Harmonische Sangesbrüder
Weil im sachsen-anhaltinischen Roßlau bereits seit 175 Jahren der Männergesang gepflegt wird, ehrte Bundespräsident Horst Köhler den Verein in diesem Jahr mit der Zelterplakette. Doch die Mitglieder sehen ihre Pflege deutschen Liedguts in Gefahr, denn der Nachwuchs fehlt.
Singen ist im Chor am Schönsten. Aber nur unter Männern muss man in diesem Fall wohl sagen. Der Männerchor Rosslau aus Sachsen-Anhalt existiert seit 175 Jahren. Und das vierstimmig, schwärmt Bernd Falkensteiner, erster Tenor:
"Die vier Stimmen, die passen zusammen, dann klingt das wirklich wunderbar ein Männerchorgesang. Ich sage immer Frauenchöre piepsen. (Lachen) Ja und Männerchorgesang ist halt was Volles, das klingt schon, das kommt schon gut rüber."
Bei seiner Gründung vor 175 Jahren waren alle Klassen und Schichten der Bevölkerung vertreten, der männlichen versteht sich. Die Mitglieder sangen vor allem Kirchen- und Volkslieder. Öffentliche Auftritte gab es nicht, man(n) blieb lieber unter sich.
Dieter Stephan: "In Rosslau waren das einige sangesfreudige Lehrer hauptsächlich, die sich zusammengefunden hatten, 1834. Die haben dann die - damals nannten sie sich Liedertage - die haben sich gegründet."
Streit gab es damals wegen der gesellschaftlichen Stellung einiger Mitglieder, sagt Dieter Stephan, erster Vorsitzender des Vereins. Und deshalb wurden aus einem Männerchor drei Männerchöre. Neben der seidenen Liedertafel, entstanden die halbseidene und die baumwollne Liedertafel. Die drei Attribute standen naturgemäß für die gesellschaftliche Stellung der Männer. Bei den Seidenen sangen die Gutbetuchten, bei den Halbseidenen die Bürgerlichen und bei den Baumwollnen die Arbeiter der Stadt Rosslau.
Aus den ehemals drei Chören ist inzwischen wieder ein Männerchor geworden. Der älteste Sänger ist 75, der jüngste 48. Das Durchschnittsalter: knapp über 60. Eine Entwicklung, die Dieter Stephan und seine Sangesbrüder besorgt:
"So sind wir eigentlich mehr oder weniger auf unsere alten Leute angewiesen, obwohl die immer noch sehr gut singen."
Das Repertoire der 44 Mitglieder ist vielfältig. Deutsche und russische Volkslieder, Marschlieder, Operette und Oper. Und manchmal auch ein Trinkspruch. "Der Elbe Wasser" stammt beispielsweise aus der Feder eines ehemaligen Vorsitzenden unseres Männervereins, sagt Chorleiter Willi Dreibrodt stolz.
Seit 45 Jahren leitet Willi Dreibrodt den Männerverein. Sein Vater, erzählt er, habe ihn zu einer Chorprobe mitgenommen. Seitdem konnte Dreibrodt vom Gesang nicht mehr lassen. Er studierte Musikwissenschaft, unterrichtete später in Rosslau an einer Schule. So konnte er immer wieder Jugendliche für den Männerchor begeistern. Seit seiner Pensionierung aber bleiben die jungen Stimmen aus.
Willi Dreibrodt: "Dadurch, dass uns jetzt die Jugend so stark fehlt, man merkt´s, man merkt´s. Da werden wir älter. Also die Jugendlichen, die wir sonst hatten, die haben uns ein bisschen mitgerissen, haben uns Schwung gegeben, und das fehlt ein bisschen."
25 Mal im Jahr treten die Mitglieder des Männerchors Rosslau öffentlich auf. Sie singen in Altenheimen, auf Bällen, geben Frühjahrs- und Adventskonzerte. Und sie singen gemeinsam mit Frauenchören aus der Umgebung. Um jüngere Mitglieder anzuwerben, werden die Auftritte im Offenen Kanal Dessau-Rosslau gezeigt. Trotzdem bleibt der Nachwuchs aus. Nach dem Mauerfall zog fast ein Viertel der Bevölkerung weg. Nach der Schule verlassen viele unsere Stadt, bedauert Dieter Stephan:
"Dann kommt das Studium, dann sind sie weg. Dann stehen sie uns nicht mehr zur Verfügung. Oder wenn sie einen handwerklichen Beruf haben, haben sie hier keine Arbeit, haben auswärts eine Arbeit. Am Repertoire liegt es eigentlich nicht, denn wir gehen da auch auf die jüngeren Leute zu und unser Chorleiter ist da auch sehr zugänglich."
Aber wenn dem Männerchor Rosslau auf absehbare Zeit die Nachfolger fehlen, Frauenstimmen bleiben tabu. Darin sind sich Harald Schröder, erster Tenor und einer der jüngsten Mitglieder im Chor, und seine Sangesbrüder einig. Frauen werden nur als passiv fördernde Mitglieder geduldet.
Harald Schröder: "Machos, nö, warum? Nö, absolut nicht. Die Frauen backen Kuchen, begleiten den Kaffeestand, begleiten uns auch so. Bügeln unsere Hemden und so weiter." (Lachen) "
Sein Stimmbruder Detlev Rogalli nickt heftig und fügt dann mit einem zwinkernden Auge hinzu:
" "Eben weil es Männer sind und man da mal dumm quatschen kann auf Deutsch gesagt. (…) Die älteren Männer mal ein Bierchen trinken und nichts mit Weibern zu tun haben." (Lachen) (…) Und ich muss echt sagen, Chorlieder klingen nach meiner Ansicht von Männerchören besser gesungen als von gemischten Chören. Es klingt irgendwie harmonischer."
