Harry Styles: „Harry‘s House“

Erstaunlich wenig nervig

10:04 Minuten
Harry Styles performt auf der Bühne. Er trägt einen Mantel aus pinkfarbenen Federn.
Seine Texte mögen nicht die Gehaltvollsten sein – aber Harry Styles hat den Groove raus. © Getty Images / Kevin Mazur
Von Ina Plodroch · 20.05.2022
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Auf Harry Styles’ drittem Album mischen sich 70er- und 80er-Vibes, laute Gitarren, Funk und Balladen. Mit Blick auf andere Solo-Superstars sind die Songs des 28-jährigen Briten ziemlich ok. Gutes Timing, viel Groove – aber auch immer wieder nah am Kitsch.
Der 28-jährige Brite Harry Styles ist der Popstar der Stunde. Er war Teil der Boygroup One Direction, die aus der Castingshow X-Factor hervorgegangen war – auch wenn sie dort nicht gewonnen haben. Nach der Bandauflösung 2016 startete Styles‘ Karriere so richtig – als Solokünstler. Seine Songs und Alben werden teilweise milliardenfach geklickt und halten sich wochenlang in den Charts.
Nun ist sein drittes Album erschienen: „Harry‘s House“.

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Aus seinen bisherigen Songs war immer herauszuhören, wie sehr Styles auf den Sound der 70er und 80er steht. Auf „Harry‘s House“ setzt sich das fort. Eine Retro-Show ist es trotzdem nicht. Sein Sound passt zu dieser Gleichzeitigkeit verschiedener Jahrzehnte, die wir gerade erleben: Der Pop der 2020er holt alle Phasen, die es in der Musik gab, gleichzeitig zurück und erneuert sie so für eine junge Generation.
So macht das auch Harry Styles: 70er- und 80er-Vibes, laute Gitarren, aber auch Funk und ein paar Powerballaden – und all das mit viel guter Laune. Er arbeitet häufig mit bekannten und populären Harmoniefolgen, sodass ein Gefühl von Vertrautheit entsteht. Und: Gemessen an den anderen Solo-Superstars, die es gerade so gibt – Ed Sheeran, Justin Bieber, vielleicht noch Shawn Mendes – ist Harry Styles‘ Musik erstaunlich wenig nervig. Im Gegenteil: Sie ist eigentlich ganz gut.

Sehr gefühlvolle Songs – mit Hang zum Kitsch

Harry Styles' Texte allerdings sind nicht gerade gehaltvoll. Er singt darüber, was er macht, wenn er frei hat: Wein trinken zum Beispiel. Außerdem über alte Beziehungen, über Fernbeziehungen oder zum Beispiel über Matilda aus dem gleichnamigen Kinderfilm aus den 90ern von Danny Devito. Es geht wohl eher darum, dass sie gut klingen, als dass sie inhaltlich überzeugen.
Das passt gut in dieses Album, bei dem Styles auch bei der Musik immer wieder auch etwas wegnimmt.

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Es kommen nicht immer noch mehr Sounds dazu, noch mehr Instrumente, noch mehr Beats, sodass es man irgendwann eine gigantische Masse wird – sondern es wird dann auch wieder weniger. Das macht das Hören angenehm und Songs wie „Boyfriend“ oder „Little Freak“ klingen einfach sehr gut.

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Auf dem Album gibt es viel Groove und ein gutes Gefühl für Timing. Styles‘ Songs sind sehr gefühlvoll, oft mit mehrstimmigem Gesang – immer wieder aber auch haarscharf am Kitsch vorbei. Manchmal kommt überproduzierter Gesang dazu, der durch den Halleffekt klingt, als würde die Stimme in einem Raum schweben. Manche Songs grenzen geradezu an etwas Schlagerhaftes, wie zum Beispiel „Love of my Life“.

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Von Harry Styles heißt es ja, er habe das Rockstartum erneuert. Was ihn zumindest von anderen Stars unterscheidet, ist, dass er für eine große Offenheit, Akzeptanz und Freundlichkeit, steht; für die Haltung „ich bin einfach supernett“. Und bei seinem Stil geht es auch um Erneuerung: Er sagt, er trage, was er wolle.
Zum Beispiel wallende Kleider, manchmal auch einen auffälligen Kragen mit Spitze, darunter eine Perlenkette. Oder einen lila Schal, den er zur Schleife bindet, Glitzeroveralls, lackierte Fingernägel. Er war als erster Mann im Kleid auf dem Cover der Vogue. Das hat durchaus etwas von George Michael oder David Bowie – ist aber noch explizit weiblicher. Das sei, so sagt er, sein Versuch, Geschlechtergrenzen zu überwinden.

Umstrittene Unterstützung der LGBTIQ-Szene

Weil Harry Styles offen die LGBTIQ-Szene unterstützt, sich selbst aber nicht so offen als queer oder bi oder homosexuell identifiziert, zieht er aber auch Kritik auf sich: Gegen ihn steht der Vorwurf im Raum, er eigne sich die Ästhetik und Kultur der LGBTIQ-Szene an, ohne sich selbst öffentlich in ihr zu verorten. Er sagt, seine Sexualität sei seine private Angelegenheit und gehe niemanden etwas an. Und dass es ohnehin besser wäre, wenn das alles keine Rolle mehr spiele.
Die LGBTIQ-Szene aber verweist darauf, dass man da noch nicht angekommen sei und er sich deshalb doch bitte positionieren solle. Von seinen Fans bekommt Styles etwa im Internet Unterstützung für seine Haltung. Zum Beispiel dass er ein Stück weit der Mensch gewordene Safe Space sei, wo Leute aus der Szene sich wohlfühlen.

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