Leben in der Bubble
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Seit 50 Jahren lebt der Architekt Hans-Walter Müller inzwischen in einem aufblasbaren Haus. Ein neues Buch will sein Werk jetzt bekannter machen. Müller selbst ist optimistisch: Wenn nicht auf der Erde, werde sich seine Architektur auf dem Mars durchsetzen.
Seit Anfang der 1970er-Jahre lebt der Architekt und Künstler Hans-Walter Müller auf einem großen Gelände neben einem Flugplatz in der Nähe von Paris. Sein Haus ist etwas ganz Besonderes: Müller beschreibt es als ein Zelt mit Überdruck. Ständig müsse der Ventilator in dem aufblasbaren Haus laufen, um den Druck entsprechend zu verteilen: „Man ist weniger in Sicherheit und mehr mit der Natur verbunden“, beschreibt Müller das zentrale Wohngefühl.
Ursprünglich wollte er sich nur mit aufblasbaren Häusern beschäftigen, doch dann sei ihm schnell klargeworden, dass er auch selbst in einem leben müsse, um zu wissen, „was man machen kann und was man nicht machen kann“, sagt Müller.
Müller hat Architektur in Darmstadt studiert, schon sein Vater war Architekt: „Der Unterschied ist nur, dass ich nichts mehr mit der Schwerkraft zu tun habe“, erzählt der Sohn. Nicht mehr Stein auf Stein wollte er bauen, sondern sich die Neugier und den Spieltrieb eines Kindes erhalten und ein Leben lang neugierig bleiben.
"In jedem Augenblick bewusst leben"
Für Architektur-Kenner hat Müllers Werk einen gewissen Legenden-Status. Dennoch ist sein Werk bisher kaum bekannt. Das wollte der Designer Robert Stürzl ändern und hat soeben ein Buch über Müllers aufblasbare Häuser, die „Volumen“, veröffentlicht: „Hans-Walter Müller und das lebendige Haus“.
Schon bei seinem ersten Besuch im Herbst 2015 war Stürzl fasziniert von Müllers Werk. Temporäre Architektur gebe es viel, sagt Stürzl, aber in den "Volumen" könne man leben.
Überhaupt sei der Begriff des Lebens zentral für seine Architektur, ergänzt Müller. Jedes Haus sei selbst erbaut und somit ein Produkt der eigenen Lebendigkeit: „Das schlage ich auch meinen Kunden vor, dass sie in jedem Augenblick leben und sich bewusst sind, dass sie geboren wurden, und dass das etwas Absurdes und Wunderbares ist, und dass man damit etwas machen muss und nicht einschlafen darf.“
Wenn nicht auf der Erde, dann auf dem Mars
Der Moment, in dem seine Häuser bekannter und Massenware werden, sei zwar noch nicht gekommen. Die Leute wollten nach wie vor alles "fest haben und besitzen", meint Müller. Damit seine Häuser Mainstream werden, müssten sich die Menschen noch ändern. Aber seine Volumen hätten auf jeden Fall eine Zukunft, „und wenn nicht auf der Erde, dann auf dem Mars oder auf dem Mond“.