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"Das geht nicht"
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Die Schriftstellerin Heike Geißler hat in Klagenfurt gelesen und übt nun deutliche Kritik an der Arbeit der Jury: Die Diskussion sei unfair und nicht auf den Text bezogen gewesen. Das sei aber das Mindeste, was Literaturkritik leisten müsse.
Die Schriftstellerin Heike Geißler hat beim diesjährigen Bachmann-Wettbewerb gelesen und wehrt sich nun gegen die Art und Weise, wie die Jury sie behandelt hat. Diese habe bei dem Gespräch über ihren Text das Kritisieren verweigert, sagt sie. Die Diskussion sei unfair und nicht auf den Text bezogen gewesen.
Sich auf den Text tatsächlich einzulassen, sei aber das Mindeste, was Literaturkritik leisten müsse. Mindestens drei Mitglieder der Jury seien diesen Weg nicht gegangen. "Und das geht nicht", sagt Geißler. "Das muss man machen, erst recht, wenn man so prominent ist, und man fällt auf, wenn man es nicht tut."
Der Juror Philipp Tingler hatte während der Diskussion unter anderem über Geißlers Text gesagt: "Das lässt sich halt auch sehr schnell schreiben." Er könne das mal eben in der Mittagspause machen.
Beim diesjährigen Bachmann-Wettbewerb sitzt die Jury zusammen in einem Raum, die Autorinnen und Autoren werden digital zugeschaltet, wenn über ihren Text gesprochen wird. Zuvor gucken sie eine Aufzeichnung ihrer eigenen Lesung mit - und werden auch dabei gefilmt.
In bester Gesellschaft und aufgehoben
In der Regel ertragen die Autorinnen und Autoren die Kritikerrunde, ohne sich zu Wort zu melden; auch Heike Geißler sagte nichts. Sie saß in diesem Moment, wie sie berichtet, in ihrem Lieblings-Buchladen in Leipzig: "Ich war in bester Gesellschaft und sehr aufgehoben."
Sie habe während der Jury-Debatte über ihren Text nicht das Bedürfnis gehabt, sich zu verteidigen, so die Schriftstellerin. Man bekomme zwar vorher gesagt, dass man das tun dürfe, "aber es ist ja kein Platz dafür".
Wenn es einen solchen Platz geben solle, müsste dieser deutlicher eingerichtet werden. Dann wäre das Format allerdings möglicherweise nicht mehr so unterhaltsam, sagt Geißler - vielleicht aber zeitgemäßer.
Den Stab über Klagenfurt brechen will Geißler trotz allem nicht: Sie möge die Jury-Diskussionen, betont sie - auch, wenn diese "außer Rand und Band" gerieten. Es sei "abenteuerlich" gewesen, dabei zu sein.
(ahe)