Hans-Ulrich Treichel: "Schöner denn je"
Suhrkamp, Berlin 2021
175 Seiten, 22 Euro
Zwei Männer auf der Suche nach Nähe
12:49 Minuten
Wieder das alte West-Berlin: Hans-Ulrich Treichel lässt seinen neuen Roman "Schöner denn je" in einer Gegend spielen, die ihm aus seiner eigenen Studienzeit sehr vertraut ist. Im Zentrum steht eine Männerfreundschaft.
In Hans-Ulrich Treichels neuem Roman "Schöner denn je" geht es um zwei körper- und charakterlich sehr unterschiedliche junge Männer. Der eine schaut hoch zum anderen und erlebt ihn als unerreichbar. Wie kann es in einer solchen Konstellation eine Balance oder überhaupt Nähe geben?
Im Gespräch stellt der Schriftsteller diese Ausgangssituation so vor:
"Das sind zwei Schüler aus der Provinz in Norddeutschland. Der eine ist ein Bewunderer des anderen, der eine wirbt um die Freundschaft des anderen. Aber es gelingt ihm eigentlich nie so richtig, ihm nahe zu kommen. Es sind gegensätzliche Charaktere. Der eine ist ein lässiger junger Mann. Der andere ist ein Schüler, der schon die ersten Geheimratsecken bekommt."
Achtzimmerwohnung in West-Berlin
Andreas und Erik begegnen sich später wieder, als Andreas nach einer Trennung eine Wohnung sucht. Schauplatz ist das alte West-Berlin in Nähe zum Kurfürstendamm und damit eine Gegend, in der auch Hans-Ulrich Treichel viel Zeit verbracht hat.
Erik ist inzwischen Filmarchitekt geworden und gibt Andreas Unterschlupf in seiner Achtzimmerwohnung. Der Roman gewinnt an Fahrt, als in dieser Wohnung eine Schauspielerin anruft, die Andreas schon immer bewundert hat und mit der es zu einem Treffen kommt.
"Es geht um den Herzschlag"
Erzählt ist das Buch im melancholisch-sanften Ton des Andreas, der immer etwas gedrückt wirkt, aber auch hellwach.
Wie schreibt man so etwas? Treichel sagt, dass er bei der Arbeit tief in sich hinein lausche. Das Schreiben sei für ihn keine technische Angelegenheit.
Stilistisch könne man niemandem das Schreiben beibringen, meint der Autor, der lange am Leipziger Literaturinstitut unterrichtet hat. "Es geht um den Herzschlag, den speziellen, den bringt man mit", und "letztlich ist es sozusagen auch eine Frage des inneren Rhythmus, des Gefühls, des Instinkts. Entweder man findet diese Schwingung für sich selber oder man findet sie nicht."
(huc)