Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

Von Michael Frantzen |
Schlechte Zeiten für Deutschland! Die Republik ist im Jammertal. Nichts Ungewöhnliches in Jammertal, also in jenem Stadtteil, der zum westfälischen Datteln gehört. Dort leben sie nämlich im "Jammertal". Das wiederum liegt am Rande des Ruhrgebiets und im Kreis Recklinghausen. Und 25 Kilometer entfernt gibt es das Kontrastprogramm. In Freudenberg.
Dahlke: "Wo fangen wir jetzt an?"

Gute Frage.

Werner: "Wir werden jetzt mal ein Tal durchlaufen"."

Wir ahnten es.

Niemann: " "Jammertal"
Wir wussten es.

Weber: "Ihh! Ruhrgebiet! Dunkel, dreckig, schwarz, Hauptsache durch!"

Ebend Jammertal. Ortsteil Jammertal.

Spinnekind: "Rein, raus und dann ist man durch. Ortseingangsschild, Ortsausgangsschild!"

Nicht gerade einladend – das Jammertal. Dafür aber umso idyllischer: Viel Wald, viel Wiese.

Niemann: "Es war hier erst Mal ein altes Bauernhaus. Oder der Herr Schnieder selbst. Da haben die Bauern viel gejammert. Also, das ist so Tradition."

Das mit dem Jammern.

Werner: "Ja! Ja! Das war wirklich früher nen Jammertal. Is also nen sehr sandiger Boden. Und sehr karger Boden. Kam nich viel an Ertrag heraus. Deshalb auch der Name Jammertal."

Zum Jammern – die mickrigen Erträge. Muss sich wohl auch der alte Bauer Schnieder gedacht haben. Bis er eines Tages auf die Idee mit dem Hofladen kam: Eier, Butter, Milch. Lief gut – das Geschäft. So gut, dass der Bauer bald ein Ausflugslokal aufmachte. Und in den 80ern ein kleines Hotel.
Lange her. Hat sich einiges getan – in den letzten zehn, fünfzehn Jahren – im Jammertal.

Dahlke: "Hallo! Ich bin Antje Dahlke. Ich bin hier die Frau fürs Marketing. Und wir sind hier im Landhotel Jammertal in Datteln-Ahsen. In einem Vier-Sterne-Hotel, was sehr Wellness-lastig ist."

Werner: "Ich sach manchmal so scherzhaft: Wenn man mal als Dattelner irgendwo unerkannt sich bewegen möchte, dann geht datt im Landhaus Jammertal."

Ziemlich exklusive Veranstaltung – dieses Jammertal. Kostet alles seinen Preis. Mindestens 105 Euro das Doppelzimmer - pro Person. Oder das "Wellness-Potpouri": "Silence-Aroma-Massage", plus "Serailbad" plus "Fruchtcocktail in der Wasserschwebeliege" – macht: 298 Euro.

Mag der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband auch noch so sehr über rückläufige Buchungen klagen – im Landhotel "Jammertal" geht alles seinen üblichen Gang – seinen exklusiven.

Dahlke: "Ich glaube, dass das uns nicht so trifft. Denn: Wir haben ja schon ne gehobene Preisklasse. Und Kunden und Gäste, die zu uns kommen. Die betrifft wiederum das Thema nicht: Hab ich zu wenig Geld oder vielleicht auch nicht?"

Im Jammertal.

"Hallo!"
"Hallo! Wir wollten mal wieder gucken, ob ihr noch lebt?"
"Das ist ja schön. Geht’s gut?"
"Ja, und ihnen?"
"Ja, alles bestens. Nichts zu meckern. Immer noch nicht."
"Immer noch nix zu meckern. Ett is ja nen starkes Stück. Muss datt Leben schön sein hier."

Im Jammertal.

Dahlke: ""Überfall! Tschuldigung!"

Kundin: "Was denn?!"

Oh! Keine Sprechstunde heute – die Damen im Hotel eigenen Friseursalon. Ist die Friseuse schon aufgeschlossener – zumindest was ihre "Top-Angebote" angeht.

Niemann: "Schneiden, Fönen. Waschen, Fönen, Färben. Folien-Strähnen. Farb-Strähnen. Alles mögliche."

Nur keine Fragen zur Wirtschaftskrise. Gejammert wird nicht – im Jammertal.

Niemann: "Die genießen das einfach im ganzen, dieses ganze Gesamt-Paket."

Sollen sie.

