Helden, Pathos und Legenden
Vor 3000 Jahren blühte die griechische Götterwelt mit ihren brutalen und inzestuösen Abenteuern auf Erden: Die Schlacht um Troja, niedergeschrieben von Homer in der Ilias, ist Schaubild für die blutige Auseinandersetzung zwischen dem Völkerfürsten Agamemnon und Achilleus, dem stärksten Mann des griechischen Heeres.
"Der König ließ Schiffe rüsten, die auf dem Berge Ida gezimmert worden, und sandte seinen Sohn Hector ins Phrygierland, Paris und Deiphobos aber ins benachbarte Peronien, um verbündete Völker zu sammeln. Auch Trojas waffenfähige Männer schickten sich zum Kriege an, und so kam bald ein gewaltiges Heer zusammen. Der König stellte dasselbe unter den Befehl seines Sohnes Paris, und gab ihm den Bruder Deiphobos, den Sohn des Panthoos, Polydamas und den Fürsten Aeneas an die Seite. "
Sagen des klassischen Altertums: Die Sagen Trojas, -aus der Feder des schwäbischen Oberstudienrates Gustav Benjamin Schwab, eines Zeitgenossen der Brüder Grimm. Und so wie die Grimms deutsche Originalmärchen ideologisch säuberten, also zum Beispiel von positiven Hexen oder Sexualität befreiten, so versuchte auch Schwab, eine zensierte, saubere Fassung des trojanischen Krieges nachzuerzählen, das heißt, er traf eine Auswahl der Originaltexte Homers, der den Krieg um Troja als erster um 800 v. Chr in seiner Ilias beschrieb.
"Dass Volk sprang auf und eilte zu seinen Schiffen und bald sah man den Rauch des Frühstücks aus den Zelten dampfen. Als das vorüber war, gebot er den Herolden, die Griechen zur Schlacht zu rufen."
Natürlich vernachlässigt Schwab Homers versteckte Anspielungen, dass die schöne Helena gar nicht von dem Trojaner Paris entführt werden musste, sondern freiwillig mit ihm durchbrannte.
Jene Ausschmückungen hingegen, dass Paris die schöne Helena bei der Wahl um die Miss Griechenland mit der Hilfe eines Apfel-Oskars für den Titel der schönsten Frau bezirzt und erotisch entflammt habe, stammt erst aus der Feder späterer griechischer Dichter wie Aischylos und Euripides.
Dass sich der Eichborn Verlag für die Schwab-Version und nicht für eine moderne Original-Übersetzung Homers entschieden hat, liegt sicherlich daran, dass literarische Werke, die älter als 70 Jahre sind, für Verlage kostenfrei sind. Jedenfalls: ob Homer oder Schwab - griechische Mythologie als Marktsegment boomt, vive la guerre:
"Nun erhob sich Diomedes in seinem Wagensitze und Athene selbst lenkte den Stoß seines Speeres, dass er dem Aares unter dem ehernen Leibgurt in die Weiche fuhr. Der Kriegsgott brüllte wie 10.000 Sterbliche in der Schlacht schreien. Trojaner und Griechen zitterten, denn sie glaubten bei heiterer Luft den Donner des Zeus zu hören. Diomedes aber sah den Aares in Wolken gehüllt, wie in einem Orkan zum Himmel empor fahren. Dort setzte sich der Kriegsgott neben den Donnerer, seinen Vater, und zeigte ihm das aus der Wunde herabtriefende Blut."
Übersetzerische Geschmackssache, - für manch einen Fan griechischer Mythen allerdings soll es gerade diese sprachliche Diktion des 19. Jahrhunderts sein. Weiterführende editorische Anmerkungen zur Übersetzung und zur Textauswahl Schwabs oder zu historischen Aspekten fehlen auch hier wie fast immer in Hörbuch-Booklets.
Nicht uninteressant wären Hinweise zur Entdeckung Trojas durch Schliemann oder die Erwähnung der Tatsache, dass die Anliegerstaaten der Ägäis über hunderte von Jahren tatsächlich um jene Stadt Troja kämpften, die strategisch die Dardanellen, die Meerenge zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer beherrschte. Immerhin, der Bauch des trojanischen Pferdes wenigstens ist gefüllt.
"Ein anderer fügte Räder an die Füße des Rosses, wieder andere drehten gewaltige Seile aus Werk und warfen sie dem hölzernen Riesentier um den Hals, dann zogen sie es im Triumphe Richtung Stadt. Knaben und Mädchen, die Hand an die Seile gelegt, sangen in Chören feierliche Hymnen dazu. Als die Maschine über die erhöhten Torschwellen rollte, stockte viermal ihr Lauf und viermal dröhnte ihr Bauch wie von Erz. Aber die Trojaner waren mit Blindheit geschlagen und führten das ungeheuer jubelnd auf ihre heilige Burg."
Trockenheit - unter der die Glut brodelt, so beschrieb ein Kritiker die Troja-Stimme von Schauspieler-Ikone Hans Zischler, der sich 5 Stunden durch die Homer-Übersetzungen Schwabs arbeitet, dem Thema Troja angemessen kongenial heroisch. Wer's mag, wird's lieben, chacun á son gout, "ein göttliches Erlebnis", so beschrieb der Nordbayerische Kurier dieses Hörbuch.
