Heldensehnsucht im Barock
Im Jahr 1755 wurde "Montezuma" uraufgeführt. Graun findet darin zu einer fast schmucklosen Musiksprache. Nun eröffnet das Festival "Theater der Welt" in Mülheim mit einer Neuinszenierung des lange vergessenen Stückes.
Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was genau den Preußenkönig Friedrich II. an der historischen Figur des Aztekenherrschers Montezuma gereizt hat. Montezuma – der friedvolle Machthaber, der aus falsch verstandener Gutmütigkeit die spanischen Eroberer ohne jeden Argwohn willkommen heißt, und dann überrollt wird von den machthungrigen spanischen Kolonialherren: Dieser Montezuma muss für den Preußenkönig ebenso Gegenbild wie Rechtfertigung gewesen sein.
Gegenbild, weil Friedrich II. als Aufklärer begann und als verbitterter, kriegführender Realpolitiker endete. Rechtfertigung, weil das Libretto von Friedrich II eindringlich vorführt, was mit einem Herrschaftsbereich geschieht, der sich militärisch nicht ausreichend absichert in einer blutrünstigen, machtversessenen Zeit – bessere Argumente für den preußischen Rüstungswahn ließen sich kaum finden.
Der kunstinnige Preußenkönig fand in seinem Hofkomponisten Carl Heinrich Graun einen sensiblen Musikgestalter für seine Ideen. Graun, einer der leidenschaftlichsten Anwälte der italienischen Oper in Deutschland, gründelt erstaunlich tief in "Montezuma" – war die Export-Version dieser Gattung normalerweise ein leicht konsumierbares Vergnügen für die gehobenen Stände, die sich an kunstvollen Arien und virtuosen Musikerleistungen erfreuten, so findet Graun in seiner späten Oper "Montezuma" zu einer fast schon schmucklosen Musiksprache.
Graun verzichtet ganz auf kunstvolles Schwelgen in ariosen Höhen – die aufgeraute, schlackenlose Faktur der Musik verdichtet sich zu höchster Eindringlichkeit. Zarte Lyrik, eine fast schon tiefenpsychologische Personenführung, ein insgesamt tastender Gestus – unter den affekt-orientierten Barockopern nimmt "Montezuma" eine ganz besondere Stellung ein.
Mehr zum Festival "Theater der Welt"
Gegenbild, weil Friedrich II. als Aufklärer begann und als verbitterter, kriegführender Realpolitiker endete. Rechtfertigung, weil das Libretto von Friedrich II eindringlich vorführt, was mit einem Herrschaftsbereich geschieht, der sich militärisch nicht ausreichend absichert in einer blutrünstigen, machtversessenen Zeit – bessere Argumente für den preußischen Rüstungswahn ließen sich kaum finden.
Der kunstinnige Preußenkönig fand in seinem Hofkomponisten Carl Heinrich Graun einen sensiblen Musikgestalter für seine Ideen. Graun, einer der leidenschaftlichsten Anwälte der italienischen Oper in Deutschland, gründelt erstaunlich tief in "Montezuma" – war die Export-Version dieser Gattung normalerweise ein leicht konsumierbares Vergnügen für die gehobenen Stände, die sich an kunstvollen Arien und virtuosen Musikerleistungen erfreuten, so findet Graun in seiner späten Oper "Montezuma" zu einer fast schon schmucklosen Musiksprache.
Graun verzichtet ganz auf kunstvolles Schwelgen in ariosen Höhen – die aufgeraute, schlackenlose Faktur der Musik verdichtet sich zu höchster Eindringlichkeit. Zarte Lyrik, eine fast schon tiefenpsychologische Personenführung, ein insgesamt tastender Gestus – unter den affekt-orientierten Barockopern nimmt "Montezuma" eine ganz besondere Stellung ein.
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