Nach dem Jammertal kommt erst einmal: Ziemlich viel Wald. So und so ganz schön grün in Datteln. Und im umliegenden Kreis Recklinghausen.

Immerhin etwas. Sind nämlich spärlich gesät hier – die positiven Nachrichten. Der Kreis ist pleite, der bald ausscheidende SPD-Landrat, der zu besseren Zeiten mal Aussiedlungsbeauftragter der Regierung Schröder war, soll sich seine Ausbildung zum Heilpraktiker vom Kreis erstattet lassen haben. Eigentlich nicht üblich. Jetzt ermittelt die Oberstaatsanwaltschaft.

Zum Jammern! Dabei hatten sie doch mal richtig Grund zur Freude – im Kreis.

Lütgenhorst: "Jaaa! Wir haben, wenn man den Versprecher wagen darf, ein Freudenhaus auf dem Freudenberg."

Soll ja angeblich tatsächlich kurz mal eines gewesen sein – irgendwann in den 80ern.

Schonebeck: "Also, mein Vatta erzählt immer: Ja, wenn wa denn oben waren, da hatten wa Freude. Und deswegen Freudenberg, nä?! Oder watt ich weiß. Aber sonst weiss ich datt auch nich. Datt is einfach so der Name."
Freudenberg.

Lütgenhorst: "Eigentlich heißt das "Forsthaus Freudenberg". Genau an der Stelle hat Napoleon mal Pause gemacht, bei einem seiner Feldzüge. Da steht noch son Gedenkstein im Wald."

Fragt sich nur wo! Schwer zu finden – der Stein. Hat man es mit dem "Freudenberg" selbst schon leichter.

Schonebeck: "Freudenberg! Ja?! Für Leute, die datt nich kennen: Wo finden wir datt?"

Voh: "An zwei große Bundesstraßen. Direkt an der Autobahn."

Schonebeck: "An der Autobahn, der A 31, an der Abfahrt Schermbeck. Ganz interessant, nä?!"

Geht so.

Voh: "Wir haben nen großen Parkplatz."

Schon interessanter. Früh morgens ist hier einiges los. Dutzende Pendler stellen ihre Autos ab, um per Fahrgemeinschaft zur Arbeit zu fahren. Platz genug ist ja. Auch für die Pärchen, die ihre Zweisamkeit nicht an die große Glocke hängen wollen. Meist immer die gleiche Routine: Wagen 1 fährt vor, meist der Mann. Parkt. Wartet. Auf Wagen 2. Meist die Frau. Die dann zu ihm ins Auto steigt. Auf dem Freudenberg. In Dorsten-Schermbeck.

Die meisten Autofahrer aber lassen den Freudenberg links liegen - auf ihrem Weg ins Ruhrgebiet oder nach Holland. Es seit denn, ihnen knurrt der Magen.

Spinnekind: "Ich war erst Mal perplex. Gasthaus...äh...wie heißt datt hier? Freudenberg oder so watt. Hab ich gedacht: Watt is denn datt so? Ich hab jetzt wirklich gedacht: Alt-deutsche Küche, richtige Gaststube und komme rein: Cocktail-Bar! Und dann nen Vietnamesen."

Linh Van Vo – um genau zu sein. Der 29-Jährige betreibt seit gut anderthalb Jahren auf dem Freudenberg sein Restaurant.

Voh: "China-Schnitzel wäre dann mit süß-saurer Sauce. Und man kann dann wahlweise mit Pommes oder Reis dazu bestellen dann."

"Euro-asiatische Küche" – daran musste sich der durchschnittliche Schermbecker auch erst einmal gewöhnen. Watta Bua nich kennt, fritta nich – sagen sie hier. Was der Bauer nicht kennt, ißt er nicht.

Voh: "Man kann es nicht überteuert machen. Wir versuchen immer so knapp wie möglich zu kalkulieren. Und ich nenn auch nen paar Preise: Zum Beispiel ein Cocktail für 3.50 Euro. Oder ein Frühstücksbuffet inklusive Kaffee oder Orangen-Saft oder Milch für 6.90 Euro. Nur die Masse macht’s."

Auf dem Freudenberg. Und so schuften Linh Van Vo und seine fünf vietnamesischen Angestellten bis weit nach Mitternacht – damit es ihren Gästen an nichts fehlt. Erwarten ja was für ihr Geld. Dirk Spinnekind zum Beispiel – ein Vertreter, Anfang 30, der ein bißchen aussieht wie die postmoderne Variante eines Manta-Fahrers.

