Einwanderung sichert unseren Wohlstand
Die Debatte über die Integration von Flüchtlingen in Deutschland ist wieder im Gang. Warum wir die Einwanderer dringend brauchen, rechnet uns der Politikwissenschaftler Herfried Münkler von der Berliner Humboldt-Universität vor.
Sie nimmt offenbar wieder Fahrt auf: die Debatte über die Flüchtlinge in Deutschland und deren Integration. Vizekanzler Gabriel hat der Union und seiner Vorgesetzten Angela Merkel im Sommer-Interview vorgeworfen, dass ein "Wir schaffen das" zu wenig sei. Kanzlerin Merkel antwortete ihm in ihrem eigenen Sommer-Interview – mit Verweis auf Erfolge, das investierte Geld und gemeinsam mit der SPD getroffenen Entscheidungen.
Die Diskussion wird vermutlich weitergehen. Aus nüchternen, analytischer Warte betrachtet der Politikwissenschaftler Herfried Münkler das Problem. Er hat dazu gerade zusammen mit seiner Frau Marina Münkler ein Buch vorgelegt. "Die neuen Deutschen – Ein Land vor seiner Zukunft", heißt es. Und zeigt unter anderem, dass wir unbedingt Einwanderung brauchen, wenn wir unser Wohlstandsniveau halten wollen.
Merkel ist zu sehr im Ungefähren geblieben
Im Deutschlandradio Kultur warf Münkler der Kanzlerin vor, bei ihrer Flüchtlingspolitik zu sehr im Ungefähren geblieben zu sein. Es wäre sinnvoll gewesen, wenn Merkel im Oktober oder November vergangenen Jahres ihren "Wir schaffen das"-Satz präzisiert hätte – im Hinblick auf das "wie".
Und auch eine Debatte im Bundestag zum Thema, in der die Parteien verbindlich ihre Positionen dargestellt hätten, wäre laut Münkler wünschenswert gewesen. Hier wäre eigentlich ...
"... genuin die Stunde des Parlaments gewesen. Ich nehme mal an, man hat das nicht gemacht, weil dann die inneren Gegensätze in den Parteien - nicht nur innerhalb der CDU/CSU – sondern auch innerhalb der SPD zu deutlich hervorgetreten wären."
Ja zum Wohlstandsniveau, nein zu den Kosten
Die Bevölkerung in Deutschland wolle auf ihrem Wohlstandsniveau bleiben, aber viele wollten die "Kosten" dafür nicht tragen, so Münkler. Die "Kosten" sind in diesem Fall: die Einwanderung. Eine halbe Million bis 700.000 Menschen müssten jedes Jahr neu hinzukommen, um das Schrumpfen der Bevölkerung durch den Geburtenrückgang auszugleichen, so der Politikwissenschaftler.
Im vergangenen Jahr kamen über eine Million Flüchtlinge, in diesem Jahr werden es wohl nur ein Viertel davon werden. Zusammengerechnet sind das im Mittel der beiden Jahre gerade mal so viele Menschen, wie Deutschland braucht, um reich zu bleiben. (ahe)