Energiewende ja, Stromtrassen nein
Die Pläne für die erste Stromautobahn von Schleswig-Holstein nach Bayern liegen vor. Eine 800 Kilometer lange Trasse, die Windstrom vom Norden in den Süden bringt. Das größte Ausbauprojekt der Energiewende sorgt für hitzige Debatten in der ganzen Republik. Und die Bundesländer stehen durchaus unterschiedlich da.
Jede Menge Windstrom aus Schleswig-Holstein
Von Dietrich Mohaupt
Infomarkt – so nennen die Verantwortlichen des Netzbetreibers TenneT die Veranstaltung. Und in der Tat – vieles erinnert an einen Marktplatz: In der Messehalle in der Gemeinde Horst stehen einzelne Infostände mit Flyern und Broschüren, an Stellwänden sind große Landkarten aufgehängt, die den geplanten Verlauf möglicher Trassen für die Stromleitung innerhalb eines 15 Kilometer breiten Korridors darstellen. Landwirt Hans-Peter Hansen aus Grevenkoop hat sich das genau angeschaut – sein Hof ist schon jetzt ganz dicht dran an großen Stromleitungen.
"In einem Abstand von 300 Metern etwa befinden sich zwei 300-KV-Leitungen – wir gehen davon aus, dass auch dort die dritte Leitung gebaut wird, allerdings legen wir Wert darauf, dass möglichst die dritte Leitung weit vom Hof entfernt ist, das heißt also, südlich verlegt wird."
Peter Herzelt, Projektmitarbeiter von TenneT, hat sich die Anmerkungen von Landwirt Hansen genau notiert – dafür sind wir ja jetzt hier, betont er: Zuhören, was die Bewohner der Region zu den ersten Grobplanungen sagen, und auch über mögliche Alternativen mit ihnen reden.
"Die Planung ist ein Vorschlag von TenneT, die soll auf keinen Fall eine fertige Variante sein. Was ich gerade erläutert habe, war die Frage der Elbquerung, die im Moment hier unten bei Stade vorgesehen ist. Und da gibt es durchaus noch die Variante, dass man bei Glückstadt mit der zukünftigen Autobahn 20 die Elbe quert, oder eine Querung wäre denkbar am Kernkraftwerk Brokdorf."
Viele Besucher des Infomarkts wollen sich erst einmal einen Überblick verschaffen, blättern in den ausgelegten Broschüren, studieren die Landkarten und stellen immer wieder Fragen, und diskutieren mit den TenneT-Mitarbeitern.
"Und hier in dem Bereich – da sieht man ja, auch wenn man auf der Karte kuckt, hier in der Wilstermarsch, da gibt es auch ganz viele Straßendörfer."
"Ja, ja, - wir müssen ja irgendwie durch."
"Ja, genau… irgendwie haben wir das Problem."
Andere haben schon ganz konkrete Fragen und Einwendungen: Helga Ellerbrock zum Beispiel ist Bürgermeisterin der Gemeinde Sommerland – auch durch ihren Ort ein paar Kilometer nordwestlich von Elmshorn mitten in den Elbmarschen soll die Stromtrasse eventuell verlaufen. Sie gibt zu bedenken:
"Wie alle hier wissen, sind da schwierigste Untergründe – wenn wir gehört haben, dass da 60-Tonnen-LKW anrollen sollen, schlägt jeder hier die Hände über den Kopf. Da muss man einfach drauf hinweisen, dass das einfach durchdacht werden muss – wie komme ich da überhaupt hin, wenn ich da einen Mast hinstellen will, wenn ich da eine Leitung hinstellen will."
Für die Bürgermeisterin geht es schon jetzt, in der ganz frühen Planungsphase, ans Eingemachte – sie macht sich Sorgen um die Wege und Straßen in ihrer Gemeinde. Auf keinen Fall will sie nach Abschluss der Bauarbeiten für die neue Stromleitung auf hohen Instandsetzungskosten sitzen bleiben:
"Wir werden Bürgschaften fordern, wenn unsere Gemeindewege genutzt werden – wir haben bisher schlechte Erfahrungen, und TenneT will ja alles besser machen und da denke ich, ist das der richtige Weg."
