Rückgabe von irakischer Tontafel ist "ein tolles Zeichen"
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat Iraks Botschafter ein 2600 Jahre altes Ziegelfragment überreicht. Ein deutscher Tourist hatte die Tontafel in den 70ern als Souvenir mitgebracht und gab sie nun zurück. Stiftungspräsident Hermann Parzinger sieht darin einen Bewusstseinswandel beim Thema illegale Archäologie.
Eckhard Roelcke: Seit eh und je haben Reisende Andenken aus der Ferne mit nach Hause gebracht. Stolz konnten sie zeigen, wo sie waren, was sie erlebt hatten. Ein "An-denken" – ein schönes Wort. Wir werden jetzt von einem Andenken sprechen, das etwa 2.600 Jahre alt ist und dass ein Reisender in den 70er Jahren mitgebracht hat aus dem Irak, aus Babylon. Wobei: mitgebracht ist jetzt nicht das richtige Wort. Er hat es gestohlen. Es ist ein Stück Kulturgut. Eine antikes Ziegelfragment.
Wahrscheinlich von einem schlechten Gewissen geplagt hat er es anonym an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin geschickt. Der Präsident der Stiftung, Hermann Parzinger, hat dieses "Andenken" heute an den Irak zurückgeben, an den irakischen Botschafter in Berlin.
Herr Parzinger, die Lage in weiten Teilen des Nahen und Mittleren Ostens ist prekär. Der instabile Irak, im Syrien herrscht Bürgerkrieg. Kulturdenkmäler werden zerstört, Grabungsstätten geplündert, antike Fundstücke werden auf dem Schwarzmarkt verkauft. Warum geben Sie gerade in diesen so instabilen Zeiten dieses Schrifttafel, dieses Kulturgut zurück?
Hermann Parzinger: Ich glaube, das ist ein ganz wichtiges Zeichen. Deshalb bin ich auch dankbar, dass die Person, die das in den 70er-Jahren aus dem Irak mitgenommen hat, ich würde gar nicht sagen: stehlen, denn mit Sicherheit war der Person das gar nicht bewusst... Natürlich gab es damals schon Gesetze, die die Ausfuhr solcher Antiken aus dem Irak nicht gestattet haben, aber das ist genau der Punkt: Dass viele Reisende das oft in den Ländern angeboten bekommen, in Basars oder unter dem Ladentisch, und dann sagen: Ach, das ist ja ein nettes Mitbringsel, eine Antike, das nehme ich mit. Und dass hier ein Bewusstseinswandel einsetzt, dass Menschen, die jetzt sehen, (...) dass auch die illegale Archäologie ein riesiges Problem ist, dass Fundplätze geplündert werden und in industriellem Maßstab richtig zerlöchert und die Objekte, die man findet, von Kleinkunst, Tontafeln, Siegel, Siegelabdrücken bis hin zu Skulpturenteilen ins Ausland verkauft werden. Das ist ein Milliardengeschäft, weltweit, nicht nur aus dem Nahen Osten. (...) Dass eine solche Person sagt, ich habe das damals mitgenommen, das war nicht ganz legal, ich möchte, dass das an den Ort zurückkommt, das finde ich ein tolles Zeichen.