"Hauptschule ist Auslaufmodell"

Der Leiter des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS), Dieter Dohmen, sieht für die Hauptschule aufgrund sinkender Schülerzahlen keine Zukunft mehr. Er fordert kleinere Klassen und mehr Finanzmittel, um ausreichend qualifizierte Nachwuchskräfte an Schulen auszubilden.
Eine Verkleinerung der Klassen sei allerdings nur bei deutlich höheren Kosten pro Schüler durchführbar, erklärte der Bildungsexperte. Die Hoffnung, dass die Kosten bei kleineren Klassen durch den demografischen Wandel gleich blieben, sei illusorisch.

Dohmen betonte aber die Bedeutung einer besseren Ausbildung, wenn es künftig immer weniger Schüler gebe: "Wir müssen alle Bildungspotenziale nutzen, wenn uns 250.000 bis 300.000 junge Menschen pro Jahr rein quantitativ fehlen. Dann müssen wir dafür Sorge tragen, dass die übrigen auch alle mit einem vernünftigen Schulabschluss und vernünftigen Kompetenzen und Qualifikationen das Schulsystem verlassen."

Bisher würden jährlich acht Prozent der Schüler die Schulen ohne Abschluss verlassen, fuhr Dohmen fort: "Wir leisten uns im Moment immer noch den riesigen Luxus, einen erheblichen Anteil, im Klartext jeden sechsten jungen Menschen, ohne ausreichende Qualifikation in das Arbeitssystem zu entlassen."

Mit kleineren Klassen sieht der FiBS-Leiter künftig auch veränderte Anforderungen an die Lehrerschaft. So könne es für die individuelle Förderung notwendig werden, dass zwei Lehrer gleichzeitig in einer Klasse unterrichten. Auch die Fächerkultur werde sich stärker in die Richtung eines Projektunterrichts wandeln: "Es wird viel heterogenere Anforderungen geben. Ich werde mich viel stärker auch mit den fachfremden Kollegen abstimmen müssen."

Für die Hauptschule sieht Dohmen aufgrund sinkender Schülerzahlen keine Zukunft mehr: "Die Hauptschule ist ein Auslaufmodell." Die Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen sei bildungspolitisch sinnvoll. Ebenso müsse die wohnortnahe Schulversorgung auch im ländlichen Raum beibehalten werden: "Das heißt aber natürlich, dass sich die Lehrkräfte anpassen müssen und den Unterricht auf die heterogeneren Schülerklassen ausrichten müssen."

Das vollständige Gespräch mit Dieter Dohmen können Sie mindestens bis zum 7. April 2010 in unserem Audio-on-Demand-Player hören.