Ganz ähnlich geht auch ihr Bürgermeisterkollege aus einem Nachbarort an die Sache heran. In der Region wird nun einmal jede Menge Windstrom produziert – da muss es dann auch die entsprechenden Leitungen für dessen Abtransport geben, meint Wolfgang Borchert-Koschany aus Altenmoor. Natürlich schaut jeder darauf, dass seine eigene Gemeinde möglichst wenig darunter zu leiden hat – aber:
"Grundsätzlich habe ich so den Eindruck, dass hier jeder weiß: Der Strom muss weg, und die Alternative sind die Atomkraftwerke, die wollen wir auch nicht haben. Nur – ich denke einfach so an die Beschaffenheit unseres Dorfes, an unsere Wege, unser Moor und, und, und. Und ich habe da einfach höllische Angst, dass bei uns, von unserer Infrastruktur, da alles zertrümmert wird, was da gerade ist."
Sorgen, Befürchtungen – ja, viele haben sich so ihre Gedanken gemacht, aber von einer prinzipiellen Ablehnung der neuen Stromautobahn ist eigentlich nichts zu spüren. Stefan Richter ist auch einer der interessierten und wohl auch etwas besorgten Anwohner im Bereich des Planungskorridors für die Trasse. Er sagt, was die Meisten denken:
"Ich habe den Eindruck, dass es nicht wirklich ernsthaften Widerstand gegen das Bauen so einer Leitung geben wird, weil wir einfach alle die Atomkraftwerke auch nicht mehr so schön finden und von daher der Sachzwang, dass man so eine Leitung braucht – gegen den wird sich nicht so viel an Argumenten oder an Wut oder Widerstand oder Ärger stellen."
Klingt fast so, als ob die SuedLink-Trasse zumindest in Schleswig-Holstein beinahe so etwas wie ein Selbstgänger werden könnte – aber, ganz so einfach wird es dann wohl doch nicht, glaubt Stefan Richter. Infomärkte, Bürgerbeteiligung schon im frühesten Planungsstadium – alles schön und gut, aber eine gewisse Skepsis bleibt, meint er:
"Wie sich das hier auswirken wird, wie viele Anmerkungen aufgenommen werden, wie das nachher technisch umgesetzt wird, das wissen wir in 8 oder 10 Jahren. Bei anderen Verfahren hier in der Gegend – Autobahn, Elbvertiefung, bei ähnlichen Dingen – gibt es viel Ärger und Unmut. Weil man dann sehr fertige Pläne erst in den Planfeststellungsverfahren zur Kenntnis kriegt, und sehr deutlich ist, da kann man dann gute und schlechte Einwendungen haben – das ändert nix mehr, weil die Ingenieure schon Jahre dran gearbeitet haben und ihre Sachen so machen wie sie sie machen wollen."
TenneT will auf jeden Fall weitermachen mit dem Bürgerdialog – geplant sind unter anderem noch Projektarbeitsgruppen mit Bürgerinitiativen, Gemeindevertretern und Vertretern von Wirtschafts-, Natur- und Umweltschutzverbänden. Der genaue Verlauf der Leitung wird nicht vor 2018/2019 feststehen. Erst danach kann auch der Bau beginnen.
Dass bis dahin die Diskussion über die Leitung immer so ruhig und gesittet zugehen wird wie in Horst – damit rechnet auch der schleswig-holsteinische Energiewendeminister Robert Habeck nicht. Dabei müsse aber immer gelten:
"Über das 'Wie' kann man reden, über das 'Ob' allerdings nicht. Ich rechne damit, dass es Widerstand gibt - und dieser Widerstand kann auch laut und die Diskussionsveranstaltungen schnell zu Saalschlachten werden. Aber im Gegenstück wird man irgendwann sagen können: Dafür sind bundesweit die ganzen Atomkraftwerke abgebaut. Und dann kann man sich darüber streiten, was ist gefährlicher, schädlicher oder hässlicher – Atomkraftwerke oder Stromtrassen? Meine Antwort ist da klar: Ich nehme lieber eine Stromtrasse für erneuerbaren Strom als Atomkraftwerke, die in der Landschaft rum stehen und vor sich hin strahlen."
Hessens Energievorreiter aus Wolfshagen
Von Anke Petermann
Von Anke Petermann
In Wolfhagen nieselt es. Gar nicht so einfach für Hans Martin und Dirk Lindemann, Leute zu finden, die trotzdem stehen bleiben und sich zur Energiewende in der nordhessischen Kleinstadt befragen lassen. Da hat Wolfhagen nämlich die Nase vorn, erklärt Professor Martin als Aufsichtratsvorsitzender der örtlichen BürgerEnergieGenossenschaft stolz. Und weil die Protagonisten des "Wolfhager Modells" jetzt so häufig eingeladen werden, um auf Klimaschutzforen bundesweit über regenerative Selbstversorgung zu referieren, brauchen sie einen Imagefilm.
