Highlights

Jazz im Dezember

Kadri Voorand
Die Sängerin und Pianistin Kadri Voorand © Stina Kase
Von Matthias Wegner |
Im Dezember senden wir Konzerte von den Jazzfestivals in Berlin und Saalfelden, erinnern an den Sänger Joe Williams und an die RIAS Bigband und blicken auf einige der wichtigsten Jazz-Alben des Jahres. Zudem stellen wir die estnische Sängerin Kadri Voorand vor.
Montag, den 3. Dezember / Tonart am Vormittag, 11:45 Uhr
Allgäuer grooven im Watt - die Hamburger Band TOYTOY

Silvan Strauß, Alex Eckert und Samuel Wootton haben sich vor gar nicht allzu langer Zeit in einer Punk-Band in Kempten / Allgäu kennengelernt. Doch alle drei zogen bald darauf nach Hamburg, um Jazzmusiker zu werden. Inzwischen mischen sie die dortige Szene kräftig auf. In zahlreichen Projekten wie Pecco Billo, Urban Academy und Wootton’s Toy Story loten sie die Grenzen zwischen Jazz, Hip-Hop und Electro-Musik aus - mit dabei ist immer auch der Bassist Daniel Stritzke. Der stammt allerdings von der Insel Föhr und hat die neuen Aufnahmen des Projektes TOYTOY angeregt: "The Wattwatt Session".
Die Hamburger Band TOYTOY
Die Hamburger Band TOYTOY© Nikolas Fabian Kammerer
Autor: Felix Tenbaum
Dienstag, 04. Dezember / Tonart Jazz, 1:05 – 5:00 Uhr
"Jazz meets Klassik" im 21. Jahrhundert

Im Verlauf des 20. Jahrhunderts fand der Jazz immer Eingang in die sogenannte "Ernste Musik". Aber auch andersherum gab und gibt es immer wieder Jazz-Musiker, die sich in ihren Stücken auf die alten Meister beziehen oder über die Klassik zum Jazz gefunden haben. In der Tonart Jazz stellen wir einige aktuelle Beispiele vor: vom Uwaga-Quartett über die Geigerin Fabiana Striffler und den Pianisten Francesco Tristano bis hin zur A-Cappella-Formation SLIXS.
Fabiana Striffler
Fabiana Striffler© Dovile Sermokas
Moderation: Vincent Neumann und Sara Walther
Montag, 10. Dezember / Tonart am Vormittag, 11:45 Uhr
Die Amnesie im britischen Jazz
In keinem anderen europäischen Land wird so lange Jazz gespielt wie in Großbritannien. Aber wenn man abseits der aktuellen Szene Namen aufzählen will, die den britischen Jazz in vergangenen Jahrzehnten geprägt haben, wird es schwierig. Ganz im Gegensatz zum Pop im Vereinigten Königreich scheint der Jazz auf den britischen Inseln an chronischem Gedächtnisschwund zu leiden. Gestandene Musikergrößen geraten allzu schnell in Vergessenheit. Woran liegt das?
Autor: Wolf Kampmann
Montag, 10. Dezember / In Concert, 20:03 – 21:30 Uhr
Verblüffende Souveränität: Die Sängerin Jazzmeia Horn
Jazzmeia Horn
Jazzmeia Horn© Jacob Blickenstaff
Beim Jazzfest Berlin 2018 traf die US-Amerikanische Sängerin Jazzmeia Horn auf die hochdekorierte WDR-Bigband unter der Leitung von Bob Mintzer und sorgte für einen der Höhepunkte des diesjährigen Festivals. In nur wenigen Jahren hat sich die 28-jährige Sängerin im internationalen Jazz durchgesetzt. Nachdem sie verschiedene Nachwuchspreise gewonnen hatte legte sie letztes Jahr ihr Debütalbum "Social Call" vor, auf dem sie mit einer großen Reife, einer verblüffenden Souveränität und einem geschmackvoll ausgewählten Repertoire die Jazzwelt beeindrucken konnte. Mit einer Bigband zusammen zu arbeiten ist für Horn noch ziemliches Neuland. Erst zweimal stand sie zuvor mit so einem großen Ensemble auf der Bühne.
Jazzmeia Horn und WDR Big Band
Jazzmeia Horn, Gesang
Bob Mintzer, Leitung und Arrangements
Jazzfest Berlin
Haus der Berliner Festspiele, 03.11.2018
Moderation: Matthias Wegner
Dienstag, 11. Dezember / Tonart Jazz, 1:05 – 5:00 Uhr
Die Jazz-Begeisterung der britischen Mods

