Heilige Haine einer Hochkultur
Alleen, Gärten, Teiche, Bäume und Blumen gehörten zur Lebenswelt der Oberschicht im alten Ägypten, in den Städten gab es sogar öffentlich zugängliche Gärten. Diesen wenig bekannten Aspekt der berühmten Hochkultur macht nun eine Ausstellung im Römisch-Germanischen Museum in Köln anschaulich.
Auch die weltberühmte Maske von König Tutenchamun trägt ihn: einen großen, aus halbkreisförmig angelegten Streifen in gold, blau und rot geformten Kragen. In der Kölner Ausstellung kann man jetzt sehen: Edelmetall und Email sind hier nur die Nachbildung eines Blumenkranzes, wie er der Mumie im Innern des Sarkophags auf die Brust gelegt wurde. Marina Heilmeier hat ihn im Botanischen Museum in Berlin-Dahlem rekonstruiert.
"Das leuchtende Blau der Kornblumen und dieses wunderbare zarte Blau von der ägyptischen Seerose, und dann haben wir eine ganze Reihe Blüten, die blau und gelb sich abwechseln zu einem leuchtenden Rot von Beeren, die Schlaf und Tod bringen. Man merkt die Symbolik, und so gibt das Ganze eine ungeheuer schöne Wirkung, und es hat auch stark geduftet."
Erhaltene Überreste von Kränzen aus Pharaonengräbern, darunter eine 3500 Jahre alte Kornblumenblüte, die ein Altertumsforscher 1911 auf Zellstoff unter Glas in ein kleines Kästchen gebettet hat, sind daneben zu sehen. Sie erzählen den Forschern auch aus dem Alltag der Menschen.
"Man muss davon ausgehen, dass es regelrechte Großgärtnereien gegeben hat. Wir haben Berichte, dass jeden Tag in den Tempeln unendliche Mengen an Blumensträußen geopfert wurden. Die frische Blume hatte wirklich einen besonders hohen Stellenwert."
Zu den Begräbnisstätten der Pyramiden führten einst Alleen, königliche Paläste waren umgeben von riesigen Parks, mit palmengesäumten Wegen, Teichen und Wasserbecken, Weinlauben und Opferstätten. Aber auch Nutzgärten und Plantagen gab es – zu sehen ist das Modell eines Weingartens, in dem 1700 Rebstöcke an Blöcken aus getrocknetem Lehm emporranken, sodass auch nachts die Temperatur konstant blieb. Dr. Christian Tietze, Architekt und Archäologe, hat anschauliche, große Modelle dieser verschiedenen Gartentypen entwickelt: mit rechtwinklig verlaufenden Wegen, hölzernen Gebäuden und Bonsai-Pflanzen. Sie beruhen auf Ausgrabungsfunden in Amarna, der am Reißbrett entworfen Musterstadt des Pharaos Echnaton aus dem 14. vorchristlichen Jahrhundert.
"Diese Gärten wurden nicht von der Oberschicht allein genutzt, sondern sie wurden von den von ihnen Abhängigen mitgenutzt. Offenbar war es so, dass alle Abhängigen mit in den Garten kamen, um gemeinsam kultische Handlungen oder Feste zu begehen."
Damit im heißen trockenen Klima Ägyptens ein Garten gedeihen konnte, waren ausgeklügelte und aufwändige Vorarbeiten nötig. Die Teiche waren durch unterirdische Kanäle direkt mit dem Nil verbunden und boten so auch Reservoirs für die Bewässerung der Bäume.
"Es gab gar keine andere Möglichkeit, als dass man in den Fels Trichter schlug. Bei einigen wissen wir, wie groß sie waren, sechseinhalb Meter Durchmesser, acht, neun Meter tief, sodass 100 Kubikmeter Stein herausgeschlagen wurden, und dann kam fruchtbarer Lehm dort hinein, um dem Baum einen Nährboden zu geben."
Schatten, Grün, Kühlung vom Wasser, Blütenduft waren gewiss gute Gründe für die ägyptische Oberschicht, Gärten anzulegen. Ihre eigentliche Bedeutung aber, so erfährt man auch in der Kölner Ausstellung, lag nicht im Komfort. Die altägyptische Kultur dachte das Leben vom Jenseits her, und das Werden und Vergehen der Vegetation war Sinnbild der Wiedergeburt. Und so, reinkarniert als Seelenvogel Ba, hoffte der Besitzer zurückzukehren in seinen Garten.
Möge ich mich ergehen am Ufer meines Teichs Tag für Tag ohne Aufhören.
Möge mein Ba sich niederlassen auf den Zweigen der Bäume, die ich gepflanzt habe, möge ich mich erquicken unter den Zweigen meiner Sykomoren
und von dem Brot sie essen, das sie geben...
... heißt es in einem ägyptischen Totenbuch. So finden sich überall Wandmalereien in Gräbern, die Pflanzen und Gartenanlagen zeigen und den Archäologen die entscheidenden Hinweise gegeben haben bei der Suche nach den Spuren der längst verschwundenen Anlagen. In der Kölner Ausstellung ist eine solche komplett ausgemalte Grabkammer als Rekonstruktion zu sehen. Vor allem aber sind es die kostbaren Originale, die den Garten in seiner sinnlichen und auch weltanschaulichen Bedeutung nacherleben lassen. Fast alle waren einmal Grabbeigaben: Gefäße in Form des Blütenkelchs der Lotusblume oder des Granatapfels, farbig bemalte Reliefplatten mit Gartenszenen, Nachbildungen von Blütenkränzen aus Keramik oder kleine Statuetten. Ausstellungskurator Christian Tietze resümiert:
"Der Garten ist einfach die Brücke zum Jenseits gewesen."
