Happy Birthday! Das legendäre P1 in München wird 60
Prinzregentenstraße 1, diese Münchner Adresse war für amerikanische Besatzungssoldaten nach dem Zweiten Weltkrieg zu schwer auszusprechen, also tauften sie ihren Offiziersclub, ihren Amüsierstützpunkt 1949 kurzerhand "P One", woraus dann das "P1" wurde. Das P1, gelegen unter dem Münchner Haus der Kunst, ist heute eine legendenumrankte Münchner Nobel- und Prominentendiskothek – alle waren sie da: Schauspieler wie Tom Cruise, Musiker wie Mick Jagger, selbst der Maler Oskar Kokoschka feierte dort 1958 die Eröffnung seiner Ausstellung im Haus der Kunst. 2009 feiert das P1 sein 60jähriges Bestehen.
Sylvester burlesque" – so lautet das Motto, unter dem man in diesen Stunden feiert im Münchner "P1" – der Champagner fließt reichlich, und es wird schon so sein, wie angekündigt: eine Show mit enggeschnürten Korsagen, Schlangenfrau-Performance, mit Strips à la Dita von Teese und einer sicherlich ansehnlichen "Ponygirl"-Einlage. Die doch schon etwas ältliche Burleske wiederzubeleben – das passt zum P1, jenem Dino in der deutschen Discolandschaft, diesem Saurier, der sich irgendwie über die Zeiten hat retten können, und nun so alt wie die Bundesrepublik wird: 60 Jahre. Im Sommer erst warb das P1 für seine Flower-Power-"Generations of Love"-Party mit dem berühmten "Kommune 1"-Bild - die Nackerten, die sich an eine Wand lehnen -, Rainer Langhans war mit weiß wallender Mähne natürlich auch mit von der Partie. Es hat mal eine Zeit gegeben, in der sich das ausschloss: "Woodstock-Feeling" und P1.
Aber das ist lang her. Heute verleibt sich die große Anlaufstelle für Prominente und geldige Proleten einfach alles ein: P1, "die erste Adresse", als die sich "Deutschlands bekanntester Nachtclub" gerade noch im schön aufgemachten Bildband "Mjunik Disco" geehrt sieht, dieser Mythos hat einen großen Magen. Und nein: genährt hat den nicht jener Sohn von Uschi Glas, der sich heute im P1 prügelt und tags darauf in der Bild-Zeitung lesen darf, nur "mit angezogener Spaßbremse" bei der Sache gewesen zu sein. Auch die Spieler des FC Bayern, die allesamt Stammgäste des P1 sind und das Haus als ihre "Edelkantine" betrachten, haben den Ruhm des Ladens gewiss nicht begründet, es waren auch nicht der mal wieder mit einer Neuen anbandelnde Boris Becker oder der rüstige Hugh Hefner, der hier immer wieder gern mit seiner Playboy-Club-Tour gastiert, - seinen legendären Ruf verdankt das P1 ganz einfach seiner Tür. Einer harten, strengen Tür, wie man weiß.
Die Zahl derer, die an ihr abgewiesen wurden, ist Legion, und so ist es nur konsequent, dass ein Türsteher des P1, Damir Fister mit Namen, auch das erste Buch übers "Oanser" verfasst hat: "Members only", eine 2007 erschienene Schrift mit lauter angeblichen "Enthüllungen" übers Innenleben des maßlos überteuerten "Nahkampftempels", wie der Münchner Klatsch-Kolumnist Michael Graeter diesen Hort der Dekadenz heute noch nennt. Na gut, erfahren hat man aus dem P1 ja auch schon etwas durch den Bruder der Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, Alexander Graf von Schönburg-Glauchau, der in dem Gesprächsband "Tristesse Royale" seinen popliterarischen Mitstreitern anvertraute, er habe ja mal, ziemliches Privileg, auf der Empore des P1 mit Prince gesessen. "Die Treppe" sei "von einem Bodyguard bewacht" worden, triumphierte herrenmenschelnd der Adelsspross noch im nachhinein, "scharenweise Berufsmünchner" , die "ihre Seele verpfändet hätten, zu uns hinaufzukommen", glotzen hoch, "einige Mädchen rafften ihre Blusen und zeigten ihre Brüste" und den Snob überkam, das "Gefühl", wie ein Sklavenhändler" dort oben zu residieren: "einen Suchscheinwerfer dirigierend" ließ er schließlich "einzelne Mädchen" in seine Limousine "schleifen". Wie schön.
Ein "Chic-Nukleus", wie die Süddeutsche Zeitung in einem Text über den früheren P1-Gänger Rainald Goetz schrieb, ist dieses P1 wahrlich nicht mehr. Im Gegenteil, vor Jahren schon musste sich der Münchner Dichter Albert Ostermaier den Vorwurf gefallen lassen, er schreibe ja noch immer Lyrik "für Mädchen, die Mitte der Achtziger um Einlass ins P1 bettelten". Demodée, passé, das ist die große Zeit des P1, vorbei die Tage, in denen Maxim Biller, auch er längst nach Berlin abgewandert, das P1 zur "Körperdisco" erklären und formulieren konnte: "Der P1-Mensch ist überhaupt ganz prächtig anzuschauen, er ist immer schweißüberströmt, und wenn er nicht fickt, tanzt er." Gewiss, Models und Mannequins kommen immer noch, auch Paris Hilton verirrt sich noch hierhin, und irgendein Depp filmt sie dann und stellt das Ganze ins Netz.
