Der Dorfladen, der immer geöffnet hat
06:04 Minuten
Altengottern ist ein beschauliches Dorf, 50 Kilometer von Erfurt entfernt. Und der Ort hat ein Problem, das viele kleine Dörfer haben: Es gibt keinen Supermarkt mehr. Ein Jungunternehmer hat nun den digitalen Dorfladen eröffnet.
Geschäftsführer Mario Demange* vor dem Tag- und Nach-Markt in Altengottern, Thüringen.
"Jetzt geben wir den PIN ein – och, jetzt war ich schon wieder zu langsam."
Wer in Altengottern einkaufen will, muss schnell sein. Am Ladeneingang hält Henry Götzel seine Kundenkarte vor ein Lesegerät und tippt die PIN-Nummer ein. Beim zweiten Versuch klappt es – die Schiebetür öffnet sich.
"So PIN eingegeben, jetzt…"
Im Laden stehen nur einige Regalreihen und Kühlgeräte mit den Waren, außerdem vor dem Ausgang zwei Selbstbedienungskassen. Verkaufspersonal gibt es nicht. Geschäftsführer Mario Demange hat die vollautomatische Station speziell für ländliche Regionen konzipiert.
"Wir mussten eine Technik entwickeln, die mehreren Komponenten Rechnung trägt: Einmal so wenig wie möglich Personal. Dann: Veränderte Öffnungszeiten sind heutzutage sehr wichtig durch die veränderte Arbeitswelt. Der mussten wir Rechnung tragen, dass Sie 24 Stunden sieben Tage die Woche einkaufen können. Und natürlich, ganz wichtig, da eine Grundauswahl, aber auch ein nicht zu eng bemessenes Sortiment anzubieten, im Prinzip breit gefächert für die Nahversorgung."
"Haltbare Lebensmittel, Drogerieartikel, frisches Obst und Gemüse, Brot und Brötchen vom Bäcker aus dem Nachbarort oder Wurst aus der lokalen Fleischerei – mehr als 1200 Artikel bietet der Laden rund um die Uhr an. Für die Sicherheit sorgen mehrere kombinierte Systeme, sagt der technische Leiter Peter John."
"Was augenfällig ist, ist das Kamerasystem. Es gibt aber auch noch versteckte Systeme, die den Kunden – wir sagen nicht: überwachen, wir sagen: den Kunden begleiten, ja. Damit nicht aus Versehen irgendwas in der Tasche landet, was wir da nicht wollen."
Wer in Altengottern einkaufen will, muss schnell sein. Am Ladeneingang hält Henry Götzel seine Kundenkarte vor ein Lesegerät und tippt die PIN-Nummer ein. Beim zweiten Versuch klappt es – die Schiebetür öffnet sich.
"So PIN eingegeben, jetzt…"
Im Laden stehen nur einige Regalreihen und Kühlgeräte mit den Waren, außerdem vor dem Ausgang zwei Selbstbedienungskassen. Verkaufspersonal gibt es nicht. Geschäftsführer Mario Demange hat die vollautomatische Station speziell für ländliche Regionen konzipiert.
"Wir mussten eine Technik entwickeln, die mehreren Komponenten Rechnung trägt: Einmal so wenig wie möglich Personal. Dann: Veränderte Öffnungszeiten sind heutzutage sehr wichtig durch die veränderte Arbeitswelt. Der mussten wir Rechnung tragen, dass Sie 24 Stunden sieben Tage die Woche einkaufen können. Und natürlich, ganz wichtig, da eine Grundauswahl, aber auch ein nicht zu eng bemessenes Sortiment anzubieten, im Prinzip breit gefächert für die Nahversorgung."
"Haltbare Lebensmittel, Drogerieartikel, frisches Obst und Gemüse, Brot und Brötchen vom Bäcker aus dem Nachbarort oder Wurst aus der lokalen Fleischerei – mehr als 1200 Artikel bietet der Laden rund um die Uhr an. Für die Sicherheit sorgen mehrere kombinierte Systeme, sagt der technische Leiter Peter John."
"Was augenfällig ist, ist das Kamerasystem. Es gibt aber auch noch versteckte Systeme, die den Kunden – wir sagen nicht: überwachen, wir sagen: den Kunden begleiten, ja. Damit nicht aus Versehen irgendwas in der Tasche landet, was wir da nicht wollen."
Ein Chip soll Diebstahl verhindern
Unter anderem sind alle Waren mit einem sogenannten RFID-Chip ausgestattet. Mit diesem elektronischen Etikett kann das Überwachungssystem per Funkwellen jeden Artikel registrieren, der den Laden verlässt. Kombiniert mit der Gesichtserkennung der Kameras soll das einerseits Diebstahl verhindern. Andererseits kann die Software verkaufte Waren so automatisch nachbestellen. Aber ganz ohne Personal geht es doch nicht.
"Hier gibt es eine gute Seele, die ist hier aus dem Ort. Und die kommt morgens so eine Stunde. Es geht eigentlich rein um die Sauberkeit. Und mal einfach durchzuschauen, ob vielleicht irgendwo was umgefallen ist. Alles andere wird dann durch die Software von uns gesteuert."
Entsprechend niedrig sind die Personalkosten. Deshalb hofft Geschäftsführer Demange, dass sich der Laden langfristig rechnen wird. Um Kunden anzulocken, hat er außerdem eine Paketstation integriert, einen Wlan-Hotspot, eine digitale Infotafel für die Gemeindeverwaltung und eine Ladestation für Elektroautos. Deshalb beschreibt er sein Projekt als digitale Infrastrukturplattform für den ländlichen Raum.
