Programmtipp: Florian Henckel von Donnersmarck spricht am Dienstag, 4. September 2018 in "Studio 9" ab 17 Uhr über seinen neuen Film.
"Riskant, auf zweiten Auslands-Oscar zu spekulieren"
Für "Das Leben der Anderen" bekam Florian Henckel von Donnersmarck 2007 einen Oscar. Mit seinem neuen Film "Werk ohne Autor" geht er nun zum zweiten Mal ins Rennen. Angesichts der jüngeren Oscar-Geschichte ein ziemliches Risiko, meint Filmredakteurin Susanne Burg.
Der Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck geht erneut ins Rennen um den Oscar - elf Jahre nachdem er dort bereits erfolgreich war mit "Das Leben der Anderen". Sein neuer Film "Werk ohne Autor" mit den Schauspielern Tom Schilling und Sebastian Koch ist in der Kategorie bester nicht-englischsprachiger Film nominiert.
"Der Film ist eine Künstlerbiografie, die mehrere Jahrzehnte deutscher Geschichte umspannt, von der NS-Zeit, bis in die DDR und die Bundesrepublik", erklärt unsere Filmredakteurin Susanne Burg.
"Im Zentrum steht ein Künstler, der in der Nazizeit traumatisiert wird, sich in der Nachkriegszeit durchschlägt, in der DDR dann versucht, seinem Traum nachzugehen, Künstler zu werden, in die Bundesrepublik flieht und an der Kunstakademie in Düsseldorf landet, wo ein Mann mit Fett und Filz arbeitet. Es werden keine Namen genannt, aber es ist die Zeit von Joseph Beuys."
Die erzählte Biografie orientiere sich grob am Leben von Gerhard Richter.
"Deutsche Kandidaten behandeln deutsche Geschichte"
Henckel von Donnersmarck sei der letzte deutsche Oscar-Preisträger. "Es ist schon riskant, darauf zu spekulieren, dass er ein zweites Mal einen Auslands-Oscar bekommt", so Burg. Das habe es zwar bereits gegeben:
"Ingmar Bergman und Federico Fellini zum Beispiel haben den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gleich mehrfach gewonnen - aber das war vor 50 Jahren."
In der jüngeren Geschichte sei das aber noch nicht passiert.
Inhaltlich folge die Entscheidung dem "üblichen Pfad, dass die deutschen Kandidaten deutsche Geschichte behandeln". Das habe sich etwa bei der Nominierung von Michael Hanekes "Das weiße Band" gezeigt, der das soziale Klima vor dem Ersten Weltkrieg thematisiert; oder auch bei Caroline Links "Nirgendwo in Afrika" – die Geschichte einer jüdischen Familie, die in den 1930er-Jahren aus Deutschland nach Kenia flieht.
Mögliche Alternative
Es hätte aber auch ein anderer Film ausgewählt werden können, meint Susanne Burg: zum Beispiel die Geschichte um Romy Schneider, die "3 Tage in Quiberon" erzählt, gedreht von Emily Atef.
Henckel von Donnersmarck muss mit seinem Film für den Oscar nun mehrere Auswahlrunden überstehen, die Preisverleihung ist dann Ende Februar. Die Premiere von "Werk ohne Autor" ist am Dienstag beim Filmfestival in Venedig.
(abr)