"Harry Potter"-Autorin

J.K. Rowling und der Transphobievorwurf

05:58 Minuten
Die britische Bestseller-Autorin Joanne K. Rowling
Die Schriftstellerin Joanne K. Rowling hat die Umschreibung "Menschen, die menstruieren" (steht für Frauen) in einem Tweet aufs Korn genommen. © picture alliance/ZUMA Press / Sonia Moskowitz
Von Tobias Jaecker |
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J.K. Rowling ist mit Tweets über Transpersonen in die Kritik geraten. Die Autorin verteidigte sich nun in einem sehr persönlichen Essay. Der Transmann und Aktivist Linus Giese findet, die heftigen Reaktionen auf Rowlings Äußerung seien verständlich.
Joanne K. Rowling hat sich heftige Kritik wegen ihrer Haltung zu Transgender eingefangen: Die weltbekannte Harry-Potter-Autorin hatte einen Artikel kritisiert, in dem Frauen als "Menschen, die menstruieren" bezeichnet werden. Rowling twitterte, dafür gebe es doch sicher ein Wort – und schrieb in Anspielung auf das englische Wort "Women": "Helft mir. Wumben? Wimpund? Woomud?"
Transgender-Aktivisten kritisierten das als gehässig und verletzend, aber Rowling legte nach: Das biologische Geschlecht sei eine Realität.
Transmann und Aktivist Linus Giese hat sich an der Debatte auf Twitter beteiligt. Er verstehe die heftigen Reaktionen, "weil es ja eben so ist, dass nicht nur Frauen ihre Periode bekommen oder einen Uterus haben, sondern auch andere Menschen, wie zum Beispiel nichtbinäre Menschen oder Transmänner."
In der Debatte um Rowlings Äußerungen stellte sich auch Harry-Potter-Darsteller Daniel Radcliffe gegen Rowling: "Transgender-Frauen sind Frauen. Jede gegenteilige Aussage löscht die Identität und Würde von Transgender-Menschen aus."
Rowling meldete sich nun noch einmal mit einem sehr persönlichen Text auf ihrer Website zu Wort, in dem sie schreibt, in ihrer ersten Ehe häusliche Gewalt erlebt und bereits als Teenager an einer schweren Zwangsstörung gelitten zu haben – weil sich ihr Vater immer einen Sohn gewünscht und das auch offen gesagt habe.

Missbrauchserfahrungen lösten Trauma aus

Wäre sie 30 Jahre später geboren, so Rowling, hätte sie womöglich eine Geschlechtsanpassung erwogen: "Die Verlockung, der Weiblichkeit zu entfliehen, wäre enorm gewesen." Rowling schreibt weiter, ihre Erfahrungen mit Missbrauch und sexuellen Übergriffen hätten ein Trauma ausgelöst. Sie sorge sich deshalb darum, wie die Rechte von Frauen durch einige Formen von Transaktivismus beeinflusst würden.
"Ich kann es mir nur so erklären, dass Frauen sehr viele Jahrzehnte lang um etwas gekämpft haben, also um Sichtbarkeit, um Anerkennung, um Rechte, und jetzt wiederum das Gefühl haben, ihnen wird etwas weggenommen, was sie sich erkämpft haben. Ich empfinde das gar nicht als Wegnehmen. Ich glaube, dass etwas Neues hinzu kommt, das noch mehr Menschen sichtbar macht", sagt Linus Giese.
Schauspielerin Emma Watson, die Hermine-Darstellerin in den Potter-Filmen, twitterte: "Transmenschen sind das, was sie sagen, was sie sind." Sie verdienten es, ihr Leben zu leben, ohne ständig in Frage gestellt zu werden.
Das sagt auch die Soziologin Koloma Beck: "Gerade sich mit den Lebenserfahrungen von Transpersonen zu beschäftigen, bringt einen manchmal ins Schwitzen, weil da soviele Ambiguitäten eingelassen sind, die uns einfach schwerfallen zu denken, nachzuvollziehen, in Sprache zu bringen, aber da würde ich sagen, da muss die Erfahrung des Einzelnen als Maßstab gelten."
(noh)
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