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"Das deutsche Sprechtheater ist unglaublich zurück"
Schauspieler mit nicht-deutscher Herkunft haben kaum Chancen auf den deutschen Theaterbühnen. Auch die Schauspielschulen sind beim Thema "Diversity" noch weit zurück. Doch langsam ändert sich etwas, meint Jan Linder, Direktor des Badischen Staatstheater Karlsruhe.
Wer auf der Bühne vorkommt und wer nicht, das ist natürlich auch eine Frage der Zusammensetzung des Ensembles. Und dafür ist am Badischen Staatstheater Karlsruhe Schauspieldirektor Jan Linders verantwortlich.
Baden-Württemberg ist nicht Berlin: In kleineren Städten wie Baden-Baden oder Pforzheim werden Menschen, die irgendwie undeutsch aussehen, unverhohlen angestarrt, und ein dunkelhäutiger Faust hätte auf der Bühne kaum Chancen. Auch Sie, Jan Linders, haben keinen Afroamerikaner oder türkischstämmigen Schauspieler in Ihrem Ensemble. Repräsentiert das angemessen die Stadtbevölkerung von Karlsruhe?
Jan Linders: "Natürlich nicht. Das deutsche Sprechtheater ist da unglaublich zurück. Und wir müssen da nachholen in den nächsten Jahren. Oper und Ballett sind immer schon internationale Künste. Es ist überhaupt keine Frage, ob man vielleicht eine Carmen hat, die schwarz ist (...), eine asiatische Aida, das ist überhaupt kein Problem, aber im Sprechtheater sagt man immer, das Bühnendeutsch und das Aussehen ist wichtig.
Das ist in anderen Ländern anders, in Frankreich, in England – in Ländern mit Kolonialvergangenheit stellt man sich diese Fragen überhaupt nicht mehr. Und in Deutschland gibt es jetzt auch eine Bewegung. Schauspielschulen nehmen jetzt türkischstämmige auch andere migrantische Schauspielschüler auf, weil sie wissen: Diese haben jetzt auch eine Chance an den Bühnen. Sie werden nicht nur als Drogendealer oder Gangster oder als Klischee besetzt. Und wir als Stadttheater müssen da jetzt auch einen Schritt machen."