Hilfe für die Kunstszene in Bayern

Freie Kulturschaffende warten noch immer

07:27 Minuten
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder
Trotz eines klaren Bekenntnisses von Ministerpräsident Söder, der Kunstszene zu helfen, sei dort noch kein Geld angekommmen, sagt Tobias Krone. © dpa / picture alliance / Peter Kneffel
Tobias Krone im Gespräch mit Vladimir Balzer |
Audio herunterladen
Schon vor Wochen hat Bayern finanzielle Hilfen für Künstler zugesagt. Doch im Gegensatz zu anderen Bundesländern wurde bisher kein Geld ausgezahlt - es gebe noch nicht einmal ein Formular zur Antragsstellung, sagt DLF-Korrespondent Tobias Krone.
Von der Bayerischen Regierung sei geplant, dass drei Monate lang bis zu 1000 Euro an Künstler und Künstlerinnen als Unterstützung gezahlt werde, sagt Tobias Krone, Landeskorrespondent des Deutschlandradio in Bayern. Doch von den vom bayerischem Kunstminister Bernd Sibler (CSU) bereitgestellten 90 Millionen Euro ist offenbar noch kein Geld ausgezahlt worden.
Beschweren würden sich vor allem soloselbständige Künstler, die durch das Raster der Wirtschaftssoforthilfe gefallen seien und nun große Probleme hätten, wirtschaftlich zu überleben: "Die, die einfach zu Hause ihren Schreibtisch haben – Schriftsteller*innen oder Künstler*innen, die das Atelier einfach im Wohnzimmer haben. Solche Leute soll es ja geben."
Vielen Autoren fehle Geld, weil wichtige Einnahmen aus anderen Feldern wie Lesungen und Moderationen – etwa im Literaturinstitut in München – nicht stattfinden könnten.

Wochen ohne Entscheidung

Auch drei Wochen nach der Zusage der Staatsregierung zu helfen, habe sich nichts getan, sagt Krone: "Es gibt noch nicht einmal ein Formular dafür." Dies verunsichere viele Schriftsteller. Manche glaubten, dass gar keine Hilfe mehr kommen werde und müssten sich verschulden.
In Bayern favorisiere man, dass das Kriterium für eine Unterstützung die Zugehörigkeit zur Künstlersozialkasse sei. Doch auch nach drei Wochen Diskussion gebe es noch keine Entscheidung, stellt Krone erstaunt fest. Man müsse noch abwägen und auch die Softwareprogrammierung benötige Zeit, habe ihm der zuständige bayerische Kunstminister Bernd Sibler erklärt.
Aus offenen Briefen könne man entnehmen, dass viele Künstler und Künstlerinnen in Bayern sehr enttäuscht von ihrer Regierung sind: "Letztlich hört man immer wieder raus: 'Wir standen doch schon am Anfang irgendwie auf dem Zettel von Markus Söder. Er hat auch immer wieder betont, wie wichtig die Kunst gerade für den Freistaat Bayern sei. Warum hat man uns so früh Hoffnung gegeben und lässt uns jetzt so lange warten?' Von Soforthilfen kann man nicht mehr reden."

Schnellere Modelle anderer Bundesländer

Dass es schneller gehe, zeigten die Beispiele aus anderen Bundesländern. In Berlin habe es schon Anfang April eine 5000-Euro- Einmalhilfe gegeben: "Das Geld war teilweise nach zwei Tagen schon auf dem Konto." In NRW habe man soloselbständige Künstler teilweise eingestellt, um sie "überwintern" zu lassen, so Krone. In Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland gebe es sogenannte Übergangsstipendien für Künstler. Und in Baden-Württemberg werde die Hilfe über die Wirtschaftsförderung abgewickelt. "Da braucht es gar nicht erst ein Kunstministerium. Die kriegen im Monat 1180 Euro."
(mle)
Mehr zum Thema