Harte Arbeit am Klavier
Jan Lisiecki ist ein weltweit erfolgreicher Pianist und - 16 Jahre alt! Ein Wunderkind - nein, auf keinen Fall, sagt der junge Kanadier mit polnischen Wurzeln über sich selbst. Einfach ein großer Arbeiter mit enormer Begeisterung für das Klavier.
Ein typischer, fensterloser Nachtclub in Berlin-Mitte, im Hinterhof. Gegenüber: der Bühneneingang der Komischen Oper. An der verrauchten Bar werden Cocktails gemixt, aus dem Lautsprecher kommen klassische Klavieraufnahmen. Dann kommt er, der junge, blonde Pianist. In Turnschuhen, Jeans und schwarzem Rolli stellt er sich ganz selbstverständlich ans Klavier und begrüßt sein ungewöhnliches Publikum:
"Hallo, es ist wirklich eine große Freude für mich hier zu sein! Und das Klavier ist wohl meine Art in Clubs reinzukommen"
Sobald seine Finger die Tasten berühren, ist Jan Lisiecki wirklich angekommen. Die meisten Passagen spielt er mit geschlossen Augen. Und es scheint, als ob er sich selbst durch die Musik überraschen lassen wollte. Sein langer, beinahe knochiger Körper, rührt sich kaum. Er sitzt aufrecht am Klavier, nur sein Kopf bewegt sich mal zart, mal ruckartig zur Musik.
16 Jahre ist Lisiecki erst - und wenn er nach dem Auftritt seine SMS liest und ungeduldig hin und herwippt, dann wirkt er auch so. Aber im Konzert und im Gespräch merkt man, dass er wesentlich mehr erlebt haben muss, als man es von einem Teenager erwartet. Lisiecki ist lustig und gleichzeitig ernsthaft und belesen, an der ganzen Welt interessiert und sportlich. Er geht viel schwimmen, beobachtet Flugzeuge und studiert Flugpläne. Und seine Musik spiegelt das wieder: Frische und überraschende Tiefe:
"Ich habe natürlich nur eine begrenzte Erfahrung im Vergleich zu Leuten die vielleicht 50 sind. Ich habe nie Liebe oder Betrug erlebt, und auch nicht den Tod. Ich hatte bis jetzt ein sehr glückliches Leben. Ich weiß nicht, warum die Leute sagen, dass ich diese Tiefe habe..."
"Naja, aber ich spüre diese Tiefe schon. Vielleicht hat das mit meinem vergangenen Leben zu tun, vielleicht war ich eine sehr böse Person, vielleicht kommt meine Lebenserfahrung daher. Ich fühle mich sehr privilegiert und bin dankbar für all das. Aber erklären kann ich es trotzdem nicht."
Aufgewachsen ist Jan Lisiecki im kanadischen Calgary. Seine Eltern sind im Gartenbau tätig. Mit Musik hatten die beiden nie viel zu tun. Bis ihnen ein Lehrer aus der Schule empfiehlt: der damals fünfjährige Jan - ein Einzelkind - könne doch ein Instrument spielen lernen:
"Meine Eltern sind Immigranten aus Polen. Sie waren nicht in der besten finanziellen Lage. Also, ein Instrument zu kaufen, war nicht drin. Aber ein guter Freund sagte: Ich habe noch ein altes Klavier, das leihe ich euch. Und normalerweise hören die Jungs nach ein paar Monaten wieder auf. Deswegen hab ich mit Klavier angefangen."
Wenn Jan Lisiecki von seiner Kindheit erzählt, dann will er nicht viel Aufhebens darum machen. Ja, mit neun habe er das erste Konzert gegeben, aber das sei nichts Besonderes gewesen. Die Wunderkind-Bezeichnung ist genau das, was er vermeiden möchte:
"Das Wort "Wunderkind" spiegelt nicht den wieder, der ich bin. Ich bin ein hart arbeitender, junger Mann. Aber davon gibt es sehr viele, im Sport, in der Schule; da gibt es zum Beispiel manche, die sind fantastisch in Mathe oder in Sprachen. Aber meins ist die Musik, und vor allem das Klavier. Und da arbeite ich viel."
Vor seinen Mitschülern hat der heute 16-Jährige seine frühe Karriere als Pianist immer geheim gehalten. Sie erfuhren schließlich aus dem Fernsehen, warum der schlacksige Junge so oft fehlte. Im letzten Jahr hat Lisiecki die Schule beendet und sein Studium an der Glenn Gould School of Music in Toronto begonnen.
Lisiecki ist bereits in der Carnegie Hall aufgetreten, in Ottawa vor der Königin von England, in der Warschauer Philharmonie. Er lebe von Tag zu Tag, erklärt er, reise um die halbe Welt, aber glücklicherweise müsse er sich darum nicht kümmern. Das macht seine Mutter, die auch bei den Tourneen dabei ist. Und nach großen Konzerten geht der junge Mann am liebsten mit den Eltern Wandern:
"Es gibt immer den Ausgleich im Leben. Wenn ich reise, dann gebe ich zum Beispiel nicht nur Konzerte, sondern besuche auch Museen, schau mir die Stadt an, mache Touristen-Touren, versuche ein volles Leben zu haben. Also, nicht nur Konzert-Hotelzimmer-Übungsraum, immer das Gleiche. Ich möchte die Reise genießen. Es gibt noch so viel mehr als nur die Musik. Und Musiker zu sein, heißt nicht nur spielen, sondern auch Mensch sein."
