Ton: Kevin Nagel
Redaktion: Matthias Kniep
Zwei Lyrikerinnen über das Haus für Poesie
Das Berliner "Haus für Poesie" bat die Lyrikerinnen Oleschinski und Kames sich durch das Archiv zu hören - und was draus zu machen. © Unsplash / Marco Zuppone
Mit heißen Ohren im Archiv
54:43 Minuten
Die Lyrikerinnen Brigitte Oleschinski und Maren Kames haben sich durch das prall gefüllte Veranstaltungsarchiv des Berliner "Haus für Poesie" gehört. Vielen Stimmen sind sie begegnet – auch den eigenen. Zwei ungewöhnliche Produktionen.
Es gibt natürlich gemeinere Ideen. Und viel quälendere. Aber zwei Lyrikerinnen einem Veranstaltungsarchiv auszusetzen, das nach drei Jahrzehnten mit nicht wenigen Großereignissen prall gefüllt ist, darf wohl eine besondere Herausforderung genannt werden.
Mach was draus
Hier ist der Kopfhörer, nimm dir einen Stuhl, du wirst ihn brauchen, hör dich durch die Aufnahmen, hier sind noch mehr, hör dir einfach alles an und mach was draus – so ähnlich wird es geklungen haben, als das Berliner „Haus für Poesie“ Brigitte Oleschinski und Maren Kames ins Archiv bat. Beiden wurde noch die Kopierfunktion erklärt, dann schloss sich die Tür, damit der kreative Prozess ja rechtzeitig abgeschlossen sein würde und zum 30. Geburtstag des „Hauses für Poesie“ im letzten Jahr die Ergebnisse fix und fertig wären.
Was sie dann auch waren. Beiden Lyrikerinnen haben mit Sicherheit die Ohren geklungen. Vielen guten Bekannten und Freunden sind sie begegnet und wahrscheinlich einigen, die sie gern vergessen hätten. Auch auf sich selbst sind sie gestoßen, auf die eigenen Stimmen, jünger noch, kräftiger, zupackender und überzeugter. Ganz zu schweigen von den vielen Stimmen und Klängen, die in der Tiefe des Archivs hausen und keine Erinnerungen, keine Bilder brauchen, um sich in den Kopf fräsen: Hic sunt leones. Manche brüllen, andere haben die Stimmen von Sirenen. Die 2009 verstorbene dänische Lyrikerin Inger Christensen zählt zu letzteren: „Die Aprikosenbäume gibt es.“
Einmalige Einrichtung
Dass man sich Inger Christensen nicht entziehen kann, bezeugen sowohl Brigitte Oleschinski wie Maren Kames. Sie haben zwei Collagen geschaffen, eine staunende, nachdenkliche und eine spielerische, musikalische. Beide ehren eine im deutschen Sprachraum einmalige Einrichtung: die frühere „Literaturwerkstatt Berlin“, das heutige „Haus für Poesie“.
(pla)
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