Heerscharen von zappelnden und zuckenden Tänzern
Die franko-kanadische Choreographin Marie Chouinard ist eine umstrittene Künstlerin - bekannt für außergewöhnliche visuelle Fantasie, aber auch für eine gewisse penetrante Sexualisierung des menschlichen Körpers auf der Bühne. So auch in ihrer jüngsten Produktion "Orpheus und Euridike", die beim Movimentos-Festival in Wolfsburg Deutschland-Premiere feierte, in der sie Heerscharen von zappelnden, zuckenden Tänzern auf die Bühne schickt, leicht bekleidet mit goldenen Hotpants und weißen Fellmützen und –stulpen; die nackten Oberkörper strassverziert.
Die Körper spreizen sich manieriert und krampfen sich überdreht zusammen, lange schlanke Gliedmaßen verdrehen sich, spitze Zungen bohren sich in die Luft, die Tänzer gleiten von einer asymmetrisch-verzogenen Position in die nächste und stoßen dabei gellende Schreie aus. Hochstilisierte Wilde – ästhetisch irgendwo zwischen Ice-Age und Björk.
Dabei scheinen nur marginal Assoziationen an den Mythos auf: der stete Blick zurück, schmale Schlangen, überlange Trompeten, der Einsatz der Stimme – verschiedene, immer wiederkehrende Assoziationen an den Mythos, mehr noch aber wirkungsvolle Show-Effekte.
Wo Orpheus im Mythos derart betörend singen kann, dass er sogar Steine dazu bringt, ihm zu folgen, stoßen die androgynen Orphées bei Marie Chouinard verzerrte Töne aus, die klingen, als hätte man sie durch den Computer geschickt und verfremdet.
Übertreibung, Exaltation und Manierismus sind die Stilmittel Chouinards, ebenso das bloße Andeuten von Motiven – inhaltlich, musikalisch und choreographisch: Disco- und Technotanz vermischen sich mit Modern Dance und Ballett, alles wird bewegungstechnisch angerissen und geht in relativ anspruchlosen Bewegungsfolgen ineinander über, ohne dass es choreographisch je wirklich komplex werden würde.
Was trotz der zweifellos außergewöhnlichen visuellen Phantasie so konventionell erscheint, ist die ungebrochene Hingabe an den schönen, perfekten, gut funktionierenden Körper. Selbst dort, wo es in Momenten um etwas anderes gehen könnte – um Trauer und Verlust – bleibt der Ausdruck in der Unantastbarkeit des schönen Körpers verhaftet. Marie Chouinard produziert eine große Orpheus-und-Euridike-Show, die frappiert und nervt, mit ihrer Visualität in den Bann zieht und durch Oberflächlichkeit und das ständige Verwischen jeglicher Tiefenschärfe provoziert.
Doch zugleich erschafft sie genau damit ein überraschend pointiertes Sinnbild der Hölle, denn nichts könnte der Vorstellung einer Unterwelt mehr entsprechen als dieses von Marie Chouinard erschaffene Universum – keine Furcht erregenden Dämonen, keine beunruhigenden Fratzen, keine heiß glühenden Qualen, sondern dieser von der Welt abgesonderte Ort, diese Albtraumkammer, in der sich seltsam-sinnlose, unruhige, beunruhigende, irre, nichtssagende, gut aussehende Fremde austoben, von denen man nicht weiß, was sie antreibt und vor allem, wann sie aufhören.
Dabei scheinen nur marginal Assoziationen an den Mythos auf: der stete Blick zurück, schmale Schlangen, überlange Trompeten, der Einsatz der Stimme – verschiedene, immer wiederkehrende Assoziationen an den Mythos, mehr noch aber wirkungsvolle Show-Effekte.
Wo Orpheus im Mythos derart betörend singen kann, dass er sogar Steine dazu bringt, ihm zu folgen, stoßen die androgynen Orphées bei Marie Chouinard verzerrte Töne aus, die klingen, als hätte man sie durch den Computer geschickt und verfremdet.
Übertreibung, Exaltation und Manierismus sind die Stilmittel Chouinards, ebenso das bloße Andeuten von Motiven – inhaltlich, musikalisch und choreographisch: Disco- und Technotanz vermischen sich mit Modern Dance und Ballett, alles wird bewegungstechnisch angerissen und geht in relativ anspruchlosen Bewegungsfolgen ineinander über, ohne dass es choreographisch je wirklich komplex werden würde.
Was trotz der zweifellos außergewöhnlichen visuellen Phantasie so konventionell erscheint, ist die ungebrochene Hingabe an den schönen, perfekten, gut funktionierenden Körper. Selbst dort, wo es in Momenten um etwas anderes gehen könnte – um Trauer und Verlust – bleibt der Ausdruck in der Unantastbarkeit des schönen Körpers verhaftet. Marie Chouinard produziert eine große Orpheus-und-Euridike-Show, die frappiert und nervt, mit ihrer Visualität in den Bann zieht und durch Oberflächlichkeit und das ständige Verwischen jeglicher Tiefenschärfe provoziert.
Doch zugleich erschafft sie genau damit ein überraschend pointiertes Sinnbild der Hölle, denn nichts könnte der Vorstellung einer Unterwelt mehr entsprechen als dieses von Marie Chouinard erschaffene Universum – keine Furcht erregenden Dämonen, keine beunruhigenden Fratzen, keine heiß glühenden Qualen, sondern dieser von der Welt abgesonderte Ort, diese Albtraumkammer, in der sich seltsam-sinnlose, unruhige, beunruhigende, irre, nichtssagende, gut aussehende Fremde austoben, von denen man nicht weiß, was sie antreibt und vor allem, wann sie aufhören.