"Das leuchtende Blau der Kornblumen und dieses wunderbare zarte Blau von der ägyptischen Seerose, und dann haben wir eine ganze Reihe Blüten, die blau und gelb sich abwechseln zu einem leuchtenden Rot von Beeren, die Schlaf und Tod bringen. Man merkt die Symbolik, und so gibt das Ganze eine ungeheuer schöne Wirkung, und es hat auch stark geduftet."
Erhaltene Überreste von Kränzen aus Pharaonengräbern, darunter eine 3500 Jahre alte Kornblumenblüte, die ein Altertumsforscher 1911 auf Zellstoff unter Glas in ein kleines Kästchen gebettet hat, sind daneben zu sehen. Sie erzählen den Forschern auch aus dem Alltag der Menschen.
"Man muss davon ausgehen, dass es regelrechte Großgärtnereien gegeben hat. Wir haben Berichte, dass jeden Tag in den Tempeln unendliche Mengen an Blumensträußen geopfert wurden. Die frische Blume hatte wirklich einen besonders hohen Stellenwert."
Zu den Begräbnisstätten der Pyramiden führten einst Alleen, königliche Paläste waren umgeben von riesigen Parks, mit palmengesäumten Wegen, Teichen und Wasserbecken, Weinlauben und Opferstätten. Aber auch Nutzgärten und Plantagen gab es – zu sehen ist das Modell eines Weingartens, in dem 1700 Rebstöcke an Blöcken aus getrocknetem Lehm emporranken, sodass auch nachts die Temperatur konstant blieb. Dr. Christian Tietze, Architekt und Archäologe, hat anschauliche, große Modelle dieser verschiedenen Gartentypen entwickelt: mit rechtwinklig verlaufenden Wegen, hölzernen Gebäuden und Bonsai-Pflanzen. Sie beruhen auf Ausgrabungsfunden in Amarna, der am Reißbrett entworfen Musterstadt des Pharaos Echnaton aus dem 14. vorchristlichen Jahrhundert.
"Diese Gärten wurden nicht von der Oberschicht allein genutzt, sondern sie wurden von den von ihnen Abhängigen mitgenutzt. Offenbar war es so, dass alle Abhängigen mit in den Garten kamen, um gemeinsam kultische Handlungen oder Feste zu begehen."
Damit im heißen trockenen Klima Ägyptens ein Garten gedeihen konnte, waren ausgeklügelte und aufwändige Vorarbeiten nötig. Die Teiche waren durch unterirdische Kanäle direkt mit dem Nil verbunden und boten so auch Reservoirs für die Bewässerung der Bäume.
"Es gab gar keine andere Möglichkeit, als dass man in den Fels Trichter schlug. Bei einigen wissen wir, wie groß sie waren, sechseinhalb Meter Durchmesser, acht, neun Meter tief, sodass 100 Kubikmeter Stein herausgeschlagen wurden, und dann kam fruchtbarer Lehm dort hinein, um dem Baum einen Nährboden zu geben."
Schatten, Grün, Kühlung vom Wasser, Blütenduft waren gewiss gute Gründe für die ägyptische Oberschicht, Gärten anzulegen. Ihre eigentliche Bedeutung aber, so erfährt man auch in der Kölner Ausstellung, lag nicht im Komfort. Die altägyptische Kultur dachte das Leben vom Jenseits her, und das Werden und Vergehen der Vegetation war Sinnbild der Wiedergeburt. Und so, reinkarniert als Seelenvogel Ba, hoffte der Besitzer zurückzukehren in seinen Garten.
Möge ich mich ergehen am Ufer meines Teichs Tag für Tag ohne Aufhören.
Möge mein Ba sich niederlassen auf den Zweigen der Bäume, die ich gepflanzt habe, möge ich mich erquicken unter den Zweigen meiner Sykomoren
und von dem Brot sie essen, das sie geben...
... heißt es in einem ägyptischen Totenbuch. So finden sich überall Wandmalereien in Gräbern, die Pflanzen und Gartenanlagen zeigen und den Archäologen die entscheidenden Hinweise gegeben haben bei der Suche nach den Spuren der längst verschwundenen Anlagen. In der Kölner Ausstellung ist eine solche komplett ausgemalte Grabkammer als Rekonstruktion zu sehen. Vor allem aber sind es die kostbaren Originale, die den Garten in seiner sinnlichen und auch weltanschaulichen Bedeutung nacherleben lassen. Fast alle waren einmal Grabbeigaben: Gefäße in Form des Blütenkelchs der Lotusblume oder des Granatapfels, farbig bemalte Reliefplatten mit Gartenszenen, Nachbildungen von Blütenkränzen aus Keramik oder kleine Statuetten. Ausstellungskurator Christian Tietze resümiert:
"Der Garten ist einfach die Brücke zum Jenseits gewesen."