Plasbergs letztes "Hart aber fair"

Wie ein Lehrer am Pult

06:22 Minuten
Moderator Frank Plasberg in der letzten ARD-Talkshow "hart aber fair".
Frank Plasberg bei seiner letzten "Hart aber fair"-Sendung: wenig an Diskussion und Politikvermittlung interessiert. © picture alliance / dpa / Horst Galuschka
Von Matthias Dell |
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Fast 22 Jahre lang hat Frank Plasberg "Hart aber fair" moderiert und dabei "Krawall im öffentlich-rechtlichen Fernsehen salonfähig gemacht", meint Kritiker Matthias Dell. Der Moderator habe vor allem auf kalkulierte Aufreger gesetzt.
Frank Plasbergs letzte Ausgabe von "Hart aber fair" war gedämpft. Das lag am erkälteten Plasberg und am Thema. Es ging um die Schwierigkeiten mit der kommenden Fußball-WM der Männer in Katar – eine Woche vor der Eröffnung wirkte das zu spät und zu komplex. Plasberg moderierte routiniert in dem Stil, der ihn bekannt gemacht hat: die fünf Gäste hinterm Tresen, er wie ein Lehrer rechts im Bild am Pult.

Die am stärksten formatierte Talkshow

"Hart aber fair" war 2001 im dritten Programm des WDR gestartet und läuft seit 2007 in der ARD. Zu Beginn wirkte die Sendung, die anfangs an den Orten des Geschehens aufgezeichnet wurde, innovativ, weil sie sich von der Stuhlkreis-Ästhetik der anderen öffentlich-rechtlichen Polit-Talkshows abhob. Tatsächlich ist "Hart aber fair" aber gerade wegen der Einspielfilme und Publikumsreaktionen die am stärksten formatierte dieser Talkshows.
Sie gestattet ihrem Moderator ein Höchstmaß an Kontrolle. Und Frank Plasberg interessierte sich weniger für Diskussion und Politikvermittlung denn für Krawall und Aufreger. Beispielhaft in der Sendung aus dem September 2015, in der Bayerns Innenminister Joachim Herrmann das N-Wort in Zusammenhang mit Roberto Blanco verwendete.

Bewusste Provokationen

Ein Aufreger, der damals Öffentlichkeit und Medien beschäftigte, den Plasberg aber bewusst provoziert hatte: Drei Mal versuchte der Moderator den Politiker, angefüttert durch einen Einspielfilm, dazu zu bewegen, das N-Wort auszusprechen, was im vierten Versuch über Bande dann gelang. Das illustrierte die Verlogenheit von Plasbergs Moderation. Er stellte dem Politiker rhetorisch ein Bein, um sich "Holla" rufend zu empören, wenn sein Gegenüber stolpert.
Wie Plasbergs Nachfolger Louis Klamroth ab Januar die Moderationsrolle interpretieren wird, bleibt offen. Große Hoffnungen auf Veränderung, die mit Blick auf die Krise der Öffentlich-Rechtlichen eigentlich dringend geboten wäre, gibt es nicht: "Hart aber fair" wird weiterhin von Plasbergs privater Produktionsfirma produziert, deren kommerzielle Interessen an gewisse Quotenerwartungen gebunden sind. Und diese lassen sich durch kalkulierte Aufreger einfacher erreichen als durch kluge und komplexe Politikbeschreibung.
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