Den drehen Martin und Lindemann. Soeben bleibt eine Passantin stehen, bereit mitzumachen:
"Mein Name ist Erika Reinhard, Bürger von Wolfhagen."
Dirk Lindemann rückt das Kamerastativ zurecht.
Hans Martin bringt sich in Position fürs Interview:
"Und zwar haben wir Fragen vorbereitet. Ist es richtig, dass Wolfhagen die Versorgung mit erneuerbaren Energien selbst in die Hand nimmt?"
Erika Reinhard: "Also, ich finde das sehr gut, dann ist man unabhängig von den ganzen anderen Landkreisen. Man kann ja vielleicht die Preisbindung beeinflussen, was sehr wichtig für die Bürger ist."
Wolfhagen, das gallische Energiedorf: stolz auf seine Eigenständigkeit. Schon Anfang des Jahrtausends beschloss die 13.000-Einwohner-Stadt, sich vom Stromriesen E.ON unabhängig zu machen, kaufte das Stromnetz zurück und überführte die Stadtwerke in eine GmbH mit Genossenschaftsbeteiligung.
"Der nächste große Schritt war 2008, als die Stadtverordnetenversammlung entschlossen hat, dass man in Wolfhagen zu hundert Prozent den Strom, den man verbraucht, selbst erzeugen will und hat gesagt, bis 2015 wollen wir das schaffen."
erzählt der Aufsichtsratsvorsitzende der BürgerEnergieGenossenschaft mit fast 700 Mitgliedern. Energieautark 2015? Gesagt, getan:
"60 Prozent sind schon versorgt – des Verbrauchs – durch private Solardächer, Solardächer auf öffentlichen Gebäuden, durch einen großen Solarpark an der Eisenbahnlinie",
den größten Hessens. Mit der Wärme aus der Biogasanlage werden Schule und Freibad beheizt:
"Und wenn jetzt die vier Windkraftwerke kommen, dann ist es über 100 Prozent Versorgung – rechnerisch, ja."
Doch der große Solarpark und vor allem die vier neuen Windräder sind heftig umstritten im Wolfhager Land. Bis zuletzt versuchte eine Bürgerinitiative, die Rodung auf dem Rödeser Berg zu stoppen. Vergeblich, soeben fielen die Bäume. Jetzt kämpft die BI gerichtlich dagegen an, dass die vier riesigen Windräder auf die Kuppe gestellt werden. Dort, wo Luchse und Wildkatzen unterwegs sind, Rotmilane und Fledermäuse kreisen.
Und jetzt ein neuer Tiefschlag: Auch die Stromtrasse soll östlich der Kleinstadt Wolfhagen durch die grüne Landschaft von Nothfelden verlaufen. Das jedenfalls entnimmt Günter Rückner als Sprecher der Bürgerinitiative dem Korridorvorschlag von Suedlink-Betreiber TenneT. Beim Blick auf die Karte im Internet packte ihn das Entsetzen:
"Ich sehe es für Wolfhagen, wenn es denn bei der Trassenführung bleiben sollte, als Katastrophe an. Diesen Wald anzugreifen, ist ein Verbrechen. Der Abstand zwischen dem Ort und den Windrädern ist zum Teil weniger als ein Kilometer. Das heißt, die Freifläche zum Wald hin, das sind etwa 600, 800 Meter maximal, und dazwischen soll nach der jetzigen Planung die Stromtrasse verlaufen."
Wir sind weder Windkraftgegner noch Feinde der Energiewende, sagt der pensionierte Architekt über seine Mitstreiter in der Bürgerinitiative. Aber die ökologisch wertvollsten Standorte im Wolfhager Land müssten vor solch einem schwerwiegenden Doppeleingriff geschützt werden. Dass man die Trasse für die Energiewende braucht, zweifelt Rückner an.
Da ist er sich ausnahmsweise einig mit den Energiegenossenschaftern und dem parteilosen Bürgermeister von Wolfhagen, Reinhard Schaake:
"Wenn das dezentrale Projekt, was wir hier in Wolfhagen auf den Weg gebracht haben, bundesweit umgesetzt würde, dann bräuchten wir diese Trasse überhaupt nicht."
