Wie wissen wir überhaupt, wo wir sind? - Die Navigation ist eine der Grundfähigkeiten des Lebens. Lange haben Wissenschaftler die Zellen gesucht, die unsere räumliche Orientierung steuern. Der Wissenschaftsjournalist Michael Lange erläuterte in Studio 9 am Mittag die Verdienste der ausgezeichneten Wissenschaftler. Hören Sie rein!
Medizin-Nobelpreis für Entdeckung des "inneren GPS"
Es ist eine große Ausnahme, selten bekommen Forscher-Ehepaare gemeinsam den Nobelpreis. In diesem Jahr ist es so weit: May-Britt und Edvard Moser aus Trondheim erhalten den Medizin-Nobelpreis für ihre Forschungen zur räumlichen Orientierung. Sie haben eng mit dem Amerikaner John O'Keefe zusammen gearbeitet, auch er wird ausgezeichnet.
Sie haben erforscht, wie es unserem Hirn gelingt, sich räumlich zu orientieren: Der Medizin-Nobelpreis 2014 geht zu gleichen Teilen an den britisch-amerikanischen Neurowissenschaftler John O'Keefe und an das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser.
Alle drei haben erforscht, welche Neuronen und welche Zellen im Hirn für die räumliche Orientierung zuständig sind. Woher weiß ein Mensch oder Tier, wo er ist? Wie merkt sich das Hirn überhaupt, wie man von A nach B kommen kann? Das Nobel-Komitee am Karolinska-Institut in Stockholm sprach heute Mittag von einem innerem GPS, also von einer Art Navi in unserem Hirn.
Auch für die Erforschung von Alzheimer interessant
Das Ehepaar Moser aus dem norwegischen Trondheim hat es gefunden. Zuständig sind die sogenannten Koordinaten-Zellen im Hirn, die sogenannten "grid cells". Ihre Entdeckung gilt als eine der wichtigsten Fortschritte der Neuro-Wissenschaften in diesem Jahrhundert.
Die Hirnforscher aus Norwegen haben in der Vergangenheit sehr eng mit dem US-Amerikaner O'Keefe zusammengearbeitet. O'Keefe beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit den Gedächtnisfunktionen des Gehirns. Eine Arbeit, die auch für die Erforschung von Krankheiten wie zum Beispiel Alzheimer von großem Interesse ist.
Die gemeinsame Auszeichnung für May-Britt und Edvard Moser aus Trondheim ist ungewöhnlich. Beide sind unter anderem auch studierte Mathematiker und Psychologen. In der Nobelgeschichte gab es nur sehr selten Preise für gemeinsam forschende Ehepaare. May-Britt Moser ist zudem erst die elfte Frau in der über hundertjährigen Nobelgeschichte, die mit einem Medizin-Nobelpreis geehrt wird.