Hinter verschlossenen Türen
Es gab peinliche Pannen, Bestechung und sogar Todesfälle: Bei der Papstwahl kam es in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder zu kuriosen oder gefährlichen Begebenheiten. Ein Blick zurück auf die Geschichte des Konklaves.
Die Stimmung ist eisig! Zwar ist die Versammlung von Purpurträgern, die dort seit dem 30. November 1268 im Papstpalast von Viterbo tagt, recht klein: Elf Italiener, fünf Franzosen, ein Ungar. Aber immerhin ist sie groß genug, um für handfeste Kräche zwischen den untereinander heftig verzankten Fraktionen zu sorgen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich der König von Neapel unaufhörlich einmischt und alle Parteien gegeneinander ausspielt. Von dem Ziel, nun endlich einen neuen Papst zu wählen, sind die geistlichen Herren jedenfalls weit entfernt.
"Das kann dauern", denkt sich denn auch entnervt der Heilige Bonaventura, der Generalobere der Franziskaner, und beschließt, die Angelegenheit zu beschleunigen. Auf sein Anraten hin werden die Kardinäle kurzerhand im Papstpalast von Viterbo eingesperrt. Was nur folgerichtig ist, bedeutet "cum clave" ja "mit dem Schlüssel".
Allerdings sitzen die Eingeschlossenen nun keineswegs kommod bei fettem Kapaun, nahrhaften Pasteten und den edlen Tropfen der Region, sondern bei Wasser und Brot! Eine Speiseauswahl, die der dringend gewünschten Papstwahl eher abträglich scheint. Die Stimmung ist hitzig! Denn inzwischen ist es Hochsommer:
"Es muss entsetzlich heiß gewesen sein. Es wurden Wärter auf das Dach gestellt, die die ganze Zeit aufpassen mussten, sich dann auf dem Dach auch erleichterten und alles ging das Dach runter und tropfte auf die Kardinäle. Es muss richtig schlimm gewesen sein."
Als all das nichts fruchtet, so die Bonner Historikerin Christiane Laudage,
lässt der Bürgermeister von Viterbo kurzerhand das Dach abtragen, um die eingeschlossenen Unentschlossenen ungeschützt der Witterung auszusetzen.
"Das Konklave hat auch ein Todesopfer gefordert."
Der ungarische Kardinal Stefan Vancza jedenfalls scheint den Strapazen nicht gewachsen gewesen zu sein. Nach anderen Quellen überlebt auch sein Kollege Pironti von Terracina diesen Konklave-Stress nicht. Ob die beiden nun wegen der verheerenden hygienischen Verhältnisse oder am Hitzschlag verblichen, ist nicht überliefert. Dennoch scheinen diese drastischen Maßnahmen geholfen zu haben:
"Insgesamt haben sie dann doch einen neuen Papst gefunden. Und zwar war das Gregor X."
Am 1. September 1271. Nach einer Sedisvakanz von beinahe drei Jahren! Es war das längste Konklave der Kirchengeschichte.
"Das kann dauern", denkt sich denn auch entnervt der Heilige Bonaventura, der Generalobere der Franziskaner, und beschließt, die Angelegenheit zu beschleunigen. Auf sein Anraten hin werden die Kardinäle kurzerhand im Papstpalast von Viterbo eingesperrt. Was nur folgerichtig ist, bedeutet "cum clave" ja "mit dem Schlüssel".
Allerdings sitzen die Eingeschlossenen nun keineswegs kommod bei fettem Kapaun, nahrhaften Pasteten und den edlen Tropfen der Region, sondern bei Wasser und Brot! Eine Speiseauswahl, die der dringend gewünschten Papstwahl eher abträglich scheint. Die Stimmung ist hitzig! Denn inzwischen ist es Hochsommer:
"Es muss entsetzlich heiß gewesen sein. Es wurden Wärter auf das Dach gestellt, die die ganze Zeit aufpassen mussten, sich dann auf dem Dach auch erleichterten und alles ging das Dach runter und tropfte auf die Kardinäle. Es muss richtig schlimm gewesen sein."
