Johan Dalene, Violine
Norwegisches Rundfunkorchester
Leitung: Miguel Harth-Bedoya
Abschied in Oslo
Miguel Harth-Bedoya verlässt das Norwegische Rundfunkorchester. Der scheidende Chefdirigent gestaltet seinen Abschied mit einem vielfältigen Konzert und einer Spanientournee. Mit dabei ist der ausgezeichnete junge schwedische Geiger Johan Dalene.
44 Werke norwegischer Musik habe er in Oslo während seiner Amtszeit dirigiert, erklärte Miguel Harth-Bedoya auf der Bühne der Aula der Universität Oslo. Seinen Ausstand gibt der peruanische Dirigent jetzt mit einem europäisch-gemischten Programm und einer anschließenden Spanien-Tournee mit dem 1946 gegründeten Kringkastingsorkestret (KORK), dem Orchester des norwegischen Rundfunks.
19 Jahre alt ist der Solist Johan Dalene, eine schwedische Nachwuchshoffnung im Fach Violine. Er gewann 2019 den renommierten Carl-Nielsen-Wettbewerb in Kopenhagen und absolvierte zuvor mehrere andere Wettbewerbe mit höchsten Auszeichnungen. Sein Terminkalender ist schon dicht gepackt, seit er in einige Förderprogramme aufgenommen wurde. Er studiert in Stockholm, unter anderem bei Janine Jansen.
Johan Dalene spielt "Tzigane"
Sein erstes öffentliches Konzert als Solist mit Orchester spielte Dalene im Alter von sieben Jahren in seiner Geburtsstadt Norrköping. Im Abschiedskonzert Harth-Bedoyas in Oslo war er mit gleich zwei halsbrecherisch-virtuosen Werken vertreten, die mit dem Idiom der Musik der ungarischen Roma arbeiten, mit "Tzigane" von Maurice Ravel und den "Zigeunerweisen" von Pablo de Sarasate.
Den Auftakt machte Miguel Harth-Bedoya in seinem Abschiedskonzert mit Paul Hindemiths Symphonie "Mathis der Maler", einem immer wieder ebenso ergreifenden wie verstörenden Orchesterwerk. Diesen Ausschnitt aus seiner Bekenntnisoper über den Maler Mathias Grünewald komponierte Hindemith im Jahr 1933 für Wilhelm Furtwängler. Dass das Werk großen Anklang fand bei Publikum wie Öffentlichkeit, wollten die Nazikulturfunktionäre bald nicht mehr akzeptieren. Furtwängler verzichtete fortan auf derlei oppositionelle Handlungen und Hindemith ging über die Türkei ins US-amerikanische Exil.
Dvořák findet zu sich selbst
Die Vorboten des radikalen Nationalismus spürte schon Antonín Dvořák. Er wollte seine Sinfonien in den Dienst des tschechischen Patriotismus stellen, ohne aber seine musikalischen Glaubenssätze wie auch die klassische, von Wien ausgehende Tradition zu verleugnen. Bevor er seine Musik als eigenes Markenzeichen etabliert hatte, wurde Antonín Dvořák immer an seinem Förderer Johannes Brahms gemessen. Weder wollte Dvořák ein tschechischer Brahms sein, noch die Erwartungen seines deutschen Verlegers Simrock bedienen, der nur wenig tschechisches oder slawisches Kolorit in den Werken seines Künstlers zu akzeptieren bereit war. Die siebente Sinfonie ist diejenige, in der sich Antonín Dvořák erstmals zweifelsfrei als er selbst artikuliert, ohne Rücksicht auf die Erwartungen vermeintlicher oder falscher Ratgeber und Freunde zu nehmen.
Festsaal der Universität Oslo
Aufzeichnung vom 13. Februar 2020
Aufzeichnung vom 13. Februar 2020
Paul Hindemith
Symphonie "Mathis der Maler"
Symphonie "Mathis der Maler"
Maurice Ravel
"Tzigane" für Violine und Orchester
"Tzigane" für Violine und Orchester
Pablo de Sarasate
"Zigeunerweisen" für Violine und Orchester op. 20
"Zigeunerweisen" für Violine und Orchester op. 20
Antonín Dvořák
Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70
Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70