Eine Chance für die Demokratie
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Vor 50 Jahren wurde in der Ära des Kanzlers Willy Brandt das Wahlalter auf 18 Jahre gesenkt. Der Journalist Heribert Prantl war damals 17 Jahre alt. Heute hält er ein allgemeines Wahlrecht ab 16 Jahren für angemessen.
In der Verfassung stehe kein Satz, der einer Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre entgegenstehe, sagt der Journalist Heribert Prantl. In einer Senkung des Wahlalters sieht er eine "Chance für die Demokratie", die man nutzen solle.
Prantl, der bis zu seinem Ruhestand im vergangenen Jahr zur Chefredaktion der "Süddeutschen Zeitung" gehörte, hält die aktuelle Jugend für politischer als die Jugend früherer Jahrgänge.
Durch Themen wie den Klimawandel oder auch Rassismus-Erfahrungen sei die Jugend wieder politisiert. "Der Rassismus beutelt die jungen Leute, da wollen sie was dazu sagen", so Prantl.
Senkung des Wahlalters vor 50 Jahren
Prantl erinnert daran, dass vor genau 50 Jahren in der Bundesrepublik das Wahlalter auf 18 Jahre gesenkt wurde. "Es war ein Beitrag von Willy Brandt zu seinem großen Projekt 'Mehr Demokratie wagen‘." Er selbst sei damals 17 Jahre alt gewesen und habe die Entscheidung "wichtig" gefunden.
"Ich war politisch engagiert, wir waren an der Schule unglaublich engagiert. Es war die 68er-Zeit, man wollte mitmischen."
Auch ältere Wähler nicht ohne Vorurteile
Wer heute gegen ein Wahlrecht für 16-Jährige argumentiere und anführe, dass Jugendliche unreif, uninformiert und politisch nicht urteilsfähig seien, der tue sich wahrscheinlich generell schwer mit dem Wahlrecht, meint Prantl.
"Wer so etwas sagt, der tut sich schwer, das allgemeine Wahlrecht überhaupt zu propagieren, der ältere Wähler ist ja fürwahr auch nicht immer ein Ausbund an Urteilsfähigkeit."
(huc)
(huc)