Hessen

Ein kleine Wappenkunde

Eine Fahne mit dem hessischen Landeswappen weht in Wiesbaden auf dem Gebäude des Landtags.
Eine Fahne mit dem hessischen Landeswappen weht in Wiesbaden auf dem Gebäude des Landtags. © picture alliance / dpa / Daniel Reinhardt
Von Claus-Stephan Rehfeld |
Der Löwe bildet die Konstante in der Wappengeschichte Hessens. Aus einem Familienwappen wurde ein Landeswappen, aus einer Königskrone eine Krone aus goldenem Laub - und aus einem Raubtier am Ende ein bunter Löwe.
Anno 1137 war es, da heiratete der Löwe nach Hessen ein. Landgraf Ludwig I. von Thüringen hatte Hedwig von Gudensberg vor den Altar geführt. Mit der Frau erwirbt er ansehnliche Güter in Hessen. Der größte Teil des Landes ward mit Thüringen vereinigt. Hessen ist nun westlicher Teil des Ludowinger Besitzes. Doch 110 Jahre später ist der Mannesstamm der thüringischen Landgrafen ausgestorben. Die Wettiner greifen 1247 nach der Landgrafschaft. Der thüringische Erbfolgekrieg tobt. Hessen fällt an ein Kind. Es ist Heinrich I. aus dem Hause derer von Brabant. Doch das Wappentier bleibt der Löwe.
Heute zeigt der neunmal silber-rot gestreifte steigende Löwe im blauen Schild seine goldenen Krallen. Doch die vielen Teilungen des Landstriches konnte der Löwe vorzumalen nie verhindern. Ein Flickenteppich mit vielen Herrschaftswappen. Wo er noch prangte, bekam er mal eine Königskrone aufgesetzt, andernorts wiederum ein Schwert in die Kralle gedrückt.
Die Suche nach dem Staatswappen
Schließlich nehmen die Preußen die Sache in die Hand. Sie setzen die klare heralidsche Trennung vom thüringischen Löwen durch. In der preußischen Provinz Hessen-Nassau beginnt die achtfache Streifung des Löwenwappens von oben her mit Silber. In Thüringen mit Rot.
1920 wird der hessische Löwe gestutzt. Der Volksstaat Hessen ist auf der Suche nach einem Staatswappen. Er tilgt das Darmstädter Schwert und die Königskrone. Aber eine Krone soll es sein. Dem Schild wird die Volkskrone aufgesetzt. So soll es sein. Und so bleibt es auch 1948, als sich das Land Hessen auf ein Wappen besinnt. Auf dem blauen Schild ruht nun eine Krone aus goldenem Laubwerk.
Aus einem Raubtier wurde ein bunter Löwe. Aus einem Familienwappen ein Landeswappen. Wiederholt beschäftigte der Hessenlöwe höhere Instanzen. So untersagte der Bundesgerichtshof einem Anwaltsnotar die unbefugte Benutzung des Wappens auf Briefbögen. Und im hessischen Landtag stand gar die Frage: Darf "ein von der Landesregierung empfohlener Sachverständiger" vom Verband für das Deutsche Hundewesen "im Briefkopf seiner Begutachtungsergebnisse das 'offizielle Landeswappen'" führen?
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