Hebräische Oratorien von den Nachtigallen

Von Eva Raisig · 08.06.2012
Aus der einmaligen Aufführung eines Stücks gründete sich ein ganzer Chor: Der Zamirchor aus Bayreuth will mit musikalischen Mitteln den deutsch-israelischen Dialog vorantreiben. Die 40 Sängerinnen und Sänger haben ein Repertoire von barocken und klassischen Werken über Rock und Pop bis hin zu hebräischen Oratorien.
Barbara Baier: "Wir haben lange überlegt, wie wir uns nennen und dann sind wir auf die Idee gekommen: 'Warum nennen wir uns nicht Zamir?' Zamir ist Nachtigall auf hebräisch."

Brigitte Hohlbach-Jensen: "Ich fand diese Idee des Zamirchors so wunderbar, diese Verbindung mit Israel, mit den israelischen Chorsängern, ich fand das so herrlich, dass ich das einfach unterstützen muss."

Harald Scherer: "Harald Scherer ist mein Name, ich singe im Tenor und bin seit gut drei Jahren mit dabei.

Wir sind eine Gruppe von Freunden im Endeffekt, wir machen viel privat zusammen und kommen sehr gerne zu den Proben, es ist ein wichtiger "Lebensanker" auch im Ablauf einer Woche. Ich habe Freunde gefunden, ich habe Anschluss gefunden an Menschen seinerzeit als ich hier her kam, und, vielleicht eine Besonderheit: Ich habe auch meine Frau hier gefunden."

Barbara Baier: "Mein Name ist Barbara Baier, ich bin Bayreutherin, an sich Opernsängerin und nebenbei auch Skilehrerin und ich habe 2002 beim Skifahren einen Skifahrer kennengelernt, einen Israeli, einen Pianisten. Und er hat angefangen zu komponieren. Er hat ein sehr interessantes Stück komponiert und ich wollte dieses Stück unbedingt aufführen."

Heinz Petri: "Mein Name ist Heinz Petri, ich bin seit der Gründung des Chores mit dabei, bin also Gründungsmitglied des Chores, singe Bass."

Barbara Baier: "Ich hab aus Interesse und weil mich das so fasziniert hat, hier in Bayreuth einen Projektchor ins Leben gerufen, aus meinen Schülern, nachdem ich ja auch Gesang unterrichte, und aus Freunden und haben also sehr viel geprobt, auf hebräisch dieses Stück."

Heinz Petri: "Wir waren anfangs auch sehr skeptisch, weil wir ja auch hebräisch singen mussten und das waren für uns, ja Gott, böhmische Dörfer. Aber mit der Zeit ging das und die intensiven Proben haben uns auch gefallen eigentlich, es war was neues, es war was besonderes."

Barbara Baier: "In dem Moment, wo esfertig war, habe ich ihn angerufen und habe gesagt: Du kannst nach Deutschland kommen, wir haben dein Stück drauf.
Darauf hat er gesagt: Wie, das gibt’s nicht, Deutsche und mein Stück und auf hebräisch, das kann er sich jetzt nun gar nicht vorstellen, aber er kommt. "

Brigitte Hohlbach-Jensen: "Mein Name ist Brigitte Hohlbach-Jensen, ich singe im Sopran und bin seit 2008 dabei.

Ich war mit in New York bei den United Nations, ich war mit in Genf, ich war mit in Annecy. Wir haben in Nürnberg gesungen zum Tag des Holocaust und so haben wir viele schöne Kontakte auch mit der jüdischen Gemeinde hier."

Roland Vieweg: "Mein Name ist Roland Vieweg, ich bin seit letztem Jahr hier beim Zamirchor, ich bin in Hof engagiert als zweiter Kapellmeister und ich habe Barbara Baier über einem Meisterkurs Gesang kennengelernt und da haben wir uns irgendwie sehr gut angefreundet und sie hat mich gebeten, mit dem Chor mal zu arbeiten. Daraus ist jetzt eine längere Partnerschaft entstanden. "

Annette Laugner: "Ich bin die Annette Laugner, bin 24 Jahre alt und im Chor bin ich eigentlich seit Anfang an dabei, weil ich vorher schon bei der Frau Baier Gesangsstunden hatte und sie mich dann gleich für den Chor mit reingezogen hat. "

Barbara Baier: "Wir haben einen Ort gesucht, wo wir eine Möglichkeit haben zu proben und eine Halle existiert eben noch, die 1934 von meiner Großmutter als Hülsenfabrik aufgebaut worden ist und da haben wir uns gesagt: Wir machen uns da einen Konzertsaal draus. Wir haben also alle angepackt und alles umgestaltet und haben wirklich eine schöne Halle zusammen gekriegt. "

Roland Vieweg: "Für mich war es interessant und spannend mit so einem Laienchor zu arbeiten, weil ich das noch nie gemacht hab. Die Arbeit fordert einen als musikalischen Leiter immens, aber man kriegt unheimlich viel zurück, an Bereitschaft, auch an Anregungen und Ideen. "

Annette Laugner: "Da waren ja ein paar Ereignisse, die ganz neu waren: Dass vor den Vereinten Nationen ein jüdischer und ein deutscher Chor zusammen gesungen haben, war neu, auch dass deutschsprachige Lieder am Holocaustgedenktag gesungen wurden war neu und es sind dann eher die Älteren, die Schwierigkeiten haben mit der Reise nach Deutschland, die aber gesagt haben: Jetzt, wo wir euch kennen, ist das irgendwie ein ganz, ganz anderes Bild. "

Harald Scherer: "... wo wir aufgeführt haben, die sehr viel mit dem Ziel des Chores zu tun haben, der Annäherung zwischen den Konfessionen aller Art im Endeffekt, aber hauptsächlich geht es da um die jüdische und die deutsche Seite und wo wir gut daran tun, uns daran zu erinnern, was war und eine hoffnungsvollere Zukunft aufbauen."

Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.
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