Und die Riesenwindkraftanlagen in der Nordsee auch nicht, pflichtet Hans Martin von der BürgerEnergieGenossenschaft bei. Eine Stromautobahn ohne Auf- und Abfahrt und ohne Wertschöpfung fürs Wolfhager Land lehnen Schaake und Martin ab. In diesen Tagen nimmt der Betreiber TenneT einen neuen Anlauf, sie und andere umzustimmen.
Schützenhilfe bekommt er dabei vom hessischen Energieminister Tarek Al-Wazir:
"Auch Wolfhagen will ja weiterhin am Stromnetz bleiben."
Und die neue Trasse entlaste die alten Netze, betont der Grünen-Politiker. Damit schaffe sie Platz, damit Wolfhagen Strom einspeisen könne. Selbstversorgend sei die Stadt ja auch 2015 nicht kontinuierlich, sondern nur rechnerisch - mit Importbedarf in den Erzeugungs-Tälern:
"Hessen insgesamt ist momentan eines der Strom-Importländer der Bundesrepublik Deutschland. Das heißt, wenn ein Land auf Vernetzung angewiesen ist, dann Hessen. Wir wollen jetzt die erneuerbaren Energien auch in Hessen ausbauen, wollen dazu beitragen, dass wir auch mehr unseres Stromes selbst erzeugen, auch erneuerbar erzeugen. Aber es ist durchaus so, dass zur Energiewende auch die Vernetzung dazu gehört. Und ich glaube, dass auch jedem klar sein muss: Wenn die Vernetzung am Ende nicht kommt, wenn die Energiewende nicht planmäßig voranschreitet, dann wird’s nicht lange dauern, bis jemand da steht und sagt, 'jetzt müssen die Atomkraftwerke länger laufen', das will ich ausdrücklich nicht!"
Bayerische Ablehnung der Nord-Süd-Trasse
Von Susanne Lettenbauer
Von Susanne Lettenbauer
Der Wind weht kräftig an diesem Tag. Die Fahnen der Demonstranten in München-Fröttmanig flattern im Nordwind. Gegen Atomkraft und für Windkraft steht darauf. Direkt neben Münchens einzigem Windrad auf einem renaturierten Müllberg gegenüber von der Allianz-Arena haben sich rund 5000 Befürworter für die Energiewende in Deutschland versammelt:
"Ich heiße Werner Hausmann und komme aus der Gemeinde Walting und ich stehe für den Einsatz regenerativer Energien und sage Nein zu der geplanten Stromtrasse aus den neuen Bundesländern hier nach Bayern."
Seit Januar vergeht kein Wochenende in Bayern, an dem nicht in einer Kommune für eine gerechtere Energiewende demonstriert wird: im Nürnberger Land, in der Oberpfalz, in Unterfranken. Bürgerversammlungen kennen nur ein Thema, auch die Kommunalwahlen am 16. März wurden von den Diskussionen beeinflusst. Vor allem die Nord-Süd-Stromtrasse erbost die Menschen. Eine 450-Kilometer lange Stromleitung, die Masten zwischen 70 und 110 Meter hoch, von Sachsen-Anhalt bis in die Nähe von Augsburg. Immer entlang der Autobahn A9, vorbei an Hof, Bayreuth, Nürnberg Richtung Augsburg.
Auch direkt durch das Tourismusgebiet Altmühltal, Heimat von Werner Hausmann und Angelika Liepold.
"Wir sind mit einem Bus hier, mit der Bürgerinitiative aus Walting, die neu gegründet wurde und sich den anderen angeschlossen hat. Wir wollen zeigen, dass wir dagegen sind und dass wir uns dafür einsetzen."
Hausmann und Liepold wie auch die anderen Bewohner von Walting im Altmühltal fahren für ihr Anliegen nicht nur nach München, sondern überallhin im Freistaat, wo Bürgerinitiativen zu Protesten gegen eine Stromtrasse aufrufen, die vor allem Strom aus ostdeutschen Braunkohlekraftwerken aufnehmen soll. Und diese Bürgerinitiativen werden mehr und mehr, denn diese Trasse könne ja auch Atomstrom aus Tschechien aufnehmen, so nah an der Grenze, wird nicht ausgeschlossen.
Immer häufiger schließen sich die Initiativen zusammen, um ihren Stimmen mehr Gewicht verleihen zu können. Denn dem überraschenden Moratorium, der Ankündigung des bayerischen Ministerpräsidenten, die Planungen zur Stromtrasse vorerst auf Eis zu legen und die Bürgerkritik anzuhören, dem trauen sie nicht:
"Nein, da können wir nicht zufrieden sein, weil wir davon ausgehen müssen, dass im Vorfeld schon viele Entscheidungen getroffen wurden und das Ganze nicht ein Thema ist, dass nur Bayern betrifft, sondern auf europäischer Ebene anzusiedeln ist. Wir gehen davon aus, diese Trassen werden gebaut, um zukünftig den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft den Stromtransfer zu sichern und nichts anderes."
