könnte das Haus tatsächlich zu einem Magneten werden, so Kollhoff.
"Aber nicht – wie es in der Presse heißt – in dem man jetzt den Teil einer Bibliothek dort unterbringt, die im Humboldtforum keinen Platz mehr hatte. Das ist eine relativ absurde Vorstellung."
Vielmehr gelte es auf der Basis der Berliner Architektursammlungen, die in verschiedenen Museen verstreut sind, "ein Kompetenzzentrum zu errichten, wo über Architektur geforscht, debattiert und vielleicht sogar gelehrt wird."