Als all das nichts fruchtet, so die Bonner Historikerin Christiane Laudage,
lässt der Bürgermeister von Viterbo kurzerhand das Dach abtragen, um die eingeschlossenen Unentschlossenen ungeschützt der Witterung auszusetzen.
"Das Konklave hat auch ein Todesopfer gefordert."
Der ungarische Kardinal Stefan Vancza jedenfalls scheint den Strapazen nicht gewachsen gewesen zu sein. Nach anderen Quellen überlebt auch sein Kollege Pironti von Terracina diesen Konklave-Stress nicht. Ob die beiden nun wegen der verheerenden hygienischen Verhältnisse oder am Hitzschlag verblichen, ist nicht überliefert. Dennoch scheinen diese drastischen Maßnahmen geholfen zu haben:
"Insgesamt haben sie dann doch einen neuen Papst gefunden. Und zwar war das Gregor X."
Am 1. September 1271. Nach einer Sedisvakanz von beinahe drei Jahren! Es war das längste Konklave der Kirchengeschichte.
Das kürzeste Konklave der Kirchengeschichte
Eine recht rat- und lustlose Versammlung von Purpur- und Bedenkenträgern! An jedem Kandidaten mäkeln sie herum, kommen mit immer neuen Einwänden, nörgeln, können sich zu nichts durchringen.
"Das kann dauern", denkt sich diesmal der umtriebige Erzbischof von Mailand, Karl Borromäus, an diesem Maitag des Jahres 1572 und beschließt ebenfalls, die Sache zu beschleunigen. Er empfehle den Kardinälen, so raunt er, Ugo Boncompagni zum neuen Papst zu wählen. Dankbar wird der Vorschlag aufgegriffen.
Nach exakt 24 Stunden ist das Konklave mit einem einstimmigen Votum beendet und Ugo Boncompagni besteigt als Gregor XIII. den Stuhl Petri. Es war das kürzeste Konklave der Kirchengeschichte! Dass aber Undank der Welten Lohn ist, musste Karl Borromäus anschließend erfahren. Nachdem er nun seinem Favoriten Gregor XIII. zu päpstlichen Würden verholfen hatte, stellte sich heraus, dass der einen Sohn hatte! Als die Kardinäle Borromäus vorwurfsvoll fragten, ob er das denn nicht gewusst habe, antwortete er: "Ich nicht! Aber der Heilige Geist hat es gewusst. Und es hat ihm nichts ausgemacht." Was auch daher rühren mag, dass der neue Pontifex ein Spätberufener war, dem eine Verletzung des Zölibats nicht vorgeworfen werden konnte.
Das Konklave, so wie wir es heute kennen, gibt es seit dem 13. Jahrhundert. Es ist also eine relativ späte Einrichtung bei einer Papstwahl.
Christiane Laudage: "Zur Papstwahl gehören Kardinäle, Konklave und Zweidrittelmehrheit - alles erst verhältnismäßig späte Elemente, denn die Kirche hat vorher schon wenigstens 1100 Jahre einen Papst gewählt, wenngleich nicht im Konklave, sondern in sogenannten Wahlversammlungen, die allerdings auch extrem störungsanfällig sein konnten, wenn sich verfeindete Gruppen gegenüberstanden. Da gab’s dann auch schon mal ein Blutbad, wenn die Anhänger des einen und des anderen gegeneinander kämpften."
"Das kann dauern", denkt sich diesmal der umtriebige Erzbischof von Mailand, Karl Borromäus, an diesem Maitag des Jahres 1572 und beschließt ebenfalls, die Sache zu beschleunigen. Er empfehle den Kardinälen, so raunt er, Ugo Boncompagni zum neuen Papst zu wählen. Dankbar wird der Vorschlag aufgegriffen.
