Helden auf Abwegen

Vorgestellt von Anke Leweke |
In "Next" spielt Nicolas Cage einen Mann mit besonderer Begabung: Er kann in die Zukunft sehen. Diese Fähigkeit soll er einsetzen, um Los Angeles vor Terroristen zu retten, flirtet aber lieber mit einer FBI-Agentin. "Du bist nicht allein" zeigt ein arbeitsloses Ehepaar in einer Plattenbausiedlung und ihre amourösen Verstrickungen.
"Next"
USA 2007. Regie: Lee Tamahori. Darsteller: Nicolas Cage, Julianne Moore, Jessica Biel, Thomas Kretschmann, Tory Kittles, Peter Falk u.a.

Zwei Dinge sprechen, zumindest auf dem Papier, für diesen Film: Erstens sein Hauptdarsteller Nicolas Cage. Zweitens die Tatsache, das er auf einer Kurzgeschichte des Science-Fiction-Autors Philip K. Dick basiert. Seine in einer nahen Zukunft spielenden Bücher gaben schon die Vorlage für Klassiker des Genres wie "Total Recall", "Minority Report" oder "Blade Runner".

In "Next" spielt Nicolas Cage einen Mann, der zwei Minuten in die Zukunft schauen und dort sein persönliches Schicksal verfolgen kann. Getarnt als Magier mit billigen Tricks lebt er in Las Vegas, verdient sich ein Zubrot beim Roulette oder am Kartentisch, indem er die nächste Kugel bzw. Karte vorhersieht.

Durch einen Zufall wird die von Julianne Moore gespielte FBI-Agentin Callie Farris auf diese hellseherische Gabe aufmerksam. Sie will Cages Fähigkeiten nutzen, um einen Nuklear- Anschlag auf Los Angeles zu verhindern.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird's albern. Über einen Stunde lang müssen wir uns anhören und auch anschauen, wie Cage seine Zeit lieber mit seiner neuen Flamme verbringt statt die Welt zu retten. Später, beim heroischen Einsatz, werden seine Fähigkeiten immer neu definiert, so dass man irgendwann gar nicht mehr weiß, was er nun wirklich vorauszusehen vermag.

Vielen Actionfilmen wirft man vor, dass sie von einem Höhepunkt zum nächsten eilen, sich keine Zeit für ruhigere Szenen oder Zwischentönen lassen. Doch dann lieber ein selbstverliebtes Spezial-Effekte-Feuerwerk als dieses krude, langweilige und wortlastige Werk.


<im_39251>Du bist nicht allein (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART)</im_39251>"Du bist nicht allein"
Deutschland 2007. Buch und Regie: Bernd Böhlich. Mit: Axel Prahl, Katharina Thalbach, Herbert Knaup, Karoline Eichhorn, u.a. Farbe, 90 Minuten.

Zwei Einstellungen und der Zuschauer ist mittendrin im Leben des Ehepaares Moll. Frau Moll sitzt beim Arbeitsamt, während er sich auf dem Balkon die Zeit mit Malen vertreibt. Schon lange ist das Ehepaar arbeitslos, mit ihrem halbwüchsigen Sohn leben die beiden in einem trostlosen Berliner Plattenbau.

Bernd Böhlich versucht sich im Genre der Arbeitslosenkomödie. Er will von deutscher Wirklichkeit erzählen, gleichzeitig anrühren und dabei unterhalten. Teilweise gelingen dem Film durch kleine Randbeobachtungen tatsächlich wunderbare Einblicke in eine Arbeitslosenexistenz.

Obwohl er viel Zeit hat, hat Axel Prahls Hans Moll wenig Lust, seinen Sohn zum ermäßigten Preis ("Schwerbehindert, arbeitslos oder Student") ins Schwimmbad zu begleiten. Doch zu häufig hat Prahl schon den Proletarier mit Herz am rechten Fleck gespielt, als dass er der Figur des arbeitslosen Hans Moll noch neue Facetten abgewinnen könnte.

Zudem greift der Film auf zu oft gesehene Bilder zurück, die nichts Neues zu erzählen haben: die langen Einstellungen entlang der Plattenbauten, die riesenhaften wandelnden Werbe-Handys. Auch die Geschichte kommt einem seltsam bekannt vor. Schon in Andreas Dresens Film "Halbe Treppe" ging Axel Prahl fremd, verliebte sich in die Frau seines Freundes. In "Du bist nicht allein" macht er nun der neuen Nachbarin, einer jungen Frau aus Osteuropa, Avancen.

Statt sich auf diese eine Geschichte zu konzentrieren, erzählt Böhlich noch die eines weiteren Ehepaares. Er ist ein arbeitsloser Physiker mit Alkoholproblemen, sie eine Schauspielerin ohne Erfolg, die schließlich Telefonsexwerbung einspricht. Immer mehr verstrickt sich der Film in Stereotypen und Klischees und wirkt dadurch stellenweise wie die Parodie einer Tragikomödie.
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