Hirnforscher über das Spielen

"Frei entfalten kann man sich nur spielerisch"

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Ein Mädchen verschiebt mit der linken Hand einen Spielstein auf einem Brettspiel, ihr Kinn hat sie auf die rechte Hand gestützt.
Jede Form von Kreativität ist das spielerische Ausprobieren von dem, was möglich ist, sagt der Hirnforscher Gerald Hüther. © imago / Photocase
Gerald Hüther im Gespräch mit Dieter Kassel |
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Ausprobieren, wie etwas gehen könnte: Darin erkennt der Hirnforscher Gerald Hüther den Sinn des Spielens. Auch der lebenslange Lernprozess gelinge nur spielerisch, ohne Druck. Eine überraschende Sicht hat Hüther auf das Fußballspielen.
Heute wird das "Spiel des Jahres" zum 40. Mal verliehen. Es sei kein Wunder, dass Menschen heute noch Brettspiele spielen, meint Gerald Hüther: "Es geht ja nicht immer nur ums Gewinnen, sondern es geht darum - das macht das Spiel eigentlich aus -, spielerisch auszuprobieren, wie etwas gehen könnte. Das ist ein zutiefst kreatives Geschehen."

Das Hirn baut sich immer wieder um

Hüther, Autor des Buches "Rettet das Spiel!", betont, wie wichtig Spielen für das Lernen ist: Zeitlebens könne man immer weiter lernen, das Hirn baue sich immer wieder um. Diesen Lernprozess konstruiere man selbst. "Deshalb ist das etwas, was nicht unter Druck stattfindet, sondern nur dann, wenn es sich frei entfalten kann. Frei entfalten kann man sich nur spielerisch."
Beim Fußballspiel würden Menschen ausprobieren, wie sie zusammenspielen können, "ohne dass eine Führungskraft ihnen sagt, was sie zu tun haben", so Hüther: "Je mehr man sich anstrengt, umso geringer ist die Chance, dass man gewinnt. Aber wenn das Zusammenspiel auf dem Platz gelingt, ist es meistens so, dass man auch gewinnt. Der Erfolg ist ein Nebenprodukt des Spiels, nicht die Hauptsache."
In dem Satz "Leider verloren, aber es war ein gutes Spiel" erkennt der Hirnforscher einen Beleg dafür, dass man sich langsam von der "Erfolgsorientiertheit" abwende.
(bth)
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