Vier Jahre in einem korrupten und frauenfeindlichen Land
Pakistan ist ein korrupter Staat, mit religiösen Extremisten und in dem Frauen kaum Rechte haben. Der Journalist Hasnain Kazim ist dennoch mit seiner Frau dorthin gezogen. Was er in vier Jahren erlebt hat, schildert er in seinem Buch "Plötzlich Pakistan".
Wie nah die Gefahren durch Fanatismus und Extremismus Hasnain Kazim und seiner Frau kommen werden, macht gleich der Mietvertrag bei der Ankunft deutlich. Darin steht: "Sollte das Gebäude durch Feuer, Erdbeben, Sturm, Flut, Krieg, jegliche Form von militärischer Gewalt oder durch einen Mob teilweise oder gänzlich zerstört werden, endet der Mietvertrag auf Wunsch des Mieters innerhalb von zwanzig Tagen." Und schon kurze Zeit später zündet ein Selbstmordattentäter eine Bombe wenige hundert Meter von Kazim entfernt.
Das sei damals in der Stadt Islamabad ungewöhnlich gewesen, sagt der Spiegel-Online-Korrespondent. Allerdings nahmen die Anschläge stetig zu.
Hasnain Kazim hat mit dem "Henker von Pakistan" gesprochen – einem jungen, wohl erzogenen Mann, der über das Töten spricht wie über eine Backanleitung, und dessen größte Sorge lautet, aufgrund seines Berufs keine Frau zu finden. Kazim hat fanatische Prediger getroffen, von denen einer das Gespräch verweigerte aus dem schlichten Grund, dass Kazims Frau – aus Deutschland wie Kazim – keine Muslima ist. Und Kazim hat einen Jungen getroffen, etwa 15 Jahre alt, der auf seinen Einsatz als Selbstmordattentäter wartete.
"Was mich in solchen Situationen wirklich umgetrieben hat – gerade bei diesem Jungen, der schon einen gescheiterten Anschlag hinter sich hatte und nun darauf wartete, dass er wieder eingesetzt wird – ist diese Hilflosigkeit. Es hat überhaupt keinen Sinn, darüber zu reden, dass es sinnlos ist, was er da macht. Es ist wie mit einem Stein zu reden."
Hoffen auf Gott
Auch angesichts von Terror, Korruption und Armut blieben viele Menschen untätig – aus religiösen Gründen: Sie hoffen darauf, das Gott alles schon wenden werde. Aber auch aus Angst, sagt Kazim. Als Beispiel nennt er das Blasphemie-Gesetz, auf dessen Grundlage selbst bei Nachbarschaftsstreitereien Menschen hingerichtet würden.
"Da wirft der eine dem anderen vor: der dort hat Gott gelästert, und schon wird der zum Tode verurteilt.“
Mehrere Politiker hätten versucht, dieses Gesetz zumindest abzuschwächen.
"Aber keiner von ihnen lebt mehr. Sie sind alle von Extremisten umgebracht worden."
Aber nicht nur Fanatiker, sondern auch der Pakistanische Geheimdienst sei eine Gefahr, der Kritiker und unliebsame Journalisten töte. Kazim berichtet im Gespräch mit der Lesart, welchen Drohungen er ausgesetzt war – und warum er und seine Frau trotzdem vier Jahre lang in Pakistan geblieben sind.