Doch es erstrahlt kein Glanz mehr in der Hütte – stattdessen präsentiert man im P1 nunmehr Modenschauen mit Kollektionen von "Schatzi-Dirndl" und "Mausi-Schmuck". Da ist es wirklich besser, das P1 wartet nicht länger auf diejenigen, die ihnen die meiste Kohle bringen, die arabischen Scheichs nämlich, die mit den Dollarscheinen nur so herumwedeln, sondern eröffnet gleich eine Dependance in Dubai. So soll es geschehen, hat der noch amtierende Geschäftsführer, Klaus Gunschmann, jüngst verkündet. Ein P1-Duplikat im Wüstenstaat zum 60. Geburtstag, das ist doch was!
Aber das ist lang her. Heute verleibt sich die große Anlaufstelle für Prominente und geldige Proleten einfach alles ein: P1, "die erste Adresse", als die sich "Deutschlands bekanntester Nachtclub" gerade noch im schön aufgemachten Bildband "Mjunik Disco" geehrt sieht, dieser Mythos hat einen großen Magen. Und nein: genährt hat den nicht jener Sohn von Uschi Glas, der sich heute im P1 prügelt und tags darauf in der Bild-Zeitung lesen darf, nur "mit angezogener Spaßbremse" bei der Sache gewesen zu sein. Auch die Spieler des FC Bayern, die allesamt Stammgäste des P1 sind und das Haus als ihre "Edelkantine" betrachten, haben den Ruhm des Ladens gewiss nicht begründet, es waren auch nicht der mal wieder mit einer Neuen anbandelnde Boris Becker oder der rüstige Hugh Hefner, der hier immer wieder gern mit seiner Playboy-Club-Tour gastiert, - seinen legendären Ruf verdankt das P1 ganz einfach seiner Tür. Einer harten, strengen Tür, wie man weiß.
Die Zahl derer, die an ihr abgewiesen wurden, ist Legion, und so ist es nur konsequent, dass ein Türsteher des P1, Damir Fister mit Namen, auch das erste Buch übers "Oanser" verfasst hat: "Members only", eine 2007 erschienene Schrift mit lauter angeblichen "Enthüllungen" übers Innenleben des maßlos überteuerten "Nahkampftempels", wie der Münchner Klatsch-Kolumnist Michael Graeter diesen Hort der Dekadenz heute noch nennt. Na gut, erfahren hat man aus dem P1 ja auch schon etwas durch den Bruder der Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, Alexander Graf von Schönburg-Glauchau, der in dem Gesprächsband "Tristesse Royale" seinen popliterarischen Mitstreitern anvertraute, er habe ja mal, ziemliches Privileg, auf der Empore des P1 mit Prince gesessen. "Die Treppe" sei "von einem Bodyguard bewacht" worden, triumphierte herrenmenschelnd der Adelsspross noch im nachhinein, "scharenweise Berufsmünchner" , die "ihre Seele verpfändet hätten, zu uns hinaufzukommen", glotzen hoch, "einige Mädchen rafften ihre Blusen und zeigten ihre Brüste" und den Snob überkam, das "Gefühl", wie ein Sklavenhändler" dort oben zu residieren: "einen Suchscheinwerfer dirigierend" ließ er schließlich "einzelne Mädchen" in seine Limousine "schleifen". Wie schön.
Ein "Chic-Nukleus", wie die Süddeutsche Zeitung in einem Text über den früheren P1-Gänger Rainald Goetz schrieb, ist dieses P1 wahrlich nicht mehr. Im Gegenteil, vor Jahren schon musste sich der Münchner Dichter Albert Ostermaier den Vorwurf gefallen lassen, er schreibe ja noch immer Lyrik "für Mädchen, die Mitte der Achtziger um Einlass ins P1 bettelten". Demodée, passé, das ist die große Zeit des P1, vorbei die Tage, in denen Maxim Biller, auch er längst nach Berlin abgewandert, das P1 zur "Körperdisco" erklären und formulieren konnte: "Der P1-Mensch ist überhaupt ganz prächtig anzuschauen, er ist immer schweißüberströmt, und wenn er nicht fickt, tanzt er." Gewiss, Models und Mannequins kommen immer noch, auch Paris Hilton verirrt sich noch hierhin, und irgendein Depp filmt sie dann und stellt das Ganze ins Netz.
Doch es erstrahlt kein Glanz mehr in der Hütte – stattdessen präsentiert man im P1 nunmehr Modenschauen mit Kollektionen von "Schatzi-Dirndl" und "Mausi-Schmuck". Da ist es wirklich besser, das P1 wartet nicht länger auf diejenigen, die ihnen die meiste Kohle bringen, die arabischen Scheichs nämlich, die mit den Dollarscheinen nur so herumwedeln, sondern eröffnet gleich eine Dependance in Dubai. So soll es geschehen, hat der noch amtierende Geschäftsführer, Klaus Gunschmann, jüngst verkündet. Ein P1-Duplikat im Wüstenstaat zum 60. Geburtstag, das ist doch was!