Dieter Thomä: "Puer robustus. Eine Philosophie des Störenfrieds"
Suhrkamp, Berlin 2016
715 Seiten, 35,00 Euro
"Er stellt die Konventionen völlig auf den Kopf"
Donald Trump ist jetzt weltpolitische Realität. Höchste Zeit also, dass sich die Linke neu justiert. Hat sie sich zu sehr in Identitätsfragen verloren? Brauchen wir einen neuen linken Populismus? Darüber diskutieren der Soziologe Harald Welzer und der Philosoph Dieter Thomä.
Dieter Thomä hat ein Problem mit dem Begriff "Populismus": "Ich halte von linkem Populismus nichts, das widerspricht auch in gewisser Weise dem Agonistischen (…) Ich sehe nicht, wie man den Populismus aus der Ecke ziehen kann, ohne dass da immer etwas Dumpfes, Gleichgeschaltetes oder Gleichgemachtes damit einhergeht."
Trump Idealtypen: der Boss und der Trickser
Die Frage ist auch, ob man einen solchen Populismus braucht, um dem Phänomen Trump beizukommen. Für Dieter Thomä ist Donald Trump "ein Störenfried, der keine Lust hat, sich an Regeln zu halten und am liebsten zweierlei Dinge tut: Nämlich Regeln zu setzen und Regeln zu brechen. Im Zweifelsfall auch die Regeln, die er selbst gerade gesetzt hat. Die Idealtypen, denen er nacheifert, sind eigentlich der Boss und der Trickser."
Und Harald Welzer warnt:
"Wir konnten in den vergangenen Jahren beobachten, dass Themen, die von ganz rechts gesetzt werden, zu dominanten Themen in der politischen Auseinandersetzung werden."
Bei Donald Trump habe man es mit einem Typ zu tun, der die Konventionen, dessen, was man bisher als Politik verstanden habe, völlig auf den Kopf stelle. Man könne derzeit noch gar nicht ermessen, was das bedeute.
Harald Welzer: "Wir sind die Mehrheit. Für eine offene Gesellschaft"
S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2017
320 Seiten, 19,99 Euro