"Hier hat man die tolle Gesamtschau der Italiener"
Altenburg beherbergt eine der größten und schönsten Sammlungen früher italienischer Malerei außerhalb Italiens. Auch die Abgüsse antiker und klassizistischer Skulpturen begeistern die Kunstliebhaber - doch nur wenige besuchen die Kleinstadt in Thüringen.
Es war 1847, als Bernhard August von Lindenau im Amts- und Nachrichtenblatt des Herzogtums Sachsen-Altenburg bekannt gab, dass seine kleine Sammlung nun geordnet und zu sehen sei. Öffentlich. Gipsabgüsse, Gemäldekopien, altitalienische Originale, griechisch-etruskische Gefäße aus der Zeit um 400 v. Chr. Bis heute sind diese erhalten. Ebenso wie ein Gemälde von Botticelli. Susanne Reim führt durch die Sammlung Lindenau:
"Das ist eine 'Heilige Katharina' gemalt von Sandro Botticelli. Das ist sicher das berühmteste Gemälde der Lindenauischen Sammlung und auch eines der geheimnisvollsten Bilder."
Denn Röntgenaufnahmen haben ergeben, dass darunter verborgene Malschichten sind. Warum der berühmte Maler der frühen Renaissance, Botticelli, der die "Geburt der Venus" schuf und an der Sixtinischen Kapelle mitgearbeitet hatte, bei diesem Bild eine zweite Variante wählte, ist nicht bekannt. Obwohl die Details der beiden Farbschichten begeistern und vor allem die Dame, deren Name nur vermutet werden kann:
"Eine Idee ist, dass es sich um Katharina Sforza handelt, eine Tochter des Mailänder Herzogs, die mit einem Papst-Neffen verheiratet worden ist."
Das Lindenau-Museum ist ein Ort voller Geschichten. Jedes Objekt scheint sorgfältig ausgewählt und mühevoll im 19. Jahrhundert nach Altenburg transportiert worden zu sein. Es ist eine der Sammlungen, die ihre Nutzer in die Pflicht nimmt, den Schatz zu erhalten, zu pflegen, aber auch angemessen zu zeigen. "Der Jugend zur Belehrung. Dem Alter zur Erholung" – wie es Lindenau einst formulierte.
Er, der Politiker, Wissenschaftler und Kunstsammler, hatte einen wechselvollen Weg: Er leitete eine Sternwarte, arbeitete später im Staatsdienst, kümmerte sich um verwaiste herzogliche Kunstschätze, besuchte Museen in Paris und interessierte sich für das neu gegründete Städelsche Kunstinstitut in Frankfurt am Main.
Erst in seinem letzten Lebensjahrzehnt widmete er sich seiner Kunstsammlung und beschloss, dass sein Erbe und das seines Freundes Franz Xaver von Zach in eine Stiftung fließen sollte. Die Stiftung hat de facto nie aufgehört zu existieren, doch sie verschwand mit dem Auflösen des damaligen Herzogtums Sachsen-Altenburg. Juristen würden derzeit prüfen, ob diese Stiftung noch heute eine Berechtigung hat, erklärt die neue Landrätin des Kreises Altenburg, Michaele Sojka:
"Wir haben eine Zeitlang versucht, ob wir die Stiftung wieder aufleben lassen können. In dieser Stiftung und dem Testament von Lindenau wurde verfügt, dass gesammelt wird, bewahrt wird, dass es auch für die Ausbildung genutzt werden soll, aber es darf eben nicht verkauft werden. Der Stadt hat es nicht gehört."
Heute hat der Landkreis seine Hände über dem Museum, und nicht nur die Landrätin fordert mehr finanzielle Unterstützung für die einmalige Sammlung. Denn der Museumsbestand ist in Thüringen kaum bekannt, wird weniger wertgeschätzt als im Ausland und auch die Besucherzahlen könnten weitaus besser sein. Auch die Landrätin ist sich des Dilemmas, trotz der Raritäten zum Beispiel eines Botticellis, bewusst:
"Paris und Hamburg sind mir in Erinnerung und ich weiß, dass die Kunstliebhaber dort Schlange gestanden haben, um nur wenige Bilder, die wir ausgeliehen haben, zu sehen. Und wir sagen jetzt wirklich ganz selbstbewusst: Kommt nach Altenburg, hier muss man nicht Schlange stehen. Hier hat man die tolle Gesamtschau der Italiener."
Doch der Zustand des Museums könnte weitaus besser sein. Trotz der Aufnahme im Blaubuch für national bedeutende Kunst fristet das Museum ein Schattendasein. Depots müssten saniert, Räume für Restauratoren geschaffen und mehr Platz für die Kunstschule organisiert werden. Ein Anbau ist geplant, doch in weiter Ferne, denn die Stadt kämpft bereits um ihr Theater. Der Landkreis zählt zu jenen mit der höchsten Arbeitslosigkeit in Thüringen. Und der Bürgermeister scheint eine Schwäche zu haben für praktische Lösungen im Umgang mit historischer Substanz. Teile der barocken Altstadt mussten den modernen Bauplänen eines kleinen Einkaufscenters weichen. Kopfschütteln der Denkmalschützer, Restauratoren und Kunsthistoriker und ein Beleg dafür, dass es kulturhistorisches Erbe manchmal schwer haben kann.
