Heimkino

Reporter, Recherchen und Politjournalismus im Film

Die beiden US-amerikanischen Schauspieler Robert Redford (r) und Dustin Hoffman in einer Szene des Films "Die Unbestechlichen" von Alan J. Pakula
Robert Redford (r) und Dustin Hoffman in einer Szene des Films "Die Unbestechlichen" von Alan J. Pakula © picture-alliance / dpa / Bert Reisfeld
Von Anke Leweke |
Die Rolle der Presse und ihrer Vertreter fasziniert das Kino seit seinen Anfängen. "Die Unbestechlichen", "Die Maske runter" und "Wag the dog" sind Reporter-Filme aus drei Epochen: Wie hat sich die Arbeit der Journalisten im Lauf der Zeit verändert!
"That's the press, baby. There is nothing you can do about it."
Wenn Humphrey Bogart diesen Satz in Richard Brooks' Film "Die Maske runter" voller Genugtuung spricht, dann rattern die Druckerpressen, vervielfältigen sich die Neuigkeiten, und schon wird die Schlagzeile vom Zeitungsjungen in die Welt geschrien.
Bogart als aufrechter Chefredakteur
Schaut man sich im Film Noir der 30er und 40er Jahre um, stellt man fest, dass der Reporter ein Seelenverwandter des Privatdetektivs ist. Eine urbane Gestalt, die sich manchmal jenseits des Gesetzes bewegt und dennoch stets die Moral auf ihrer Seite hat.
"This is the story of a man."
In Richard Brooks' Film von 1952 spielt Humphrey Bogart einen aufrechten Chefredakteur, der gegen den Verkauf seiner Zeitung vorgeht und die mafiösen Verwicklungen der amerikanischen Politik ans Tageslicht bringen will. Mit eleganter Fliege und gegebenenfalls unter Einsatz seiner Fäuste tritt er für Meinungsfreiheit und die Unabhängigkeit der Justiz ein – und riskiert dabei sein Leben.
"If you publish the story, you will be dead!"
Der zeitgenössische Hintergrund von Brooks' Film sind die sogenannten Kefauver-Hearings Anfang der 50er Jahre, bei denen gegen das organisierte Verbrechen in den Staaten ermittelt wurde. Das hatte J. Edgar Hoover und der FBI bis dahin geleugnet. Der investigative Reporter, der sich für die demokratischen Grundwerte der USA einsetzt, spielte auch im New Hollywood-Kino der 70er Jahre eine große Rolle. Zu einer Zeit als das Land vom Vietnamkrieg, dem Kennedy -Attentat und der Watergate Affäre zutiefst erschüttert wurde.
"Gibt es Beweise, dass sie den Vorsitzenden der Demokraten abhören wollten. Es ist doch klar, dass sie ihn und nicht seine Sekretärin abhören wollten. Nein. Keine Beweise."
Redford und Hoffmann als hemdsärmeliges Duo
Robert Redford und Dustin Hoffmann spielen die beiden jungen aufstrebenden Journalisten der "Washington Post" in Alan J. Pakulas Politthriller "Die Unbestechlichen" aus dem Jahre 1972. Beharrlich sitzen sie Tag und Nacht in ihrem Zeitungsbüro tippen, telefonieren, diskutieren. Die spannende Recherche wird zu einem gesellschaftspolitischen Kommentar über eine der größten Abhörskandale der amerikanischen Geschichte.
"Einer von ihnen war zugegebener Weise bei der CIA. Aber die CIA wird es abstreiten. Angeblich kennen sie aber nicht einmal McCourt."
"Ja, aber es ist doch offensichtlich, dass sie mit all dem Geld und der Ausrüstung nicht auf eigene Faust gearbeitet haben. Jemand hat sie angeheuert."
"Mich interessiert nicht was du glaubst, sondern was du weißt, warum sie die Demokraten anzapfen wollten."
Bei seinen investigativen Recherchen muss das hemdsärmelige Duo feststellen, dass die Medien längst Teil des Systems sind und von der Politik funktionalisiert werden. Eine Entwicklung, die in den 90er Jahren den klassischen Reporter von der Leinwand fast verschwinden ließ. An seine Stelle treten nun Medienkonzerne, die Hand in Hand mit den Mächtigen arbeiten, um die öffentliche Meinung zu kontrollieren und zu manipulieren.
Levinsons scharfsinnige Satire von 1992
In Barry Levinsons scharfsinniger Satire "Wag the Dog" von 1992 wird zu äußersten Mitteln gegriffen, um von einem sexuellen Fehltritt des Präsidenten mitten im Wahlkampf abzulenken. Mit großer Spielfreude gibt Robert de Niro den PR Agenten des Weißen Hauses. Schon ist er auf dem Weg nach Hollywood, um sich einen Regisseur für seine Idee zu suchen.
"Warten Sie, wir können uns keinen Krieg leisten."
"Wir werden auch keinen Krieg führen. Wir werden nur einen vermeintlichen Krieg führen."
"Wir können uns auch keinen vermeintlichen Krieg leisten."
"Wag the Dog" zeigt eine mediale Öffentlichkeit, in der die Nachricht zur Fiktion geworden ist. Auf unterhaltsame Weise gewährt der Film Einblick in die Mechanismen, mit denen Geschichten und Geschichte geschrieben werden. Schaut man sich den Film heute an, dann kann man nur darüber staunen, dass das, was damals ein visionärer Alptraum war, heute längst normal erscheint.

Die DVDs im Überblick
"Die Unbestechlichen" von Alan J. Pakula - Warner Home Video
"Wag the Dog" von Barry Levinson - Warner Home Video
"Die Maske runter" von Richard Brooks - Pidax Film

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