Vor allem die anfängliche Unsicherheit, wo genau die Stromtrasse verläuft, warum gerade dort und nicht unterirdisch als Erdkabel. Und welche gesundheitlichen Auswirkungen das in Deutschland neue Gleichstromtechniksystem hat, beunruhigt die Kommunen. Bis heute. Davon profitieren jetzt ausgerechnet die Windkraftbetreiber, die noch vor einem Jahr mit ähnlichen Demonstrationen wie jetzt zur Stromtrasse von ihren Projekten Abgebracht werden sollten. Windkraftanlagen gelten in Franken mittlerweile als das kleinere Übel und werden begrüßt. Denn sie versprechen Planungssicherheit, im Gegensatz zu dem noch immer nicht vollständigen Ausbauplan des zuständigen Netzbetreibers Amprion.
Lautstarke Proteste begleiten jede der mittlerweile rar gewordenen Informationsveranstaltungen von Amprion. Nach Massenprotesten an der Nürnberger Meistersingerhalle Ende Januar, bei der Bürger von Sicherheitskräften am Betreten der Veranstaltung gehindert wurden, reagieren die Verantwortlichen defensiv wie hier in Donauwörth Amprion-Sprecherin Joelle Bouillon:
"Heute Abend starten wir hier im Süden mit dem Bürgerdialog, wir wollen die Bürger informieren, wie der Stand der Dinge ist."
Umfrage1: "Wir brauchen die Gleichstromtrasse definitiv nicht, wir brauchen den Braunkohlestrom nicht. Man kann jederzeit mit Gaskraftwerken in der Nähe von Atomkraftwerken, wo die Leitungen schon stehen, das jederzeit abfedern. Deswegen brauchen wir keine Trasse."
Umfrage2: "Das ist praktisch ein Schnellschuss gewesen von der Politik. Die Bürger wurden nicht aufgeklärt, einfach von oben nach unten gedeckelt, das ist nicht ganz in Ordnung, Elektrosmog und so weiter, da wird keine Rücksicht genommen, die haben da ihre Experten, aber vielleicht sind die Bürger eher die Experten, die anderen sind gekauft, das weiß man ja schon."
Die Bürger seien die Bremser der Energiewende ließ kürzlich Amprion-Geschäftsführer Hans-Jürgen Brick via "Handelsblatt" verkünden.
Für die Demonstranten, aber auch Politiker wie Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger neues Wasser auf die Mühlen:
"Die Bürger wollen diesen Weg von oben nicht mehr mitgehen und ich würde mir wünschen, dass eine solche Veranstaltung wie heute nicht nur einmal stattfindet, sondern regelmäßig. In der DDR hat man das Regime mit Montagsdemonstrationen in die Knie gezwungen und genauso müssen wir die Energielobby und Atomlobby mit Montagsdemonstrationen der Bürger in die Knie zwingen. Dankeschön."
Man hätte die Bürger besser auf Projekte wie die Stromtrasse vorbereiten müssen, sagt der bayerische Grüne Ludwig Hartmann. Seine Fraktion hat sich nicht generell gegen die Nord-Süd-Trasse ausgesprochen. Die Strommasten werden kommen, gibt Hartmann zu. Auch Bund-Naturschutz-Chef in Bayern Hubert Barthel ist nicht generell gegen die Stromleitung.
Mitte April soll der neueste Stand zum Netzentwicklungsplan Strom 2014 von den Netzbetreibern präsentiert werden. Klar ist bereits: Das Genehmigungsverfahren für die umstrittene Stromautobahn durch Bayern verzögert sich auf unbestimmte Zeit. Der Netzbetreiber Amprion will den Antrag auf Bundesfachplanung für die Gleichstrompassagen Süd-Ost nun doch nicht schon im März stellen, so Joelle Bouillon, die Sprecherin der für die bayerische Stromtrasse zuständigen Firma Amprion.
Es habe sich herausgestellt, dass Amprion mehr Zeit für die Überprüfung der eingegangenen Hinweise zum Trassenverlauf brauche. Mit den Protesten gegen die Trassenplanung habe die Entscheidung aber nichts zu tun, beto