"Bestimmte Passagen sind antisemitisch"
Die Frage, ob bestimmte Passagen Martin Heideggers antisemitisch sind, ist nach Meinung des Herausgebers der "Schwarzen Hefte" des Philosophen eindeutig beantwortet. Er selbst sei sehr überrascht gewesen.
Peter Trawny, der Herausgeber der "Schwarzen Hefte" Martin Heideggers, sieht erst in den späteren Aufzeichnungen des Philosophen mögliche Belege für antisemitisches Denken.
Die Notizen aus dieser Zeit würden allerdings erst am 12. März veröffentlicht werden, äußerte Trawny im Deutschlandradio Kultur: "Dort wird es dann meiner Ansicht nach überhaupt keine Frage sein, dass diese Ausführungen zur Weltmacht des Judentums (…) und eben zur Rolle, die das Weltjudentum im Zweiten Weltkrieg gespielt hat, dass diese Passagen nun antisemitisch sind. Da scheint mir keine Diskussion mehr möglich zu sein." Die Diskussion werde sich dann darum drehen müssen, in welchem Sinne diese Äußerungen antisemitisch seien.
Die Worte "Judentum" oder "Weltjudentum" kämen im heute veröffentlichten ersten Teil der "Schwarzen Hefte" nicht vor, sagte Trawny. Die Gedanken zum "Weltjudentum" tauchten bei Heidegger erst Ende der dreißiger Jahre auf. Er als Herausgeber habe solche Äußerungen nicht erwartet und sei davon überrascht gewesen.
Der Literaturwissenschaftler Silvio Vietta hatte
dagegen im Deutschlandradio Kultur eine andere Position
vertreten. Er kritisierte, dass vorab veröffentlichte Textpassagen aus den "Schwarzen Heften" aus ihrem Zusammenhang gerissen worden seien: "Dieser Vorwurf des Antisemitismus (…) ist überhaupt nicht zutreffend für Heidegger."
Er sei schon deshalb unpassend, weil Heidegger "ja mit einer ganzen Reihe von Juden gut befreundet war, mit Elisabeth Blochmann, mit Hannah Arendt hatte er ein Liebesverhältnis, sein letzter Assistent, Werner Brockmann, war Jude." Heidegger habe manchen Fehler gemacht, "aber der Antisemitismusvorwurf ist absurd", so Vietta.