Hetze auf Facebook

"Bild"-Pranger ist "keine gute Idee"

Titelseite der "Bild" vom 20. Oktober 2015
Die "Bild" prangert an: Titelseite vom 20. Oktober 2015. © Deutschlandradio / Philipp Eins
Toralf Staud im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting |
Auf zwei Seiten stellt die Bild-Zeitung in ihrer Dienstagsausgabe Facebook-Hetzer gegen Flüchtlinge an den Pranger - mit Klarnamen und Foto. Der Journalist Toralf Staud hält das für unangemessen: "Ein Pranger bringt nichts".
Einen "Pranger der Schande" hat die Bild-Zeitung in ihrer Dienstagsausgabe eingerichtet: Auf zwei Seiten präsentiert das Boulevardblatt Facebookhetze gegen Flüchtlinge und Politiker, Fotos und Klarnamen der jeweiligen Schreiber eingeschlossen. Die Begründung der Zeitung: "Es reicht! Herr Staatsanwalt, übernehmen Sie!"
"Strafrechtlich verfolgen, was verfolgbar ist"
Eine Sache für den Staatsanwalt, das findet auch der Journalist und Rechtsextremismus-Experte Toralf Staud: Vermutlich erfüllten viele dieser Statements den Tatbestand der Volksverhetzung, sagt er. "Man sollte auf jeden Fall strafrechtlich verfolgen, was strafrechtlich verfolgbar ist."
Pegida-Anhänger unter der "Meinungsglocke"
Weniger geglückt findet er den Pranger: "Ich finde es keine gute Idee, aus grundsätzlichen Gründen nicht." Außerdem bringe ein Pranger nichts. Man könne vielleicht darauf hoffen, dass solche drastischen Aussagen zur Distanzierung von Pegida-Mitläufern führen. Auf der anderen Seite hätten sich die Pegida-Demonstranten inzwischen von der restlichen Öffentlichkeit abgekoppelt. Auch in den sozialen Medien bewegten sich diese Leute unter einer "Meinungsglocke", so Staud. "Mit Argumenten kann man da offenbar niemanden mehr erreichen."
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