Deutsches Eichenholz für Notre-Dame
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Der Brand von Notre-Dame hat auch in Deutschland große Bestürzung ausgelöst. Kulturstaatsministerin Monika Grütters besuchte nun mit der ehemaligen Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner die Kathedrale – und bot deutsche Hilfe an.
Sichtlich betroffen kommen Kulturstaatssekretärin Monika Grütters und die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner nach ihrem gut einstündigen Besuch aus der Kathedrale von Notre-Dame in Paris. Am Ufer der Seine mit Blick auf die abgebrannte Fassade der Kirche treten die beiden Frauen vor die Presse.
"Das ist erschütternd, das Ausmaß der Zerstörung zu sehen. Wir alle sind ja Nachkriegskinder, aber man bekommt einen Eindruck davon, wie es nicht nur Gebäude, sondern auch die Seele der Menschen verletzt, solche Unglücksfälle und die Zerstörung anschließend mit anzusehen", sagt Staatssekretärin Grütters.
Die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Schock-Werner zieht eine erste Bilanz der augenscheinlichen Schäden. "Innen sieht es natürlich grauselig aus. Das viele Löschwasser steht in der Krypta. Und diese Berge von gebrannten Hölzern und der Schutt sind natürlich erschreckend. Zwei der Stützpfeiler im Inneren sind so ausgeglüht, dass die Schale völlig bröselig ist wie Zucker."
Über 900 seriöse Hilfsangebote aus Deutschland
Die deutsche Delegation besuchte Notre-Dame auf Einladung des französischen Kulturministers Franck Riester. Grütters und Schock-Werner wollen deutsche Hilfe für den Wiederaufbau anbieten. Mehr als 900 konkrete und seriöse Angebote, sagt die Staatssekretärin, seien nach dem Brand in ihrem Ministerium eingegangen.
"Ob das die Bereitstellung von Eichenholz für den Wiederaufbau des Dachstuhls ist, oder die Uni Bamberg hat 2012 bis 2016 große Teile von Notre-Dame gescannt, die Daten stehen unmittelbar zur Verfügung. Alles das sind Angebote, die für uns in Deutschland ganz wichtig sind, weil wir möchten nicht als Besserwisser auftreten und wir glauben auch, dass es keine große finanzielle Unterstützung braucht."
Geld ist genug da. Fast eine Milliarde Euro wurde schon für den Wiederaufbau der Kathedrale gespendet. In fünf Jahren, so der Wunsch von Präsident Macron, soll Notre-Dame wieder komplett stehen. Barbara Schock Werner allerdings sieht die Zeitvorgabe kritisch.
"Ich werde nicht dem französischen Staatspräsidenten widersprechen. Das tut man nicht. Das kommt auch drauf an, was man wirklich unter fertig versteht. In fünf Jahren kann man mit einer Zwischendecke den Innenraum nutzen. Das wäre ein Ziel. Das andere kann man noch nicht sagen. Das hängt davon ab, ob man alle Gewölbe erneuern muss, oder ob die, die drin sind, drin bleiben."
Vierungsturm – modern oder doch historisch?
Bei der Frage, wie der eingestürzte Vierungsturm wieder aufgebaut werden soll, ob modern oder doch historisch, gibt die ehemalige Kölner Dombaumeisterin zu bedenken:
"Der Dombaumeister Willy Weyres hat nach dem Zweiten Weltkrieg Köln einen modernen Vierungsturm gegeben, der stand noch, hätte man gut reparieren können. Er wollte aber als Zeichen eine moderne Form. Das fanden alle damals ganz gut. Ud heute sagen alle: Mein Gott, ist der hässlich. Man darf nicht zu sehr nach dem Zeitgeschmack gehen, denn der neue Vierungsturm wird da sehr lange stehen."
Das sei aber die Entscheidung der Franzosen, so Schock-Werner. Diese werde sorgfältig getroffen. Die Aufgabe der ehemaligen Kölner Dombaumeisterin ist in erster Linie, die deutschen Hilfsangebote für den Wiederaufbau von Notre-Dame zu koordinieren. Was die Franzosen an Hilfe in Anspruch nehmen werden, ist noch nicht klar. Das wird sich abzeichnen, sobald die Bestandaufnahme der Schäden abgeschlossen ist.