Heuschrecken als nützliche oder gefräßige Eigentümer

Von Ernst Rommeney |
Heuschrecken sind gefräßige Insekten. Sie können ganze Ernten vernichten. Weshalb sie der Landwirt als Plage ansieht, wann immer sie in Schwärmen auftreten. Die Biologen allerdings wissen zu berichten, dass jedes Insekt für sich gesehen auch sehr nützlich sein kann. Wir mögen sie trotzdem nicht.
Nach den Beratern und den Bänkern wird nun über die Fondsmanager öffentlich gestritten. Sie gehören ebenfalls zu einer nicht geliebten Spezies. Sie gelten als kalt, aggressiv und renditeorientiert, lassen eine soziale Bindung nicht erkennen.

Zu diesem schlechten Ruf haben sie kräftig beigetragen, das Kühle und das Anonyme zum Image erkoren. Und daraus speisen sich jede Menge Vorurteile. Unternehmer müssen sich rechtfertigen, Fondsmanager nicht. Wer kennt schon ihren Namen, ihr Konzept, ihre Erfolge und Niederlagen - allenfalls der kleine Kreis der Insider und Kapitalanleger.

Selbst wenn der einfache Bürger sich ihnen als Sparer anvertraut, lernt nicht mehr von Ihnen kennen als einen hübschen Prospekt und natürlich die jährlichen Ausschüttungen. Und wer weiß, dass er durch den Absturz aus dem Börsenboom viel Geld und später auch im Konjunktureinbruch seine Arbeit verloren hat, der darf auch auf die anonymen Fondsmanager sauer sein. Zumal man sie selten über eigene Fehler reden hört.

Fehler zu entdecken, besser noch das richtige Gespür zu entwickeln, um die Akteure an den Finanzmärkten richtig einzuschätzen, darauf sollte die aktuelle Diskussion über die Finanzinvestoren abzielen. Sie gleich abzuwürgen, weil sie schädlich für den Standort Deutschland sei, schürt eher das Misstrauen. Was will man in einem demokratischen Staat mit Investoren anfangen, welche die öffentliche Debatte scheuen. Man kann nur auf sie verzichten. Also dieses Argument ist schlecht.

Doch auch der Gesetzesinitiativen bedarf es nicht, solange die Aufsicht über Börsen, Banken und Versicherungen sowie über das Kartellrecht funktioniert. Fonds werden als Kapitalgeber benötigt. Und sie operieren nicht besser oder schlechter als andere Eigentümer. Sie fördern innovative Firmen, sanieren alteingesessene Unternehmen, bringen Staatsbetriebe an den Markt oder kaufen Wohnungsbestände.

Solange sie wirtschaftlich gesunde Unternehmen hinterlassen, ist es kein Schaden, wenn sie sich nur auf Zeit engagieren, ihr Investment mit Gewinn weiterverkaufen. Nur werden sie sich, wie jeder andere Eigentümer, kritisch befragen lassen müssen, sobald sie Ruinen zurücklassen. Nicht also die Geschäfte der Fondsmanager sind anrüchig. Vielmehr mangelt es an Informationen und Urteilsvermögen, um ihr Tun zu bewerten. Und da können sie selbst mithelfen, dass man sie als nützlich und nicht als Plage wahrnimmt, als gefräßig wie Heuschrecken.