Hartnäckige Ernährungsgewohnheiten

Das Fleisch ist schwach

Fertiggericht in Plastikverpackung, vorgekocht, portioniert für eine Person: Frikadelle mit Soße, Erbsen- und Möhrengemüse und Kartoffelpüree
Zwischen 2005 und 2014 ist der Konsum von Fertiggerichten stark gestiegen: von 570.000 auf 964.000 Tonnen. © picture alliance/imageBROKER
Von Sarah Wiener · 14.09.2018
Gutes Essen steht bei den Deutschen hoch ins Kurs. Sagen sie. Und lassen sich doch bei der Ernährung vom inneren Schweinehund leiten. Was tun? Der Bruch mit den Gewohnheiten beginnt beim Einkauf, meint Sarah Wiener.
Erstaunlicherweise sind die statistischen Ergebnisse in Umfragen zur Esskultur sehr positiv. Die Menschen sehnen sich nach gutem Essen. 42 Prozent der Deutschen geben an, täglich frisch zu kochen; 28 Prozent zwei- bis dreimal die Woche. Neun von zehn Deutschen sagen, dass sie auf gesunde Ernährung achten, und ebenso viele wollen mehr Geld für bessere Tierhaltung ausgeben. Aber die Realität sieht, wenn man andere Statistiken liest, ein bisschen anders aus.

Biofleisch-Konsum stagniert

Bei der Umfrage des Ernährungsreports kommt zum Beispiel heraus, dass nur jeder Dritte täglich Fleisch und Wurst isst. Der jährliche Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch liegt jedoch bei ungefähr 60 Kilogramm pro Person und ist nur minimal in den letzten Jahren gesunken. 90 Prozent der Deutschen wollen gern mehr Geld für Fleisch aus wesensgemäßer Tierhaltung ausgeben. Fakt ist aber, dass nur vier bis fünf Prozent Biofleisch konsumieren, da hat sich seit Jahren nichts geändert. Die Eigenwahrnehmung und die Realität stimmen auch hier nicht überein.
Wir sind ja eine Recycling-Nation und haben uns in Bezug auf Wegwerfprodukte sensibilisiert. In der Umfrage sagen die Deutschen, dass sie Lebensmittelabfälle vermeiden wollen. Tatsächlich werfen wir pro Kopf 82 Kilo Lebensmittel im Jahr weg, also rund eineinhalb Kilo pro Woche.

Gute Sache: Einkaufen nach Liste

Eine weitere Diskrepanz zwischen Realität und Wirklichkeit ist, dass laut Umfrage 92 Prozent auf gesunde Ernährung besonders achten. Nur: Zwischen 2005 und 2014 ist der Konsum von Fertiggerichten um fast das Doppelte gestiegen: von 570.000 auf 964.000 Tonnen.
Wir geben unseren Schwächen gerne nach und haben unterschiedliche Erklärungen: Es war im Angebot, meine Familie will das unbedingt, der Biomarkt ist zu weit weg oder ich habe keine Zeit zum Kochen. Das sind nachvollziehbare Argumente. Ich glaube aber trotzdem, dass es gut ist, wenn wir unseren inneren Schweinehund überwinden. Dazu könnte man zuallererst feste Strukturen schaffen. Ein wichtiges Element ist da eine Einkaufsliste.

Der Tipp: Pesto selbstgemacht
Ein Tipp für Anfänger, die nicht so gut kochen können, wenig Zeit und keinen großen Geldbeutel haben: selbstgemachtes Pesto zum Nudelgericht. Dazu braucht man einen Pürierstab, verschiedene Kräuter wie Basilikum, Petersilie oder Kerbel und mischt das mit ein oder zwei Knoblauchzehen, Olivenöl, Walnüssen, Salz und Pfeffer. Anschließend wird alles püriert und mit etwas warmem Wasser flüssiger gemacht. Das gibt man über die frisch gekochten Nudeln. Wem das noch zu dröge und zu grün ist, der kann noch Tomatenstücke reinschneiden.

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