Nach exakt 24 Stunden ist das Konklave mit einem einstimmigen Votum beendet und Ugo Boncompagni besteigt als Gregor XIII. den Stuhl Petri. Es war das kürzeste Konklave der Kirchengeschichte! Dass aber Undank der Welten Lohn ist, musste Karl Borromäus anschließend erfahren. Nachdem er nun seinem Favoriten Gregor XIII. zu päpstlichen Würden verholfen hatte, stellte sich heraus, dass der einen Sohn hatte! Als die Kardinäle Borromäus vorwurfsvoll fragten, ob er das denn nicht gewusst habe, antwortete er: "Ich nicht! Aber der Heilige Geist hat es gewusst. Und es hat ihm nichts ausgemacht." Was auch daher rühren mag, dass der neue Pontifex ein Spätberufener war, dem eine Verletzung des Zölibats nicht vorgeworfen werden konnte.
Das Konklave, so wie wir es heute kennen, gibt es seit dem 13. Jahrhundert. Es ist also eine relativ späte Einrichtung bei einer Papstwahl.
Christiane Laudage: "Zur Papstwahl gehören Kardinäle, Konklave und Zweidrittelmehrheit - alles erst verhältnismäßig späte Elemente, denn die Kirche hat vorher schon wenigstens 1100 Jahre einen Papst gewählt, wenngleich nicht im Konklave, sondern in sogenannten Wahlversammlungen, die allerdings auch extrem störungsanfällig sein konnten, wenn sich verfeindete Gruppen gegenüberstanden. Da gab’s dann auch schon mal ein Blutbad, wenn die Anhänger des einen und des anderen gegeneinander kämpften."
Johannes Paul II. kam fast zu spät zu seiner eigenen Wahl
Zu seltsamen Begebenheiten während eines Konklaves kam es im Lauf der Kirchengeschichte immer wieder. So sicherte sich Giovanni Battista Cibo, der 1484 als Innozenz VIII. den Heiligen Stuhl bestieg, seine Wahl durch schlichte Bestechung. Bei der Wahl Pius’ X. 1903 kam es durch einen verunreinigten kupfernen Suppentopf zu einer Häufung von Lebensmittelvergiftungen, und 1922 durften drei Kardinäle aus Übersee nicht mitwählen, weil sie zu spät in Rom eintrafen. Nun waren Pünktlichkeitsprobleme offenbar keine Seltenheit:
"Zu dem Konklave 1978 gibt es die wunderbare Geschichte, dass Johannes Paul II. fast zu dem Konklave zu spät gekommen wäre, aus dem er als Papst herausging: Er kam mit fliegender Soutane um die Ecke gerannt, als der päpstliche Zeremonienmeister schon die Tür schloss, weil der glühende Marienanhänger einen kurzen Besuch bei einer Wallfahrtsstätte eingelegt, sich offensichtlich mit der Zeit vertan hatte und fast zu spät kam."
Überraschungen können aber nicht nur die Kandidaten mit Zeit-, sondern
auch die mit Gewichtsproblemen ereilen:
"Im Konklave liegen drei Gewänder für den nächsten Papst bereit. Die Schneiderfamilie Gamarelli, die seit über 200 Jahren für die Päpste die Gewänder herstellt, liefert ein großes, ein kleines und eins für einen etwas breiteren Herrn. Und diese drei Gewänder liegen dann bereit in der sogenannten ‚Kammer der Tränen‘. Als dann Johannes XXIII. gewählt wurde, passte leider Gottes keines der drei Gewänder - es war also große Not."
Der man durchaus pragmatisch begegnete. Eilig trennte man eine hintere Naht auf, damit das Gewand vorn geschlossen werden konnte. Den Balkon, auf dem sich der neue Pontifex dann den Gläubigen zeigte, verließ er dann vorsichtshalber rückwärts schreitend.
Nach wie vor gilt beim Konklave die völlige Abgeschiedenheit der Kardinäle.
Christiane Laudage: "Es gibt kein Twitter, es gibt kein Facebook aus dem Konklave, das würde ja das Konklavegeheimnis verletzen. Die Kardinäle müssen völlig abgeschlossen von der Außenwelt sein."
Als Kompensation für diese Härten dürfen die Eingesperrten aber sicherlich auf angemessene Kost hoffen. Wobei auch über die Speisefolge nichts nach draußen dringt. Ob nun "Spaghetti Vongole" für italienische Gaumen oder doch eher "Curry Vindaloo" als Tribut an die sechs indischen Kardinäle - das bleibt das Geheimnis der vatikanischen Kochkünstler.
