Benvenuto Cellini, Goldschmied – Michael Spyres, Tenor
Giacomo Balducci, Päpstlicher Schatzmeister – Maurizio Muraro, Bass
Fieramosca, Bildhauer im Dienst des Papstes – Lionel Lhote, Bariton
Papst Clemens VII. – Tareq Nazmi, Bass
Francesco, Künstler in Cellinis Atelier – Vincent Delhoum, Tenor
Bernardino, Künstler in Cellinis Atelier – Ashley Riches, Bass
Teresa, Tochter Balduccis – Sophia Burgos, Sopran
Ascanio, Schüler Cellinis – Adèle Charvet, Mezzosopran
Genie gegen Grenzen
Ein Papst gibt klein bei, ein Kunstwerk will nicht gelingen: Hector Berlioz mutete dem Publikum mit "Benvenuto Cellini" einiges zu. Sir John Eliot Gardiner hat der immer noch selten gespielten Oper jetzt zu ihrem Recht verholfen.
Revolutionär und romantisch – das war Hector Berlioz zweifellos, und deswegen heißt ein Orchester, das sich besonders der Musik dieses französischen Komponisten widmet, Orchestre Révolutionnaire et Romantique. Vor 30 Jahren wurde das Ensemble von einem Dirigenten gegründet, der sich wie kaum ein anderer für Berlioz, diesen immer noch unterschätzten und nur teilweise bekannten Feuerkopf des 19. Jahrhunderts einsetzt: Sir John Eliot Gardiner.
Das Orchester ist ein gesamteuropäisches Projekt zur Historischen Aufführungspraxis mit Sitz in London; ob es das nach dem Brexit bleiben kann, steht in den Sternen. Es waren vor allem britische Dirigenten – von Thomas Beecham über Colin Davis bis zu John Eliot Gardiner –, die sich immer wieder für Berlioz interessiert haben, während er es in seiner französischen Heimat schwer hatte.
Fürst und Papst, Mord und Totschlag
In diesem Jahr wird an den 150. Todestag des Komponisten erinnert, und aus diesem Anlass hat Gardiner mit seinem Orchester sowie dem fabelhaften Monteverdi Choir und handverlesenen Solisten eine kleine Tournee mit Berlioz‘ erster Oper "Benvenuto Cellini" unternommen. Die halbszenisch eingerichtete Produktion war auch beim Musikfest Berlin und zwei Tage später bei den Londoner Proms zu erleben, wo sie von der BBC aufgezeichnet wurde.
Der historische Benvenuto Cellini, jener Goldschmied und Bildhauer der italienischen Spät-Renaissance, lebte von 1500 bis 1571, beglückte Fürsten und Päpste mit seiner Kunst und musste doch um Anerkennung, oft sogar um seine Bezahlung kämpfen. Überhaupt, der Kampf: Cellini war schnell dabei, wenn es handgreiflich wurde. Seine prahlerischen Memoiren strotzen nur so vor Mord und Totschlag, Delikten und Affären. Sie sind das Dokument eines alle Grenzen niederreißenden Genius, weswegen sie Goethe beeindruckten – der sie ins Deutsche übersetzte –, und Hector Berlioz dazu brachten, eine Oper danach zu komponieren.
Kunst einschmelzen
Im Mittelpunkt des tragikomischen, nach zahllosen Verwicklungen glücklich endenden Stückes Musiktheater steht die Perseus-Statue, die Cellini im Auftrag des Papstes gießen soll. Das Werk gelingt nur, indem Cellini seine früheren Kunstwerke einschmilzt – so ähnlich steht es auch in den Erinnerungen des historischen Künstlers, der allerdings im Auftrag der Medici in Florenz tätig war.
Auch Hector Berlioz musste einige musikalische Ideen einschmelzen, bis er die Partitur seiner ersten Oper in Händen hielt, die er zeitlebens als eines seiner besten Werke bezeichnete und stets weiterentwickelte. Nach der erfolglosen Uraufführung in Paris 1838 unternahm Berlioz‘ Freund Franz Liszt 1852 mit einer Inszenierung in Weimar eine erste Ehrenrettung. Mit dem Orchestre Révolutionnaire et Romantique erklingt diese Musik nun erstmals wieder auf Instrumenten aus der Entstehungszeit und erstrahlt als eine der lebendigsten und vielseitigsten Opernpartituren des 19. Jahrhunderts in neuem Glanz.
Aufzeichnung vom 2. September 2019 aus der Royal Albert Hall, London
Hector Berlioz
"Benvenuto Cellini", Opéra comique op. 23
Libretto von Léon de Wailly und Auguste Barbier
"Benvenuto Cellini", Opéra comique op. 23
Libretto von Léon de Wailly und Auguste Barbier