"Und so war bald von der ungeheuren Unternehmung nichts mehr übrig als der Schutthaufen Trojas und einige Schiffe voller zurückkehrender Helden und gefangener Trojanerinnen, die vom Sturm da und dorthin zerstreut mit Mühen und nach mannigfaltigen Drangsalen die Küsten Griechenlands erreichten, wo nur weniger Sieger ungetrübte Glückseligkeit wartete.”"
"Die Sagen Trojas - (aus der Sammlung:) Sagen des klassischen Altertums" von Gustav Benjamin Schwab." Gesprochen von Hans Zischler. 4 CD. Eichborn Lido-Verlag, Frankfurt a. M. 2005, 22,95 Euro.
Sagen des klassischen Altertums: Die Sagen Trojas, -aus der Feder des schwäbischen Oberstudienrates Gustav Benjamin Schwab, eines Zeitgenossen der Brüder Grimm. Und so wie die Grimms deutsche Originalmärchen ideologisch säuberten, also zum Beispiel von positiven Hexen oder Sexualität befreiten, so versuchte auch Schwab, eine zensierte, saubere Fassung des trojanischen Krieges nachzuerzählen, das heißt, er traf eine Auswahl der Originaltexte Homers, der den Krieg um Troja als erster um 800 v. Chr in seiner Ilias beschrieb.
"Dass Volk sprang auf und eilte zu seinen Schiffen und bald sah man den Rauch des Frühstücks aus den Zelten dampfen. Als das vorüber war, gebot er den Herolden, die Griechen zur Schlacht zu rufen."
Natürlich vernachlässigt Schwab Homers versteckte Anspielungen, dass die schöne Helena gar nicht von dem Trojaner Paris entführt werden musste, sondern freiwillig mit ihm durchbrannte.
Jene Ausschmückungen hingegen, dass Paris die schöne Helena bei der Wahl um die Miss Griechenland mit der Hilfe eines Apfel-Oskars für den Titel der schönsten Frau bezirzt und erotisch entflammt habe, stammt erst aus der Feder späterer griechischer Dichter wie Aischylos und Euripides.
Dass sich der Eichborn Verlag für die Schwab-Version und nicht für eine moderne Original-Übersetzung Homers entschieden hat, liegt sicherlich daran, dass literarische Werke, die älter als 70 Jahre sind, für Verlage kostenfrei sind. Jedenfalls: ob Homer oder Schwab - griechische Mythologie als Marktsegment boomt, vive la guerre:
"Nun erhob sich Diomedes in seinem Wagensitze und Athene selbst lenkte den Stoß seines Speeres, dass er dem Aares unter dem ehernen Leibgurt in die Weiche fuhr. Der Kriegsgott brüllte wie 10.000 Sterbliche in der Schlacht schreien. Trojaner und Griechen zitterten, denn sie glaubten bei heiterer Luft den Donner des Zeus zu hören. Diomedes aber sah den Aares in Wolken gehüllt, wie in einem Orkan zum Himmel empor fahren. Dort setzte sich der Kriegsgott neben den Donnerer, seinen Vater, und zeigte ihm das aus der Wunde herabtriefende Blut."
Übersetzerische Geschmackssache, - für manch einen Fan griechischer Mythen allerdings soll es gerade diese sprachliche Diktion des 19. Jahrhunderts sein. Weiterführende editorische Anmerkungen zur Übersetzung und zur Textauswahl Schwabs oder zu historischen Aspekten fehlen auch hier wie fast immer in Hörbuch-Booklets.
Nicht uninteressant wären Hinweise zur Entdeckung Trojas durch Schliemann oder die Erwähnung der Tatsache, dass die Anliegerstaaten der Ägäis über hunderte von Jahren tatsächlich um jene Stadt Troja kämpften, die strategisch die Dardanellen, die Meerenge zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer beherrschte. Immerhin, der Bauch des trojanischen Pferdes wenigstens ist gefüllt.
"Ein anderer fügte Räder an die Füße des Rosses, wieder andere drehten gewaltige Seile aus Werk und warfen sie dem hölzernen Riesentier um den Hals, dann zogen sie es im Triumphe Richtung Stadt. Knaben und Mädchen, die Hand an die Seile gelegt, sangen in Chören feierliche Hymnen dazu. Als die Maschine über die erhöhten Torschwellen rollte, stockte viermal ihr Lauf und viermal dröhnte ihr Bauch wie von Erz. Aber die Trojaner waren mit Blindheit geschlagen und führten das ungeheuer jubelnd auf ihre heilige Burg."
Trockenheit - unter der die Glut brodelt, so beschrieb ein Kritiker die Troja-Stimme von Schauspieler-Ikone Hans Zischler, der sich 5 Stunden durch die Homer-Übersetzungen Schwabs arbeitet, dem Thema Troja angemessen kongenial heroisch. Wer's mag, wird's lieben, chacun á son gout, "ein göttliches Erlebnis", so beschrieb der Nordbayerische Kurier dieses Hörbuch.
"Und so war bald von der ungeheuren Unternehmung nichts mehr übrig als der Schutthaufen Trojas und einige Schiffe voller zurückkehrender Helden und gefangener Trojanerinnen, die vom Sturm da und dorthin zerstreut mit Mühen und nach mannigfaltigen Drangsalen die Küsten Griechenlands erreichten, wo nur weniger Sieger ungetrübte Glückseligkeit wartete.”"
"Die Sagen Trojas - (aus der Sammlung:) Sagen des klassischen Altertums" von Gustav Benjamin Schwab." Gesprochen von Hans Zischler. 4 CD. Eichborn Lido-Verlag, Frankfurt a. M. 2005, 22,95 Euro.