Spinnekind: "Ett wird weniger, watt die Leute ausgeben. Aber ich jetzt persönlich: Wenn ich raus geh, dann sag ich auch: Datt kann ruhig sein Geld kosten."

Könnte mehr von solchen Gästen gebrauchen - Lin Van Voh. Am Wochenende brummt der Laden, doch unter der Woche ist ziemlich viel Leerlauf. Aber wird schon!

Voh: "Wenn ich jetzt nicht probiere und später mit hohen Alter probiere, auf die Schnauze falle, dann hab ich keine Zeit mehr, mich wieder zu erholen. Und wieder neu aufzubauen. Und mit jüngere Alter hat man ja noch mehrere Möglichkeiten. Und wenn man jetzt nicht ausprobiert, dann bereut man ja vielleicht später auch."

Schonebeck: "Muss mal eben nen Schlüssel holen. Dann gucken wir mal!"

Hat nämlich noch mehr zu bieten als Parkplatz und Restaurant – der Freudenberg. Was Mobiles.

Schonebeck: "Für vier Personen, für sechs Personen, für zwei Personen."

Wohnmobile.

Schonebeck: "Mit Alkoven. Ohne Alkoven. Integrierte. Teilintegrierte."

Kann man hier kaufen. Oder mieten. Für rund 90 Euro am Tag.

Schonebeck: "Also, da gibt’s tausend Möglichkeiten, nä?!"

Auf dem Freudenberg.

Seit gut einem Jahr ist Theo Schonebeck jetzt im Geschäft.

Schonebeck: "Also, ich hab den ganzen Sommerferien ... kann bei mir keiner mehr buchen. Ich hab sieben Stück, alle belegt. Alles weg."

Nur der Verkauf will nicht so richtig in Schwung kommen. 40.000 Euro kostet das günstigste Modell, 60.000 die Luxusvariante. Hat er noch keines von verkauft. Stattdessen kommen jetzt schon Leute, die ihm ihren gebrauchten Wohnwagen andrehen wollen. Gerade erst war ein älteres Paar da. Danke, aber Danke nein.

Ist ja so und so nur aus der Not geboren - die Idee mit den Wohnmobilen. Meint Schonebeck und zeigt auf ein paar verwitterte Klettergerüste und ein vergammeltes Hinweisschild hinter seinem Kabuff, das "Spaß für die ganze Familie" verheißt.

Schonebeck: "Ich hab den Freizeitpark hier gemacht. 27 Jahre. Datt hat sich schon gelohnt. Nur: Hier sollte ne Tankstelle hin. Erst sollte se, dann sollte se wieder nich. Dann sollte se doch. Und dann hab ich kein Pachtvertrag mehr gekriegt. Weil die Tankstelle hätte hier auch Grundstück gebraucht, nä?! Na, dann hab ich ett verkauft. Und jetzt kommt se doch nich wegen dieser Wirtschaftskrise. Die Leute sind zugeknöpft. Da kommt man nich dran."

Weber: "Jetzt ist natürlich mitten in der Woche, aber der eine oder andere ist vielleicht da. Ich bin mir jetzt nicht sicher. Jetzt ist natürlich schlechtes Wetter. Montag. Da sind nicht viele da."

Auf Michael Webers Campingplatz – am Rande des Jammertals. Gut eine drei Viertel Stunde dauert die Fahrt vom Freudenberg hierher - vorbei an diversen Bausünden aus den 70ern und 80ern und gefühlten zwanzig Pommesbuden.

"Haard-Camping" – das ist das proletarische Kontrastprogramm zur Vier-Sterne-Kein-Problem-Wellness auf der anderen Seite des Baches.

Weber: "Da gab’s mal son Bach, glaub ich: Die Jammer. Und daraus ist das dann entstanden."

Das Jammertal?!

Weber: "Also, es hat nichts damit zu tun, dass die Leute gejammert haben."

Schau mal einer an! Aber ist so und so gut für Überraschungen: Der 38-Jährige. Dass – beispielsweise - der Camper an und für sich mehr verdient als der Deutsche an und für sich – von wegen proletarisch; dass jeder Wohnwagen eine Hausnummer hat - für den Notfall, wenn die Feuerwehr anrücken muss – von wegen spießig; und dass sein Familienunternehmen in Zeiten wie diesen expandiert – von wegen Wirtschaftskrise.

