Hip-Hop-Geschichte

Rappende Aufklärung und Gangsta-Geprotze

Der Deutsch-Rapper "Haftbefehl", bürglich Aykut Anhan, aufgenommen am 12.05.2014 in Berlin
Rapper Haftbefehl kreierte quasi nebenbei das Jugendwort des Jahres 2013. © dpa picture alliance / Christoph Schmidt/
Von Vivian Perkovic |
War Hip-Hop zunächst reine Partymusik, bei der der MC die Leute zum Tanzen animieren sollte, wurden im Laufe der Zeit Inhalte wichtiger. Und Sprachschöpfungen: Rapper Haftbefehl kreierte so das Jugendwort des Jahres 2013.
Musik: Rappers' Delight
Hip-Hop war zunächst die Musik der Party. Weil aber die Kunststücke des DJs so neu und beeindruckend waren, sind die Feiermenschen stehen geblieben und wollten zugucken. Der MC - Master of Ceremony - musste ihnen sagen: weitertanzen! Die MCs oder Rapperinnen, die später die zentralen Figuren wurden, waren anfangs also nur Animatoren.
Mit DJ Grandmaster Flash und seinen Furious 5 kommt der Inhalt. Und der wird in den 90ern schnell polarisierend: zwischen dem Gangster-Rap und Sozialem Bewusstsein der Native-Tongue-Bewegung, zwischen Ost- und Westküste.
Aber allen gemeinsam ist: der Rapper als Hauptperson, sein Text: das N-, das F-, das B-Wort, und im Gangster-Rap alle Markennamen von Autos bis Spirituosen.
Der Rapper Snoop Dogg macht die "izzl"s bekannt, sagt statt "for sure" "shizzl".
Hip-Hop wird in den 90ern auch in Deutschland die beherrschende Jugendkultur, bis in die Sprache hinein: amerikanische Ausdrücke werden zuerst 1 zu 1 ins Deutsche übersetzt – später dann nicht mehr:
Swag und Yolo wurden in Deutschland jeweils die Jugendworte des Jahres.
Allerdings dauerte es hier sehr lange bis deutscher Hip Hop im Mainstream sprachlich auf die Straße fand: Erst Aggro-Berlin brachte Anfang der 2000er Straßenslang in die Charts.
Und so richtig ernst genommen und wertgeschätzt wurde Authentizität und Sprachvermischung erst im vergangenen Jahr, als der Offenbacher Rapper "Haftbefehl" Feuilletonisten zum Kreischen brachte. Haftbefehle hatte mit "Babo" auch das Jugendwort des Jahres 2013 geprägt, nicht englisch, nicht deutsch, sondern kurdisch.
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