Oder doch nicht so ganz?
"Die Kardinäle übernachten heute nicht mehr in der Sixtinischen Kapelle,
sondern sind im Gästehaus St. Marta untergebracht und werden dort auch sehr anständig verpflegt. Kardinal Meisner hat ja vom letzten Konklave erzählt, dass das Essen sehr gut war und dass sie richtig viel Spaß gehabt haben, nachdem die Wahl abgeschlossen war. Sie haben alle zusammen gegessen. Papst Benedikt hat sich zu den Kardinälen gesetzt und dann haben sie zum Nachtisch noch ein leckeres Eis bekommen."
Wer auch immer nun, in sicherlich absehbarer Zeit, auf dem Balkon der
Mittel-Loggia des Petersdoms stehen und der neue Pontifex sein wird - eines bleibt jedenfalls zu hoffen: Dass sich sein Gewand vorn und hinten schließen lässt.
"Zu dem Konklave 1978 gibt es die wunderbare Geschichte, dass Johannes Paul II. fast zu dem Konklave zu spät gekommen wäre, aus dem er als Papst herausging: Er kam mit fliegender Soutane um die Ecke gerannt, als der päpstliche Zeremonienmeister schon die Tür schloss, weil der glühende Marienanhänger einen kurzen Besuch bei einer Wallfahrtsstätte eingelegt, sich offensichtlich mit der Zeit vertan hatte und fast zu spät kam."
Überraschungen können aber nicht nur die Kandidaten mit Zeit-, sondern
auch die mit Gewichtsproblemen ereilen:
"Im Konklave liegen drei Gewänder für den nächsten Papst bereit. Die Schneiderfamilie Gamarelli, die seit über 200 Jahren für die Päpste die Gewänder herstellt, liefert ein großes, ein kleines und eins für einen etwas breiteren Herrn. Und diese drei Gewänder liegen dann bereit in der sogenannten ‚Kammer der Tränen‘. Als dann Johannes XXIII. gewählt wurde, passte leider Gottes keines der drei Gewänder - es war also große Not."
Der man durchaus pragmatisch begegnete. Eilig trennte man eine hintere Naht auf, damit das Gewand vorn geschlossen werden konnte. Den Balkon, auf dem sich der neue Pontifex dann den Gläubigen zeigte, verließ er dann vorsichtshalber rückwärts schreitend.
Nach wie vor gilt beim Konklave die völlige Abgeschiedenheit der Kardinäle.
Christiane Laudage: "Es gibt kein Twitter, es gibt kein Facebook aus dem Konklave, das würde ja das Konklavegeheimnis verletzen. Die Kardinäle müssen völlig abgeschlossen von der Außenwelt sein."
Als Kompensation für diese Härten dürfen die Eingesperrten aber sicherlich auf angemessene Kost hoffen. Wobei auch über die Speisefolge nichts nach draußen dringt. Ob nun "Spaghetti Vongole" für italienische Gaumen oder doch eher "Curry Vindaloo" als Tribut an die sechs indischen Kardinäle - das bleibt das Geheimnis der vatikanischen Kochkünstler.
Oder doch nicht so ganz?
"Die Kardinäle übernachten heute nicht mehr in der Sixtinischen Kapelle,
sondern sind im Gästehaus St. Marta untergebracht und werden dort auch sehr anständig verpflegt. Kardinal Meisner hat ja vom letzten Konklave erzählt, dass das Essen sehr gut war und dass sie richtig viel Spaß gehabt haben, nachdem die Wahl abgeschlossen war. Sie haben alle zusammen gegessen. Papst Benedikt hat sich zu den Kardinälen gesetzt und dann haben sie zum Nachtisch noch ein leckeres Eis bekommen."
Wer auch immer nun, in sicherlich absehbarer Zeit, auf dem Balkon der
Mittel-Loggia des Petersdoms stehen und der neue Pontifex sein wird - eines bleibt jedenfalls zu hoffen: Dass sich sein Gewand vorn und hinten schließen lässt.