Hinter den Kulissen des Literaturmarkts
Neugierig ist man schon, wenn ein langjähriger Verleger plötzlich selbst als Autor auftritt und noch dazu, wenn die Erzählung in der Verlagsszene angesiedelt ist. Erhofft man sich doch Innenansichten eines Milieus, dem wir als Leser sonst nur in Gestalt des fertigen Produkts, des Buchs, begegnen. Ziemlich gewagt ist dieses Debüt obendrein, denn Rudolf Rach befindet sich längst jenseits des Alters, in dem Romanautoren normalerweise mit dem Schreiben beginnen.
Er erzählt von der klassischen Dreieckskonstellation, die sich hinter den Kulissen des Verlagsgeschäfts abspielen, zwischen Verleger, Autor und einer alles in Irritation versetzenden "dritten Person". Jean Bart, Leiter eines mittleren Pariser Verlagshauses, sucht einen neuen Assistenten, der ihm mit Schwung und frischen Ideen aus seinem altersbedingten Tief heraushelfen soll.
Die neue Kraft ist eine Frau, bestens ausgebildet, intelligent, jung und schön. Sie hat alles, wovon der Chef nur träumt, bis sich herausstellt, dass sie einen einzigen, allerdings erheblichen Makel hat, der im Verlagsgeschäft nicht gern gesehen wird: Sie schreibt. In einem Schlüsselroman, der kurz vor der Veröffentlichung steht, und zwar bei der Konkurrenz, verarbeitet sie ihre unglückliche Liebesgeschichte mit dem Starautor von Barts Unternehmen. Ein Wettrennen um den guten Ruf des Hauses, um Rache, Loyalität und unerfüllte Zuneigung nimmt seinen Lauf.
Rudolf Rach, der einstige Leiter der Theaterabteilung des Suhrkamp-Verlages und heutige Chef des renommierten Pariser Theaterverlages L'Arche éditeur, der die französischen Ausgaben der Stücke von Brecht, Beckett, Sarah Kane, Thomas Bernhard und Jan Fosse herausgibt, kennt sich aus in der Welt der Dramatik. Mühelos spielt er auf der Klaviatur tragischer Verwicklungen, in denen die einzelnen Figuren ungerührt ihre egoistischen Ziele verfolgen und dabei nacheinander unweigerlich zu Fall kommen.
Die schwächsten Passagen der Erzählung liegen in der Schilderung der wachsenden erotischen Spannung zwischen dem Verleger und der jungen Frau. Wenn die "hohen Absätze ihrem Gang etwas Wiegendes" verleihen, der "runde Hintern sich sanft bei jedem Schritt nach links und rechts verschob, und in dem alternden Verleger "sich ein Gefühl breit macht, das er lange nicht mehr gekannt hat", ist die Peinlichkeit nicht weit.
Ihre Stärken aber entfaltet die Geschichte in der Schilderung von Milieu und Atmosphäre der altmodischen Szenerie von Verlagen, in denen nicht Manager, sondern noch unverwechselbare Typen den Ton angeben. Und die Geschichte überzeugt in der Charakterzeichnung einzelner Figuren, des Szeneautors etwa, der seinen Zenit überschritten hat und verzweifelt alles in Gang setzt, um seinen Marktwert nicht zu verlieren; oder der ehrgeizigen jungen Frau, die mit dem, was ihr widerfuhr, wenn nicht ein Geschäft erhofft, dann doch ihr Entree auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten. So ist dieser Erstling zwar ein mitunter hausbackener, gleichwohl spannend angelegter Versuch über die Macht des Schreibens und darüber, wie Erlebtes, wie Buchstaben auf Papier ein fatales Schicksal spielen.
Besprochen von Edelgard Abenstein
Rudolf Rach, Eine französische Geschichte,
weissbooks-Verlag, Frankfurt am Main 2010, 182 Seiten, 18,80 Euro
Die neue Kraft ist eine Frau, bestens ausgebildet, intelligent, jung und schön. Sie hat alles, wovon der Chef nur träumt, bis sich herausstellt, dass sie einen einzigen, allerdings erheblichen Makel hat, der im Verlagsgeschäft nicht gern gesehen wird: Sie schreibt. In einem Schlüsselroman, der kurz vor der Veröffentlichung steht, und zwar bei der Konkurrenz, verarbeitet sie ihre unglückliche Liebesgeschichte mit dem Starautor von Barts Unternehmen. Ein Wettrennen um den guten Ruf des Hauses, um Rache, Loyalität und unerfüllte Zuneigung nimmt seinen Lauf.
Rudolf Rach, der einstige Leiter der Theaterabteilung des Suhrkamp-Verlages und heutige Chef des renommierten Pariser Theaterverlages L'Arche éditeur, der die französischen Ausgaben der Stücke von Brecht, Beckett, Sarah Kane, Thomas Bernhard und Jan Fosse herausgibt, kennt sich aus in der Welt der Dramatik. Mühelos spielt er auf der Klaviatur tragischer Verwicklungen, in denen die einzelnen Figuren ungerührt ihre egoistischen Ziele verfolgen und dabei nacheinander unweigerlich zu Fall kommen.
Die schwächsten Passagen der Erzählung liegen in der Schilderung der wachsenden erotischen Spannung zwischen dem Verleger und der jungen Frau. Wenn die "hohen Absätze ihrem Gang etwas Wiegendes" verleihen, der "runde Hintern sich sanft bei jedem Schritt nach links und rechts verschob, und in dem alternden Verleger "sich ein Gefühl breit macht, das er lange nicht mehr gekannt hat", ist die Peinlichkeit nicht weit.
Ihre Stärken aber entfaltet die Geschichte in der Schilderung von Milieu und Atmosphäre der altmodischen Szenerie von Verlagen, in denen nicht Manager, sondern noch unverwechselbare Typen den Ton angeben. Und die Geschichte überzeugt in der Charakterzeichnung einzelner Figuren, des Szeneautors etwa, der seinen Zenit überschritten hat und verzweifelt alles in Gang setzt, um seinen Marktwert nicht zu verlieren; oder der ehrgeizigen jungen Frau, die mit dem, was ihr widerfuhr, wenn nicht ein Geschäft erhofft, dann doch ihr Entree auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten. So ist dieser Erstling zwar ein mitunter hausbackener, gleichwohl spannend angelegter Versuch über die Macht des Schreibens und darüber, wie Erlebtes, wie Buchstaben auf Papier ein fatales Schicksal spielen.
Besprochen von Edelgard Abenstein
Rudolf Rach, Eine französische Geschichte,
weissbooks-Verlag, Frankfurt am Main 2010, 182 Seiten, 18,80 Euro