"Die vier Stimmen, die passen zusammen, dann klingt das wirklich wunderbar ein Männerchorgesang. Ich sage immer Frauenchöre piepsen. (Lachen) Ja und Männerchorgesang ist halt was Volles, das klingt schon, das kommt schon gut rüber."
Bei seiner Gründung vor 175 Jahren waren alle Klassen und Schichten der Bevölkerung vertreten, der männlichen versteht sich. Die Mitglieder sangen vor allem Kirchen- und Volkslieder. Öffentliche Auftritte gab es nicht, man(n) blieb lieber unter sich.
Dieter Stephan: "In Rosslau waren das einige sangesfreudige Lehrer hauptsächlich, die sich zusammengefunden hatten, 1834. Die haben dann die - damals nannten sie sich Liedertage - die haben sich gegründet."
Streit gab es damals wegen der gesellschaftlichen Stellung einiger Mitglieder, sagt Dieter Stephan, erster Vorsitzender des Vereins. Und deshalb wurden aus einem Männerchor drei Männerchöre. Neben der seidenen Liedertafel, entstanden die halbseidene und die baumwollne Liedertafel. Die drei Attribute standen naturgemäß für die gesellschaftliche Stellung der Männer. Bei den Seidenen sangen die Gutbetuchten, bei den Halbseidenen die Bürgerlichen und bei den Baumwollnen die Arbeiter der Stadt Rosslau.
Aus den ehemals drei Chören ist inzwischen wieder ein Männerchor geworden. Der älteste Sänger ist 75, der jüngste 48. Das Durchschnittsalter: knapp über 60. Eine Entwicklung, die Dieter Stephan und seine Sangesbrüder besorgt:
"So sind wir eigentlich mehr oder weniger auf unsere alten Leute angewiesen, obwohl die immer noch sehr gut singen."
Das Repertoire der 44 Mitglieder ist vielfältig. Deutsche und russische Volkslieder, Marschlieder, Operette und Oper. Und manchmal auch ein Trinkspruch. "Der Elbe Wasser" stammt beispielsweise aus der Feder eines ehemaligen Vorsitzenden unseres Männervereins, sagt Chorleiter Willi Dreibrodt stolz.
Seit 45 Jahren leitet Willi Dreibrodt den Männerverein. Sein Vater, erzählt er, habe ihn zu einer Chorprobe mitgenommen. Seitdem konnte Dreibrodt vom Gesang nicht mehr lassen. Er studierte Musikwissenschaft, unterrichtete später in Rosslau an einer Schule. So konnte er immer wieder Jugendliche für den Männerchor begeistern. Seit seiner Pensionierung aber bleiben die jungen Stimmen aus.
Willi Dreibrodt: "Dadurch, dass uns jetzt die Jugend so stark fehlt, man merkt´s, man merkt´s. Da werden wir älter. Also die Jugendlichen, die wir sonst hatten, die haben uns ein bisschen mitgerissen, haben uns Schwung gegeben, und das fehlt ein bisschen."
25 Mal im Jahr treten die Mitglieder des Männerchors Rosslau öffentlich auf. Sie singen in Altenheimen, auf Bällen, geben Frühjahrs- und Adventskonzerte. Und sie singen gemeinsam mit Frauenchören aus der Umgebung. Um jüngere Mitglieder anzuwerben, werden die Auftritte im Offenen Kanal Dessau-Rosslau gezeigt. Trotzdem bleibt der Nachwuchs aus. Nach dem Mauerfall zog fast ein Viertel der Bevölkerung weg. Nach der Schule verlassen viele unsere Stadt, bedauert Dieter Stephan:
"Dann kommt das Studium, dann sind sie weg. Dann stehen sie uns nicht mehr zur Verfügung. Oder wenn sie einen handwerklichen Beruf haben, haben sie hier keine Arbeit, haben auswärts eine Arbeit. Am Repertoire liegt es eigentlich nicht, denn wir gehen da auch auf die jüngeren Leute zu und unser Chorleiter ist da auch sehr zugänglich."
Aber wenn dem Männerchor Rosslau auf absehbare Zeit die Nachfolger fehlen, Frauenstimmen bleiben tabu. Darin sind sich Harald Schröder, erster Tenor und einer der jüngsten Mitglieder im Chor, und seine Sangesbrüder einig. Frauen werden nur als passiv fördernde Mitglieder geduldet.
Harald Schröder: "Machos, nö, warum? Nö, absolut nicht. Die Frauen backen Kuchen, begleiten den Kaffeestand, begleiten uns auch so. Bügeln unsere Hemden und so weiter." (Lachen) "
Sein Stimmbruder Detlev Rogalli nickt heftig und fügt dann mit einem zwinkernden Auge hinzu:
" "Eben weil es Männer sind und man da mal dumm quatschen kann auf Deutsch gesagt. (…) Die älteren Männer mal ein Bierchen trinken und nichts mit Weibern zu tun haben." (Lachen) (…) Und ich muss echt sagen, Chorlieder klingen nach meiner Ansicht von Männerchören besser gesungen als von gemischten Chören. Es klingt irgendwie harmonischer."