"Heraus mit den Sprachen"
Die Wortfinder, Bielefeld
496 Seiten, 29,80 Euro
Inklusion und Literatur
"Die Sprache wurde erfunden, damit die Menschen miteinander reden können.", sagt Sabine Feldwieser. © Getty Images / Yifei Fang
"Sprache ist ein Kreis, der uns zusammenhält"
07:30 Minuten
Auch denen eine Stimme geben, die sonst kein Gehör finden: Das ist die Idee hinter "Heraus mit den Sprachen". An dem Sammelband des Vereins "Wortfinder" haben rund 700 Menschen mit und ohne kognitive Behinderungen gearbeitet.
Jährlich veranstaltet der Verein "Die Wortfinder" einen Literaturwettbewerb für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen. Das Motto: "Heraus mit den Sprachen!". Jetzt erscheint unter diesem Titel auch ein opulentes Buch.
Dieser Sammelband ist das Resultat eines 2019 gestarteten Projekts an dem rund 700 Menschen mit und ohne Behinderung beteiligt waren. Zehn Künstlerinnen und Künstler haben Bilder gemalt, auf die die Autorinnen und Autoren in inklusiven Schreibwerkstätten mit Texten reagiert haben.
"Die Idee war, dass Menschen, die selbst nicht sprechen und schreiben können, mit ihrer Bildsprache andere Menschen ins Schreiben bringen", erklärt Sabine Feldwieser. Die Psychologin hat den Verein "Die Wortfinder" 2010 gegründet - aus Lust an der Sprache, aber auch weil sie Menschen, die oft nicht gehört werden, helfen wollte, das Wort zu ergreifen.
Oft traut man geistig Behinderten das Denken nicht zu
"In unseren Köpfen ist das Bild fest verankert, geistig behinderte Menschen können nicht schreiben. Und oft traut man ihnen auch das Denken nicht zu", sagt sie.
Vor dem Start von "Die Wortfinder" sei das Schreiben für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen nach der Schulzeit kaum noch gefördert worden. Auch das möchte Feldwieser mit ihren Literaturwettbewerben ändern:
"Ein zwölfjähriger Förderschüler, der aus dem Irak geflüchtet ist, schrieb den Gedanken ins Buch: 'Sprache ist ein Kreis, der uns zusammenhält'. Die Sprache wurde erfunden, damit die Menschen miteinander reden können."
(hte)
