"Ich finde das absolut inakzeptabel"
Empört hat Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, auf die Klage der Erben jüdischer Kunsthändler und ihre Vorwürfe reagiert. Es sei "geschmacklos", dass sie die Arbeit der Limbach-Kommission mit Zuständen in der Nazi-Zeit verglichen.
Mit einiger Verwunderung hat Stiftungspräsident Hermann Parzinger auf die Klage der Erben jüdischer Kunsthändler vor einem US-Gericht reagiert. "Ich war fassungslos", sagte er im Deutschlandradio Kultur. Die Klage richtet sich gegen Deutschland, dem die Kläger vorwerfen, den millionenschweren mittelalterlichen Kirchenschatz, den sogenannten Welfenschatz, nicht herauszugeben, obwohl es sich um NS-Raubkunst handele.
Betroffen von einem Erfolg der Klage wäre auch die Preußen-Stiftung, der zuletzt von der so genannten Limbach-Kommission die Kunstwerke zugesprochen wurden. Das Schiedsgremium unter Leitung der früheren Bundesverfassungsgerichtspräsidentin Jutta Limbach hatte beim Welfenschatz keine Anhaltspunkte für NS-Raubkunst gesehen.
Parzinger: Kläger haben keine Argumente
Die beiden Kläger, Alan Philipp und Gerald Stiebel, bezeichnen in einem Schreiben das Verfahren vor der Limbach-Kommission als einen "Scheinprozess" und ziehen einen Vergleich zum Nationalsozialismus. Sie hätten 2014 die gleiche Diskriminierung erfahren wie ihre Angehörigen während der Nazi-Zeit. "Ich war fassungslos, als ich das gelesen habe", sagte Parzinger.
Das Verfahren sei alles andere als ein "Scheinprozess" gewesen. Die Limbach-Kommission bestehe aus ehrenhaften Persönlichkeiten, denen es um eine gerechte und differenzierte Abwägung gegangen sei. Die Kommission habe lediglich eine Empfehlung abgegeben, es habe also keinen Prozess gegeben. "Das mit den Verhältnissen der Nazi-Zeit zu vergleichen, finde ich geschmacklos", so Parzinger. Dass die Kläger zu solchen Mitteln und Formulierungen griffen, zeige, dass sie keine Argumente hätten. Das sei "absolut inakzeptabel", betonte der Stiftungspräsident.
Der Wert des Welfenschatzes wird von den Klägern auf 260 Millionen Euro geschätzt. Eine unrealistische Summe im Verständnis Parzingers: "Das ist aus der Luft gegriffen." Seine Museumsmitarbeier, so Parzinger, gingen von etwa 100 Millionen Euro aus. Allerdings sei eine realistische Bewertung auch schwierig. Klar sei allerdings, dass der Welfenschatz "einer der, wenn nicht der bedeutendste Kirchenschatz nicht nur in Deutschland, sondern in Europa" ist.