Weber: "Das untere Niveau – das reine Zelten – kommt jetzt wieder auf. Die Nachfrage ist so groß geworden, dass wir wieder ne Zeltwiese haben. Um einfach den Einstieg den Leuten zu ermöglichen, die nicht einfach sich für 20.000 Euro nen Wohnwagen kaufen. Also, wir haben sehr, sehr viele Zelter wieder. Ich denke, dass das auch an der Wirtschaft liegt. Dass Urlaub einfach teurer wird. Das Wegfliegen. Und dass viele diese Naherholung suchen. Gerade aus dem Ruhrgebiet; dass die aus dem Ruhrgebiet hier herkommen: drei, vier Tage mal ausspannen wollen. Da haben wir also viele Wiederholungstäter."

Er hier hat auch schon mal vorbei geschaut.

Werner: "Wolfgang Werner. Ich bin Bürgermeister der Stadt Datteln."

Und damit oberster Boss vom Jammertal. Jetzt von Amts wegen.

Werner: "Wir sind da schon arg gebeutelt."
Findet Werner, ein rustikaler Typ mit Schnauzer – nur um erst mal loszulegen: Seit 1994 kein ausgeglichener Haushalt mehr, ergo Nothaushaltsgemeinde; Tausende Arbeitsplätze verloren, Ende letzten Jahres erst hat einer der größten Arbeitgeber, die Ruhr-Zink, die Werkstore dicht gemacht; die hohen Sozialleistungen für die Hartz-IV-Empfänger. Und. Und. Und. Einfach zum jammern.

Werner: "Grundsätzlich glaub ich schon, dass es kein schlechtes Signal is, dass man sendet."

Mit dem Konjunkturpaket Zwei.

"Nur – und da sind wir dann auch wieder bei unseren Finanzen: Es ist schade, dass wir als Nothaushaltsgemeinde da doch noch wieder 15 Prozent tragen müssen – auch wenn es erst nach 2012 is. Normalerweise ist es uns gar nicht möglich, dieses Geld zu zahlen. Also, zusätzlich zu zahlen. Da hätte man den Nothaushaltsgemeinden schon weiter entgegen kommen sollen."

Sind sie aber nicht – die Merkel. Und der Steinbrück.

Werner: "Wir haben einfach das Gefühl, dass wir nich verstanden werden."

Kommen immer zu kurz.

Werner: "Denn muss man sich bei uns die Straßen ansehen. Wenn man dann ... in die neuen Bundesländer fährt – da ist das ja nen wunderbares Fahren. Und bei uns, ja, teilweise brauchen wir keine Schilder mehr aufzustellen: Tempo 50 oder Tempo 30 – man kann einfach nich schneller fahren."

Die miesen Straßenverhältnisse – davon kann auch der oberste Boss vom Freudenberg ein Lied singen.

Lütgenhorst: "Mein Name ist Lambert Lütgenhorst. Ich bin Bürgermeister in der Stadt Dorsten. Und ich bin Sprecher der Nothaushaltsgemeinden in Nordrhein-Westfalen. Das sind mittlerweile über hundert Gemeinden, die überhaupt keinen Haushalt mehr haben. Also wir schultern Aufgaben, die wir in dieser Situation kaum schultern können."

Keine Freude! Schon gar nicht, wenn – wie diesen Winter – eine Schule vorübergehend schließen musste, weil die Heizung nicht richtig funktionierte und die Fenster noch aus den 60ern waren. Sind pleite. In Dorsten. Lütgenhorst kann einem das ziemlich genau vorrechnen: Bei seinem Amtsantritt 1999 hatte die Stadt einen ausgeglichenen Haushalt – und 50.000 Euro Schulden. Jetzt sind es 126 Millionen.

Lütgenhorst: "Ein dicker Batzen ist der Solidaritätsbeitrag der Stadt, der inklusive der damit verbundenen Verzinsung mittlerweile eine Höhe von 57 Millionen Euro erreicht hat. 57 Millionen Euro Kassenkredite für den Soli. Es kann nicht sein, dass Städte wie die Stadt Dorsten den Solidaritätsbeitrag über Kredite finanzieren. Es kann nicht sein, dass Städte im Westen durch die Überschuldung nicht mehr handlungsfähig sind. Und Städte im Osten in Deutschland über diesen Solidaritätsbeitrag vieles sanieren können, was sie sonst nicht sanieren können."

"Hallo!"
"Hallo."
"Wir kommen mal kurz rein."
"Da ist gerade ne Behandlung vorbei."
"Ja, das macht nix."

