Hardy Krüger verkörperte nicht nur den "guten Deutschen", sondern auch eine neue Art von Männlichkeit, weil er gut aussah und ein sehr guter Schauspieler war, sagt der Filmkritiker Patrick Wellinski .
Hardy Krüger gestorben
Der Schauspieler Hardy Krüger wurde 93 Jahre alt. Hier zu sehen bei einer Buchvorstellung im März 2018. © imago / Lars Berg
Weltenbummler, Publikumsliebling und "guter Deutscher"
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Hardy Krüger wurde einer der ersten Filmstars aus Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Jetzt ist er im Alter von 93 Jahren gestorben. Schon früh hat er sich gegen Rassismus und Nationalismus in Deutschland engagiert.
Als der 15-jährige Hardy Krüger 1943 in dem NS-Propaganda-Film „Junge Adler“ von Regisseur Alfred Weidenmann einen angehenden Flugzeugmonteur spielt, sind Fiktion und Realität nah beieinander: Damals war er tatsächlich ein strammer Hitler-Junge. Hardy Krüger wird 1928 in Berlin als Sohn eines Ingenieurs geboren. Seine Eltern, überzeugte Anhänger der NSDAP, schicken ihn auf ein NS-Elite-Internat. Doch bei den Dreharbeiten für „Junge Adler“ lernt er in Babelsberg den Schauspieler Hans Söhnker kennen. (*)
"Ich bin also ein junger Nazi gewesen, und die Umstellung durch den Söhnker, der mir gesagt hat: 'Hitler ist ein Verbrecher!' Söhnker hat Juden versteckt in seinem Landhaus, und brachte die mithilfe eines anderen Schauspielers, Albert Flora, nach Konstanz und in die Freiheit. Und dazu brauchte er einen Kurier. Ich habe ein Doppelleben geführt. Meinen Nazi-Eltern konnte ich nicht sagen, dass ich bei Söhnker im Untergrund arbeitete."
Im März 1945 wird Hardy Krüger zur Waffen-SS eingezogen und zum Tode verurteilt, als er sich weigert, auf amerikanische Soldaten zu schießen. Der zuständige SS-Offizier führt die Exekution jedoch nicht aus, sondern macht ihn zum Meldegänger. Kurz darauf desertiert Krüger.
Publikumsliebling nach dem Krieg
Nach dem Krieg beginnt seine steile Karriere. Krüger übernimmt am Deutschen Schauspielhaus kleine Rollen, arbeitet beim Nordwestdeutschen Rundfunk als Sprecher und gehört zu den ersten Schauspielern unter Boleslaw Barlog am Schlosspark Theater in Berlin. Parallel dazu steht Krüger ab 1948 vor der Kamera, zum Beispiel in „Diese Nacht vergesse ich nie“, „Ich heiß Niki“ oder „Der Rest ist Schweigen“.
Dabei spielt Hardy Krüger meist eigensinnige, aber sympathische Charaktere und avanciert zum Publikumsliebling. Zudem agiert er oft in relativ anspruchsvollen Filmen mit den Stars der Zeit: mit Hildegard Knef und Sybille Schmitz in dem Liebesdrama „Illusion in Moll“, mit Maria Schell und O.W. Fischer in dem Film-im-Film-Drama „Solange Du da bist“ oder in der Liebesgeschichte „Zwei unter Millionen“, deren Dreharbeiten 1961 in Berlin stattfinden.
Karriere in Hollywood
In dem Film, den Krüger selbst produziert, spielt er einen Ostberliner Lkw-Fahrer, der einer jungen Frau hilft, in den Westen zu fliehen. Noch während der Dreharbeiten wird die Mauer gebaut.
"Ich bin zu dem Drehort hingekommen, und Soldaten waren dabei, Stacheldraht auszurollen", erinnerte er sich. "Genau da, wo wir am Samstag noch gedreht hatten. Und allmählich wusste ich, dass mein Film keine Liebeserklärung mehr sein würde, sondern er war Historie geworden."
Bereits Mitte der 1950er-Jahre arbeitet Krüger auch in Hollywood, wo er mit Regisseur Otto Preminger „Die Jungfrau auf dem Dach“ dreht. Dann steht er gemeinsam mit John Wayne für den Oscar-gekrönten Abenteuerfilm „Hatari“ von Regisseur Howard Hawks vor der Kamera. Als Flugzeugkonstrukteur Dorfmann rettet er 1965 in Robert Aldrichs Film „Der Flug der Phönix“ eiskalt kalkulierend eine in der Wüste notgelandete Truppe, darunter James Stewart als Flugkapitän.
Rollen als moralische Instanz
Hardy Krüger arbeitet mit Charles Aznavour und Cathérine Deneuve zusammen, mit Yul Brynner und Orson Welles, Claudia Cardinale und Sean Connery, Stanley Kubrick und Stanley Kramer. Blond und blauäugig, wird er auch immer wieder in Kriegsfilmen als deutscher Soldat besetzt. Jedoch meist als moralische Instanz, ein Vertreter für das „gute Deutschland“.
Und vor allem ist Hardy Krüger ein Mann von Welt: In den 60er- und 70er-Jahren lebt er auf seiner Farm am Fuße des Kilimandscharo, dann in einem Blockhaus in Kalifornien, in Palm Springs oder Hamburg. Wobei der Vater dreier Kinder seit 1978 mit der Fotografin Anita Park verheiratet ist. Außerdem schreibt er viele Bücher, oft Reiseliteratur.
"Als ich fünf, sechs, sieben Jahre alt war, hatte ich zwei große Träume: Ich wollte immer fliegen und ich wollte immer schreiben."
Weltenbummler und Antifaschist
Vor allem seine Buch- und TV-Reise-Serie „Weltenbummler“ ist in den 80er-Jahren ein großer Erfolg. Schließlich wirkt es 2017 wie der Abschluss seines Lebens, als Krüger, der unter anderem mit Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt und dessen Frau Loki befreundet war, seine Autobiografie „Was das Leben sich erlaubt“ veröffentlicht. Ob in dem Buch oder im realen Leben: Hardy Krüger engagierte sich immer wieder gegen Rechtsextremismus:
"Seit 1957, als die ersten Hakenkreuze an der Synagoge von Köln geschmiert wurden. Seitdem bekämpfe ich alles, was Alt-Nazi ist oder war und alle neuen Nazis."
(*) Redaktioneller Hinweis: Wir haben eine Jahreszahl korrigiert.