"Das ist der allererste Markt, den wir hier betreiben seit dem 1. Februar 2020. Und wir haben jetzt im Prinzip dieses als Anschauungsmodell, wo Bürgermeister, Landräte hierherkommen können, können sich das anschauen. Können dann sehen unter den örtlichen Gegebenheiten, wie das funktioniert."
"Hier gibt es eine gute Seele, die ist hier aus dem Ort. Und die kommt morgens so eine Stunde. Es geht eigentlich rein um die Sauberkeit. Und mal einfach durchzuschauen, ob vielleicht irgendwo was umgefallen ist. Alles andere wird dann durch die Software von uns gesteuert."
Entsprechend niedrig sind die Personalkosten. Deshalb hofft Geschäftsführer Demange, dass sich der Laden langfristig rechnen wird. Um Kunden anzulocken, hat er außerdem eine Paketstation integriert, einen Wlan-Hotspot, eine digitale Infotafel für die Gemeindeverwaltung und eine Ladestation für Elektroautos. Deshalb beschreibt er sein Projekt als digitale Infrastrukturplattform für den ländlichen Raum.
"Das ist der allererste Markt, den wir hier betreiben seit dem 1. Februar 2020. Und wir haben jetzt im Prinzip dieses als Anschauungsmodell, wo Bürgermeister, Landräte hierherkommen können, können sich das anschauen. Können dann sehen unter den örtlichen Gegebenheiten, wie das funktioniert."
Viele Dörfer mit ähnlichen Problemen
Viele Dörfer in Deutschland leiden darunter, dass die kleinen Läden fehlen. Eine Einkaufsmöglichkeit um die Ecke könne die Lebensqualität erhöhen, sagt Bürgermeister Jan Tröstrum.
"Wir hatten mal einen kleinen Markt vor etlichen Jahren, der aber dann aufgrund der Situation, der Personalkosten und so weiter, nicht mehr tragbar war für den privaten Inhaber. Und die Sachen des täglichen Bedarfs deckt einfach dieser Tag- und Nacht-Markt vollumfänglich ab. Man bekommt alles für den privaten Haushalt, was man braucht. Und das ist eine unwahrscheinliche Aufwertung für den Ort."
Knapp 300.000 Euro hat der digitale Mini-Markt gekostet. Ein Teil des Geldes kam über Förderprogramme der Europäischen Union für den ländlichen Raum. In Altengottern hat die Gemeinde dem Start-Up außerdem ein Grundstück mitten im Ort zur Verfügung gestellt. Eine Investition, die sich aus Sicht von Ulrich Fischer-Hirchert lohnt. Der Professor für Telekommunikation hat in einer Studie die Chancen für "Dorfläden 2.0" untersucht. Er betont den gesellschaftlichen Mehrwert.
"Gewinn wird man da nie groß rausziehen können. Das kann man jetzt schon sagen. Aber es ist halt so mehr eine Art soziale Einrichtung. Die aber auch mit Plus-Minus-Null oder mit einem guten schwarzen Ergebnis abschließen könnte."
"Wir hatten mal einen kleinen Markt vor etlichen Jahren, der aber dann aufgrund der Situation, der Personalkosten und so weiter, nicht mehr tragbar war für den privaten Inhaber. Und die Sachen des täglichen Bedarfs deckt einfach dieser Tag- und Nacht-Markt vollumfänglich ab. Man bekommt alles für den privaten Haushalt, was man braucht. Und das ist eine unwahrscheinliche Aufwertung für den Ort."
Knapp 300.000 Euro hat der digitale Mini-Markt gekostet. Ein Teil des Geldes kam über Förderprogramme der Europäischen Union für den ländlichen Raum. In Altengottern hat die Gemeinde dem Start-Up außerdem ein Grundstück mitten im Ort zur Verfügung gestellt. Eine Investition, die sich aus Sicht von Ulrich Fischer-Hirchert lohnt. Der Professor für Telekommunikation hat in einer Studie die Chancen für "Dorfläden 2.0" untersucht. Er betont den gesellschaftlichen Mehrwert.
"Gewinn wird man da nie groß rausziehen können. Das kann man jetzt schon sagen. Aber es ist halt so mehr eine Art soziale Einrichtung. Die aber auch mit Plus-Minus-Null oder mit einem guten schwarzen Ergebnis abschließen könnte."
Ist ein digitaler Dorfladen auch für ältere Menschen?
Die Digitalisierung revolutioniert auch den Einzelhandel. Aber ein digitaler Dorfladen sollte so gestaltet sein, dass die potenzielle Kundschaft damit klarkommt. Eine Kasse am Ausgang zum Beispiel ist eigentlich nicht mehr nötig. Über das Funketikett könnte der Einkauf beim Verlassen des Geschäfts automatisch bezahlt werden. Fischer-Hirchert warnt aber davor, dass ältere Menschen einen Shop ohne Kasse möglicherweise nicht akzeptieren.
In Altengottern scannt Henry Götzel mittlerweile seinen Einkauf am Kassenautomaten. Zwei bis drei Mal pro Woche kommt der 61-Jährige hier vorbei. Und meist ist er nicht der einzige Kunde.
"Es wird gut angenommen eigentlich. Die Älteren sagen das schon, dass sie froh sind."
Sagt‘s, schwingt sich mit dem Einkaufsbeutel auf sein altes Moped, und knattert davon.
In Altengottern scannt Henry Götzel mittlerweile seinen Einkauf am Kassenautomaten. Zwei bis drei Mal pro Woche kommt der 61-Jährige hier vorbei. Und meist ist er nicht der einzige Kunde.
"Es wird gut angenommen eigentlich. Die Älteren sagen das schon, dass sie froh sind."
Sagt‘s, schwingt sich mit dem Einkaufsbeutel auf sein altes Moped, und knattert davon.
(*) Redaktioneller Hinweis: Wir haben die Schreibweise des Namens korrigiert.