Im Jammertal. Haben kräftig investiert in den letzten Jahren – besonders in die Medical Wellness. Ganz was Neues. Bieten sie seit gut einem drei viertel Jahr an – inklusive "Vitalblutuntersuchung" und "Irisdiagnose". Und dann ist da noch der neuste Clou:

Dahlke: "Die ästhetische Faltenbehandlung. Also, das ist auch nen Thema, das hochaktuell is. So ne Faltenbehandlung, so ne Unterspritzung, zum Beispiel mit Hyderonsäure oder Botox ist nen ganz aktuelles Thema. Jetzt haben wir hier die Damen da. Die sicherlich was sagen könnten."

Muss sich Sabrina Holl – die Managerin der Gesundheitssparte hier - nicht zwei Mal sagen lassen.

Holl: "Unser ältester Patient ist schon 80. Ja! Gerade was diese ästhetische Faltenbehandlung angeht. Also, die leiden eigentlich jetzt in Anführungszeichen... sie leiden in erster Linie nicht an den Falten selber. Die tun ja nicht weh. Das ist ja kein organischer Schaden an sich. Das macht eher die Psyche. Nä?! Dass es da ganz stark im Vordergrund steht; dass die sich danach einfach wohler fühlen. Ne schöne Ausstrahlung haben. Und sich einfach fitter und wohler fühlen; hübscher fühlen."

Im Jammertal. Hat natürlich seinen Preis. Wie viel eine Botox-Behandlung kostet – damit will Sabrina Holl nicht so richtig herausrücken. Nur soviel:

Holl: "Man sagt ja oder man hört, dass gerade das Geld, was noch vorhanden ist, die Leute in ihre Gesundheit investieren. Das merken wir hier teilweise auch schon wirklich direkt am Patienten. Da gibt’s natürlich auch Leute, die von Hause aus nicht so gut betucht sind, denen es auch nicht so gut geht. Aber die Geld dann auch wirklich gerne in ihre Gesundheit investieren."

Doch nicht alles nur eitel Sonnenschein - im Jammertal. Scheint wohl doch nicht ganz spurlos vorüber gegangen zu sein – die große Krise – am "betuchten Klientel" und den 250 Mitarbeitern der "Wellness-Oase."

Dahlke: "Wir stellen uns natürlich schon nen bisschen darauf ein. Und wirklich zu schauen: Wo kann man noch Mitarbeiter einsparen? Was kann man wirklich vielleicht auch nen bisschen straffen? Wo kann man noch mehr leisten mit der gleichen Mannschaft? Wenn ich weiß: Ich hab jetzt zum Beispiel in der Wellness-Rezeption üblicherweise zwei Mitarbeiterinnen, da ist auch mal ne Dritte dabei – da zu schauen: Geht es auch ohne diese Dritte? Und wenn die dann da sind: Haben die noch Zeitvolumen frei, um zum Beispiel vielleicht auch noch ne halbe Stunde in der Boutique auszuhelfen? Dass man also jede freie Minute nen bisschen effektiver nutzt."

Dürfte Theo Schonebeck bekannt vorkommen. Sechs, sieben Jahre will er noch durchhalten – bis zur Rente. So wie früher wird es nicht mehr. Sinniert Schonebeck. Was bleibt, sind die Erinnerungen. An bessere Zeiten.

Schonebeck: "Watt war schon mal hier?! Dings. Wer war hier? Letztens. Letztes Jahr. Fußballspieler. Wie heißt der denn noch? Von Schalke. Der Schwatte. Wie heißt der noch?"

A-so-moa

Schonebeck: "Asomoa. Ja, genau. Der war schon hier."

Auf dem Freudenberg. Können sie im Jammertal natürlich locker mithalten – jetzt von wegen Promi-Faktor. Aber Namen?! Keine Chance! Da kennt Sabrina Holl kein Pardon. Ist ja auch nicht ihr täglich Brot. Holls Durchschnittspatient hat mit Glamour nicht viel am Hut.

Holl: "Man merkt schon, dass die Deutschen ein Volk des Leidens sind. Und eher so: Der Spaß und die Lust am Leben oft verbunden werden mit nem schlechten Gewissen."

Aber so ist er nun mal: Der deutsche Michel. Selten himmelhoch jauchzend, aber umso öfter zu Tode betrübt. Ganz gleich, ob im Jammertal. Oder auf dem Freudenberg.