Erfolg? Völlig unwichtig, meint Lisicki, der seit 2008 noch nebenher Repräsentant der Unicef in Kanada ist und regelmäßig wohltätige Konzerte gibt. Die Einfachheit im Leben zu genießen, die Einfachheit - im positiven Sinne - in der Musik aufzuzeigen, darum gehe es.
"Hallo, es ist wirklich eine große Freude für mich hier zu sein! Und das Klavier ist wohl meine Art in Clubs reinzukommen"
Sobald seine Finger die Tasten berühren, ist Jan Lisiecki wirklich angekommen. Die meisten Passagen spielt er mit geschlossen Augen. Und es scheint, als ob er sich selbst durch die Musik überraschen lassen wollte. Sein langer, beinahe knochiger Körper, rührt sich kaum. Er sitzt aufrecht am Klavier, nur sein Kopf bewegt sich mal zart, mal ruckartig zur Musik.
16 Jahre ist Lisiecki erst - und wenn er nach dem Auftritt seine SMS liest und ungeduldig hin und herwippt, dann wirkt er auch so. Aber im Konzert und im Gespräch merkt man, dass er wesentlich mehr erlebt haben muss, als man es von einem Teenager erwartet. Lisiecki ist lustig und gleichzeitig ernsthaft und belesen, an der ganzen Welt interessiert und sportlich. Er geht viel schwimmen, beobachtet Flugzeuge und studiert Flugpläne. Und seine Musik spiegelt das wieder: Frische und überraschende Tiefe:
"Ich habe natürlich nur eine begrenzte Erfahrung im Vergleich zu Leuten die vielleicht 50 sind. Ich habe nie Liebe oder Betrug erlebt, und auch nicht den Tod. Ich hatte bis jetzt ein sehr glückliches Leben. Ich weiß nicht, warum die Leute sagen, dass ich diese Tiefe habe..."
"Naja, aber ich spüre diese Tiefe schon. Vielleicht hat das mit meinem vergangenen Leben zu tun, vielleicht war ich eine sehr böse Person, vielleicht kommt meine Lebenserfahrung daher. Ich fühle mich sehr privilegiert und bin dankbar für all das. Aber erklären kann ich es trotzdem nicht."
Aufgewachsen ist Jan Lisiecki im kanadischen Calgary. Seine Eltern sind im Gartenbau tätig. Mit Musik hatten die beiden nie viel zu tun. Bis ihnen ein Lehrer aus der Schule empfiehlt: der damals fünfjährige Jan - ein Einzelkind - könne doch ein Instrument spielen lernen:
"Meine Eltern sind Immigranten aus Polen. Sie waren nicht in der besten finanziellen Lage. Also, ein Instrument zu kaufen, war nicht drin. Aber ein guter Freund sagte: Ich habe noch ein altes Klavier, das leihe ich euch. Und normalerweise hören die Jungs nach ein paar Monaten wieder auf. Deswegen hab ich mit Klavier angefangen."
Wenn Jan Lisiecki von seiner Kindheit erzählt, dann will er nicht viel Aufhebens darum machen. Ja, mit neun habe er das erste Konzert gegeben, aber das sei nichts Besonderes gewesen. Die Wunderkind-Bezeichnung ist genau das, was er vermeiden möchte:
"Das Wort "Wunderkind" spiegelt nicht den wieder, der ich bin. Ich bin ein hart arbeitender, junger Mann. Aber davon gibt es sehr viele, im Sport, in der Schule; da gibt es zum Beispiel manche, die sind fantastisch in Mathe oder in Sprachen. Aber meins ist die Musik, und vor allem das Klavier. Und da arbeite ich viel."
Vor seinen Mitschülern hat der heute 16-Jährige seine frühe Karriere als Pianist immer geheim gehalten. Sie erfuhren schließlich aus dem Fernsehen, warum der schlacksige Junge so oft fehlte. Im letzten Jahr hat Lisiecki die Schule beendet und sein Studium an der Glenn Gould School of Music in Toronto begonnen.
Lisiecki ist bereits in der Carnegie Hall aufgetreten, in Ottawa vor der Königin von England, in der Warschauer Philharmonie. Er lebe von Tag zu Tag, erklärt er, reise um die halbe Welt, aber glücklicherweise müsse er sich darum nicht kümmern. Das macht seine Mutter, die auch bei den Tourneen dabei ist. Und nach großen Konzerten geht der junge Mann am liebsten mit den Eltern Wandern:
"Es gibt immer den Ausgleich im Leben. Wenn ich reise, dann gebe ich zum Beispiel nicht nur Konzerte, sondern besuche auch Museen, schau mir die Stadt an, mache Touristen-Touren, versuche ein volles Leben zu haben. Also, nicht nur Konzert-Hotelzimmer-Übungsraum, immer das Gleiche. Ich möchte die Reise genießen. Es gibt noch so viel mehr als nur die Musik. Und Musiker zu sein, heißt nicht nur spielen, sondern auch Mensch sein."
Erfolg? Völlig unwichtig, meint Lisicki, der seit 2008 noch nebenher Repräsentant der Unicef in Kanada ist und regelmäßig wohltätige Konzerte gibt. Die Einfachheit im Leben zu genießen, die Einfachheit - im positiven Sinne - in der Musik aufzuzeigen, darum gehe es.