Sie waren kaum 20, trugen stets korrekte Anzüge und rasten auf italienischen Motorrollern durch das nächtliche London: Die Mods der frühen 60er. Eine modebewusste Jugend, die Modern Jazz hörte und deshalb Mods genannt wurde. Dieser Szene entstiegen in den 60ern unter anderem Beat- und Rockgruppen wie The Who oder die Small Faces, die sich ihrerseits ebenfalls tief eingehört hatten in einen anderen schwarzen Musikstil aus Amerika und ihn in der (weißen) britischen Rock-Szene der Zeit salonfähig machten. Für einige wichtige Jahre beherrschten die Mods einen musikalischen Mikrokosmos der britischen Hauptstadt und kodierten für spätere Generationen den Mode- und Pop-Stil Mod. "Clean living under difficult circumstances" war das Motto. Grüne Armee-Parkas, sauber geschnittene Anzüge, John Perry-Poloshirts, chromblitzende Vespas und musikalisch kam natürlich nur schwarze Musik auf den Plattenteller: Alles von Jazz bis R&B und Soul. Eckpfeiler war Musik z.B. von Kenny Burrell, Sonny Stitt, Lee Morgan, Cannonball Adderley, Mark Murphy oder Mose Allison. Der Jazz der Mods. Eine Spurensuche in Songs und Geschichten.
Der US-amerikanische Sänger Mark Murphy in einem Konzert beim Jazzherbst in Salzburg 2008.
Der US-amerikanische Sänger Mark Murphy - die Inspiration für Mods.© imago / Manfred Siebinger
Moderation: Oliver Schwesig
Mittwoch, 12. Dezember / Tonart am Vormittag, 11:05 Uhr
Jazzgeneration 1918: Der Sänger Joe Williams
Eine überaus bedeutende Stimme der Jazzgeneration 1918 war der tief im Blues verwurzelte Vokalist Joe Williams. Vor allem sein Engagement im Count Basie Orchester hat ihn weltweit bekannt gemacht. Seine Gesangkollegin Cassandra Wilson sagte einst über ihn: "Er brachte den Blues vom Land in die Stadt". Joe Williams war ein Unikat. Er beeindruckte immer wieder durch sein rhythmisches Gespür und die Variabilität seiner Stimme.
Autor: Stephan Wuthe
Mittwoch, 12. Dezember / Tonart am Vormittag, 11:05 Uhr
Kolumne: Das muss man gehört haben im JAZZ
Autor: Ulrich Habersetzer
Montag, den 17. Dezember / Tonart am Vormittag, 11:45 Uhr
Jazz aus Estland: Kadri Voorand
Kadri Voorand
Kadri Voorand© Vallo Kruuser
Daheim in Estland gehört sie seit ein paar Jahren zu den besten und bekanntesten Musikerinnen. In Deutschland ist Kadri Voorand noch ein Geheimtipp. Das könnte sich bald ändern, denn im Dezember erscheint mit "Armupurjus" ihr erstes Album nun auch bei uns. In ihrem Heimatland als "Bestes Jazz-Album des Jahres" ausgezeichnet, kam das Werk auch in die Top 10 der europäischen Jazzkritiker-Charts. Dabei zeigt sich Kadri Voorand darauf keineswegs marktkonform, sondern treibt die für sie typische Offenheit und Experimentierfreude ziemlich weit. Stilistisch lotet sie zwischen estnischem Folk, Elektro, Rock und ihrer ganz eigenen Jazzsprache vieles aus. Und während die 32jährige nach der Piano-Verweigerung während des Jazz-Studiums wieder zum Klavier zurückkehrt, ist es vor allem ihre vielseitige Stimme, mit der sie ihre waghalsigen Experimente vorantreibt.
Autor: Martin Risel
Dienstag, 18. Dezember / Tonart Jazz, 1:05 – 5:00 Uhr
Höhepunkte vom 39. Jazzfestival Saalfelden
u.a. mit Christian Lillinger, Kaja Draksler, Ulrich Drechsler und Eric Friedlander

Zu den Höhepunkten des 39. Jazzfestivals in Saalfelden gehörte der Auftritt des Wiener Klarinettisten Ulrich Drechsler und seiner Band. Ebenfalls sehr hörenswert: Das Konzert der slowenischen Pianistin Kaja Drachsler mit dem schwedischen Bassisten Peter Eldh und dem deutschen Schlagzeuger Christian Lillinger. Die drei haben eine Einheit gefunden, die eine besondere Art von Körperlichkeit im Free Jazz vermittelt. Der New Yorker Cellist, Komponist und Bandleader Erik Friedlander wiederum kam mit einem All Star-Quartett des Jazz nach Saalfelden, um eine musikalisch rauschhafte Reise ins Innere eines psychischen Labyrinths anzutreten: Dorthin wo der Schrecken auf ein romantisches Hochgefühl trifft. Dorthin, wo Poesie entsteht.
Kaja Draksler
Kaja Draksler© Sara Anke
Moderation: Lothar Jänichen
Montag, den 24. Dezember / Tonart am Vormittag, 11:45 Uhr
Jazz-Album des Jahres: Shai Maestro Trio "The Dream Thief"
Der israelische Pianist Shai Maestro während eines Konzerts Poznan, Poland, 2014
Shai Maestro © PAP
Der Pianist Shai Maestro wurde 1987 in Israel geboren, lebt aber seit 2009 in der Jazz-Metropole New York und kann schon jetzt einige beachtliche Projekte und Aufnahmen vorweisen. Seinen Platz in der Jazzwelt erspielte er sich in der Band des Bassisten Avishai Cohen, mit dem er weltweit unterwegs war. Mittlerweile liegt sein Fokus auf dem eigenen Piano-Trio, mit dem er nun ein neues Album veröffentlicht hat.
Autor: Matthias Wegner
Dienstag, 25. Dezember / Tonart Jazz, 1:05 – 4:00 Uhr
Aktueller und zeitloser Weihnachts-Jazz
Moderation: Manuela Krause
Montag, den 31. Dezember / Tonart am Vormittag, 11:45 Uhr
Jazztheorie einfach erklärt: "The most feared song in jazz"
In ihrer Reihe ‚earworm’, zu Deutsch Ohrwurm, erklärt die US-amerikanische Video-Essayistin Estelle Caswell den Zuschauern die Welt populärer Musik aus ungewöhnlichen Perspektiven. Bekannt geworden ist ihr Clip zur Frage, warum eine französische Senfmarke so oft in Hip Hop Songs erwähnt wird. In dem Essay erfährt man nicht nur eine Menge über Rapmusik, sondern auch über die US-Werbeindustrie der 80er Jahre. Wie ambitioniert und geschickt die Videos gemacht sind, zeigt sich auch an Caswells Arbeiten zum Thema Jazz: Sogar die gefürchtete Komposition Giant Steps von John Coltrane verliert da etwas von ihrem Schrecken.
Autor: Jan Tengeler