Eine neue Politik der Wertschätzung für Kultur und auch für die Sammlung Lindenau fordert Hans-Jürgen Döhring, kulturpolitischer Sprecher der SPD:
"Wenn wir Kulturland Thüringen sein wollen und wir wollen das sein, dann gilt das auch, dass der Finanzminster mitspielen muss. Und da muss man ihn freundlich dazu bewegen."
Für Bernhard August von Lindenau waren finanzielle Mittel auch ein Thema. Er investierte alles, was er hatte, in Kunst und Bildung – um es letzten Endes der Öffentlichkeit zu schenken.
"Das ist eine 'Heilige Katharina' gemalt von Sandro Botticelli. Das ist sicher das berühmteste Gemälde der Lindenauischen Sammlung und auch eines der geheimnisvollsten Bilder."
Denn Röntgenaufnahmen haben ergeben, dass darunter verborgene Malschichten sind. Warum der berühmte Maler der frühen Renaissance, Botticelli, der die "Geburt der Venus" schuf und an der Sixtinischen Kapelle mitgearbeitet hatte, bei diesem Bild eine zweite Variante wählte, ist nicht bekannt. Obwohl die Details der beiden Farbschichten begeistern und vor allem die Dame, deren Name nur vermutet werden kann:
"Eine Idee ist, dass es sich um Katharina Sforza handelt, eine Tochter des Mailänder Herzogs, die mit einem Papst-Neffen verheiratet worden ist."
Das Lindenau-Museum ist ein Ort voller Geschichten. Jedes Objekt scheint sorgfältig ausgewählt und mühevoll im 19. Jahrhundert nach Altenburg transportiert worden zu sein. Es ist eine der Sammlungen, die ihre Nutzer in die Pflicht nimmt, den Schatz zu erhalten, zu pflegen, aber auch angemessen zu zeigen. "Der Jugend zur Belehrung. Dem Alter zur Erholung" – wie es Lindenau einst formulierte.
Er, der Politiker, Wissenschaftler und Kunstsammler, hatte einen wechselvollen Weg: Er leitete eine Sternwarte, arbeitete später im Staatsdienst, kümmerte sich um verwaiste herzogliche Kunstschätze, besuchte Museen in Paris und interessierte sich für das neu gegründete Städelsche Kunstinstitut in Frankfurt am Main.
Erst in seinem letzten Lebensjahrzehnt widmete er sich seiner Kunstsammlung und beschloss, dass sein Erbe und das seines Freundes Franz Xaver von Zach in eine Stiftung fließen sollte. Die Stiftung hat de facto nie aufgehört zu existieren, doch sie verschwand mit dem Auflösen des damaligen Herzogtums Sachsen-Altenburg. Juristen würden derzeit prüfen, ob diese Stiftung noch heute eine Berechtigung hat, erklärt die neue Landrätin des Kreises Altenburg, Michaele Sojka:
"Wir haben eine Zeitlang versucht, ob wir die Stiftung wieder aufleben lassen können. In dieser Stiftung und dem Testament von Lindenau wurde verfügt, dass gesammelt wird, bewahrt wird, dass es auch für die Ausbildung genutzt werden soll, aber es darf eben nicht verkauft werden. Der Stadt hat es nicht gehört."
Heute hat der Landkreis seine Hände über dem Museum, und nicht nur die Landrätin fordert mehr finanzielle Unterstützung für die einmalige Sammlung. Denn der Museumsbestand ist in Thüringen kaum bekannt, wird weniger wertgeschätzt als im Ausland und auch die Besucherzahlen könnten weitaus besser sein. Auch die Landrätin ist sich des Dilemmas, trotz der Raritäten zum Beispiel eines Botticellis, bewusst:
"Paris und Hamburg sind mir in Erinnerung und ich weiß, dass die Kunstliebhaber dort Schlange gestanden haben, um nur wenige Bilder, die wir ausgeliehen haben, zu sehen. Und wir sagen jetzt wirklich ganz selbstbewusst: Kommt nach Altenburg, hier muss man nicht Schlange stehen. Hier hat man die tolle Gesamtschau der Italiener."
Doch der Zustand des Museums könnte weitaus besser sein. Trotz der Aufnahme im Blaubuch für national bedeutende Kunst fristet das Museum ein Schattendasein. Depots müssten saniert, Räume für Restauratoren geschaffen und mehr Platz für die Kunstschule organisiert werden. Ein Anbau ist geplant, doch in weiter Ferne, denn die Stadt kämpft bereits um ihr Theater. Der Landkreis zählt zu jenen mit der höchsten Arbeitslosigkeit in Thüringen. Und der Bürgermeister scheint eine Schwäche zu haben für praktische Lösungen im Umgang mit historischer Substanz. Teile der barocken Altstadt mussten den modernen Bauplänen eines kleinen Einkaufscenters weichen. Kopfschütteln der Denkmalschützer, Restauratoren und Kunsthistoriker und ein Beleg dafür, dass es kulturhistorisches Erbe manchmal schwer haben kann.
Eine neue Politik der Wertschätzung für Kultur und auch für die Sammlung Lindenau fordert Hans-Jürgen Döhring, kulturpolitischer Sprecher der SPD:
"Wenn wir Kulturland Thüringen sein wollen und wir wollen das sein, dann gilt das auch, dass der Finanzminster mitspielen muss. Und da muss man ihn freundlich dazu bewegen."
Für Bernhard August von Lindenau waren finanzielle Mittel auch ein Thema. Er investierte alles, was er hatte, in Kunst und Bildung – um es letzten Endes der Öffentlichkeit zu schenken.